Hercules DJ Control Inpulse 300 –  Entertrainer

„Mix easy – become a DJ“ heißt der Slogan, mit dem Hercules DJ seinen neuen Controller Inpulse 300 bewirbt. Insbesondere der zweite Teil lässt aufhorchen. Denn tatsächlich besitzt das Gerät unter anderem eine Beatmatching-Funktion, die Einsteigern das Mixen nach Gehör beibringen soll. Dafür hat er sogar jüngst den Innovation Award auf der New Yorker Future Tech-Messe CES erhalten. Wir geben uns mal ganz unerfahren und drehen eine Trainingsrunde.

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Optisch und beim Bedienlayout nähert sich der Inpulse 300 schlauerweise dem DJ Controller-Standard an, wie er beispielsweise von Pioneer oder Native Instruments gesetzt wird. Bislang haben die Franzosen ja eher ein eigenständiges Designkonzept verfolgt. Nun zieht man ein irgendwie bekanntes, ebenmäßig schwarzes Tool aus der Kartonage, das wie eine Rampe ins Profisegment wirkt. Dazu zählen beispielsweise die 2 x 8 Performance-Pads am unteren Rand jeder Playerseite, die man wahlweise mit Hot Cues besetzen oder Rolls, Slices und Samples auslösen kann. Auch die massiven, drucksensitiven 150-Milimeter-Jogwheels ermöglichen prinzipiell Aktionen auf professionellem Niveau, zumal Kreativfunktionen wie Vinyl-, Beat-Loop- und Slip-Mode vorhanden sind. Gleichzeitig kann der Zweikanaler aber nicht verbergen, dass er ein Einsteigertool für gerade mal 199 EUR ist. Vor allem die einfachen Hartkunststoffpotis verwöhnen nicht unbedingt mit haptischem Komfort. Hinzu kommt, dass die Regler für das Gain, den Master, die Headphone-Lautstärke und die FX-Abteilung übermäßig schwergängig sind. Ähnliches lässt sich über die Jogwheels berichten. Sie funktionieren technisch tadellos, laufen gleichmäßig, aber leider ebenfalls etwas schwergängig. Dass es auch anders geht, beweisen die kombinierten Lowpass-Highpass-Filterpotis pro Kanal. Sie sind zwar ebenfalls eher klein, lassen sich aber ideal führen. Ebenfalls überzeugen können die leichtläufigen Faderelemente sowie die umfangreiche Vorhörsektion inklusive PFL-Button. Die bereits erwähnten Performance-Pads sind ebenfalls praktikabel und LED-illuminiert, allerdings erfüllen sie nicht die durch die Gummierung geweckte Hoffnung auf Anschlagdynamik. Sie arbeiten als ganz klassische Klickpunkt-Buttons. Noch schnell zu den Anschlüssen: Rückseitig sind ein USB-Anschluss für die Computerverknüpfung sowie ein Cinch-Out-Paar für die Audioableitung vorhanden. Eine interne Soundkarte bringt der Inpulse 300 entsprechend ebenfalls mit; sie arbeitet in gängiger 24-bit/44.1 kHz-Auflösung. Komplettiert wird die Anschlusssektion durch den frontseitigen Kopfhöreranschluss im Miniklinkeformat.

Would you help me Doctor Beat
Lassen wir die mit dem Inpulse 300 problemlos durchführbaren Standard-DJ-Aktionen mal außen vor und wenden uns gleich den Hilfsfunktionen zu. Der Inpulse 300 möchte mit seinem sogenannten Beatmatch-Guide dazu animieren, das zunehmend vernachlässigte Beherrschen des Beatmatchings nach Gehör wieder zu erlernen. Das Trainings-Feature lässt sich mit einem Button unterhalb der mittigen Master-Sektion jederzeit zuschalten. Sogleich werden zum einen seitlich der Pitchregler rote Up/Down-Leuchtpfeile sichtbar. Je nachdem, ob der neu gestartete Track im Verhältnis zum spielenden Track zu schnell oder zu langsam läuft, zeigen die Pfeile an, ob man den Pitcher nach oben oder unten bewegen muss. Bei BPM-Gleichstand leuchten beide Pfeile kurz auf und erlöschen dann. Der Pitch-0-Wert wird durch eine grüne Linie angezeigt. Um schließlich die Takte genau übereinander zu legen, besitzen zum anderen auch die Joghweels sogenannte Beat-Align-Pfeile. Sie zeigen an, ob man den Teller für den perfekten Match zurück- oder nachdrehen muss. Auch hier erlöschen die Pfeile bei einem Match. Wer noch grundsätzliche Verständnisprobleme mit dem Beatmatching-Prozess hat, erhält über die mitgelieferte DJ-Software DJUCED direkten Zugang zur DJ Academy von Hercules. Das ist nichts anderes als ein YouTube-Kanal mit diversen Tutorials, auf die über eine gesonderte Menüoberfläche innerhalb der Software zugegriffen wird. Die Tutorials werden in einem Popup-Fenster innerhalb DJUCED abgespielt, wobei die DJ-Oberfläche selbst weiterhin live mit dem Controller gesteuert werden kann. Wer sich noch in der absoluten Einsteigerphase befindet, sollte also auf jeden Fall mit der mitgelieferten DJUCED-Software starten, um die Hilfsfunktionen nutzen zu können. Dazu zählt auch der zuschaltbare, Intelligente Musik-Assistent (IMA), der unter anderem auf Basis eines sogenannten „Energy Levels“ ähnliche Tracks vorschlägt. Energy Level bedeutet, dass die Titel je nach Geschwindigkeit, Atmosphäre usw. eine bestimmte Farbcodierung von Rot (tanzbar) bis Blau (chillig) erhalten, die dann über einen LED-Ring am Browser-Encoder dargestellt wird. Damit das (wie auch alle anderen taktabhängigen Funktionen) funktioniert, müssen die Tracks natürlich vorher analysiert worden sein. Das passiert spätestens beim Laden eines Titels in eines der virtuellen Decks – und zwar in Echtzeit.

Bleibt abschließend die Frage, ob die Hilfsfunktionen wirklich etwas bringen. Was den Beatmatch Guide betrifft: auf jeden Fall. Denn was wohl jedem Einsteiger die größten Schwierigkeiten bereitet, ist festzustellen, ob der neu eingemixte Track nun zu schnell oder zu langsam läuft. Da geben die Pfeile eine gute Hilfestellung, auch wenn sie keine technische Revolution sind. Schön wäre ein längerer Pitchreglerweg als die vorhandenen 40 mm gewesen, um die Feinmotorik turntablegerecht zu schulen. Wer sich um das Beatmatching rein nach Gehör herumschummeln möchte, hat übrigens weiterhin die Möglichkeit. Denn sowohl die BPM-Werte wie auch Wellenform-Taktmarker werden in der Software ja weiterhin angezeigt. Ausblenden geht leider nicht. Auch ein Auto Sync ist für den Notfall vorhanden. Und was den Intelligenten Musik-Assistenten mit der Energy Level-Funktion betrifft, entziehen wir uns besser einer Wertung. Technisch funktioniert er einwandfrei. Nur wahrscheinlich kommen wir noch zu sehr aus einer Zeit, als der DJ selbst jeden seiner Tracks in- und auswendig kannte. Insofern: Wer mit dem dem Inpulse das Beatmatching ohne visuelles Netz und doppelten Auto Sync-Boden beherrscht, wird zwar nicht ansatzlos auf einen Turntable umsteigen können. Aber er ist doch auf einem sehr guten Weg dorthin. Alleine schon für die Idee hat Hercules die maximale Punktzahl verdient.

www.hercules.com