Henrik Schwarz – Gut Ding will Weile haben

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Es gibt Projekte, die dauern ein wenig länger als andere. Im Falle von Henrik Schwarz und seinem neuen Album „Instruments“ waren es ganze vier Jahre. Bewegte Jahre, in denen rechts und links zwar noch einiges mehr passierte, in denen der Fokus dann aber doch hauptsächlich auf diesem einen, diesem besonderen Ding lag. Alles begann mit der Anfrage eines Orchesters aus Stuttgart, das Schwarz bat, seine clubbigen Stücke auf die Bühne bringen zu dürfen. Ohne Beat, dafür mit viel Gefühl und Präzision.

„Ich wollte bei dem Klassikfestival, auf dem das Ganze präsentiert werden sollte, gar nicht als Elektroniker auftreten und dachte mir, es sei doch viel besser, für diesen Zweck speziell etwas zu schreiben“, erzählt mir Schwarz, als wir uns an einem Freitagvormittag im Berliner Büro der Klassikabteilung der Sony treffen. Hier erscheint sein Album, und hier ist er in guter Gesellschaft, wenngleich es zur Zeit doch weitaus mehr clubaffine Medien sind, die sich für „Instruments“ interessieren. Henrik erinnert sich weiter: „Ich hatte überhaupt keine Ahnung, wie man für ein Orchester schreibt. Man schickte mir einen Arrangeur, mit dem ich das Ganze dann aufarbeitete.“ So fing alles an, und dem folgte noch der eine oder andere Zufall. Geändert hat allein die lange Zeit und die Auseinandersetzung mit seiner Musik auf diese neue Art und Weise manches in Henriks musikalischer Auffassung: „Als ich die erste Probe hörte, habe ich direkt Feuer gefangen, aber auch festgestellt, dass ich viel zu wenig weiß über diese Art des Musikmachens. Und wenn man es richtig machen will, muss man eben viel arbeiten.“ Schwarz ist jemand, der sich vor Arbeit nicht scheut. Im Gegenteil, sie motiviert ihn zu Größerem. Und so war es für ihn ganz selbstverständlich, das Klavierspielen und das Notenlesen zu erlernen. „Es passiert ja nicht oft, dass man etwas findet, bei dem man sich so festbeißen will.“ Henrik Schwarz allerdings passiert das häufiger. Ihm ist die Vorstellung ein Graus, sich für längere Zeit auf nur eine Sache zu konzentrieren. Und so entstehen abseits vom Hauptgeschäft – im Falle von Schwarz den geliebten House und Techno – noch andere große Dinge. Zum Beispiel ein Jazz-Projekt mit dem Pianisten Bugge Wesseltoft und Bassist Dan Berglund, das im Oktober letzten Jahres das Albums „Trialogue“ hervorbrachte und mit dem er gerade durch die Konzertsäle des Landes tourt.

Doch zurück zur Klassik und „Instruments“. Nach dem Auftritt des Stuttgarter Orchesters mit Schwarz’ Stücken folgten alsbald weitere Anfragen dieser Art, unter anderem eine Aufführung im Rahmen des Amsterdam Dance Events im legendären Concertgebouw. Ein weiterer, prägender Schritt für Schwarz in Richtung des jetzt bereitstehenden Klassikalbums. „Ich habe noch mal alles an Manpower zusammengetragen, was ich zur Verfügung hatte, um das auf die Beine zu stellen. Und weil es eh schon so gut lief, kam dann die Frage, ob wir es eine Woche später nicht gleich auch noch in Tokio machen wollten.“ Da konnte und wollte Schwarz natürlich nicht nein sagen, und so fand er sich sieben Tage später in einem buddhistischen Tempel wieder. Mit 27 japanischen Musikern und der Dirigentin Emi Akiyama. Für alle Anwesenden ein einzigartiges Erlebnis. Auch für Schwarz, der sich nun glücklich schätzt, diesen Abend mit der Welt in Form von „Instruments“ teilen zu können und es so vielleicht ja vermag, dem einen oder anderen Auge und Ohr für die Klassik zu öffnen. Das Ende seiner House und Techno-Karriere bedeutet das aber nicht. Schwarz braucht die so unterschiedlichen musikalischen Ansätze, die sich gegenseitig bedingen, ergänzen und ihn antreiben. Und so arbeitet er bereits jetzt schon wieder an seinem Live-Act für die anstehende Festivalsaison, bei der er unter anderem beim Awakenings spielen wird. / Nicole Ankelmann

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Foto: Ben Wolf