Hervé Ak – Ein Ohr für den Underground

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Hervé Ak – Ein Ohr für den Underground

 

Hervé Ak, der Macher hinter den Labels Inclusif und Place For Us, ist trotz der noch jungen Labelgeschichte schon seit vielen Jahren Teil des elektronischen Kosmos. Er veröffentlichte auf namhaften Imprints, bereiste viele Länder und bespielte zahlreiche Underground-Locations in Europa. Seiner Linie bleibt er auch Jahre später treu, fördert er doch mit seinen Labels unbekannte und talentierte Künstler. Wir haben mit Hervé Ak über seine musikalische und tatsächliche Heimat gesprochen.

Du wohnst in Lyon, im Südosten Frankreichs. Erzähl uns doch etwas über die Stadt des Lichts und der Seide.

Hier in Lyon bin ich zu Hause, hier bin ich geboren und aufgewachsen. Mittlerweile habe ich hier auch meine eigene Familie gegründet und verbringe viel Zeit mit meinem Sohn. Es geht mir sehr gut hier. Lyon ist mit seiner historischen Altstadt, den vielen kleinen Restaurants und den wunderschönen Lichtern bei Nacht sehr zu empfehlen. Seit fast 30 Jahren feiern wir hier jährlich das Fest der Lichter, das zahlreiche Touristen aus der ganzen Welt anlockt. Natürlich gibt es auch eine Menge Möglichkeiten, die Nacht zum Tag werden zu lassen, und man stößt dabei auf viele internationale DJs und Live-Acts. Das Nachtleben hat sich etwas verändert in Frankreich, das Publikum in den Clubs ist jünger geworden und auch ich gehe weniger oft aus als früher. Die letzte Location, in der ich selbst mitmischte, war der Bellona Club. Ein Restaurant- und Club-Boot auf der Rhone mit toller Atmosphäre! Darüber hinaus gibt es noch vier oder fünf weitere sehr gute Clubs und Konzertlocations. In Lyon lässt es sich jedoch nicht nur gut feiern, sondern auch hervorragend essen! Ich bin durch die Musik schon viel herumgekommen und bin mir sicher, dass wir, was die Küche betrifft, ziemlich weit vorne liegen (lacht).

Lyon hört sich wirklich sehr einladend an! Du betreibst zwar kein Restaurant, zeigst dich jedoch für die musikalische Auslese auf deinem Label Inclusif verantwortlich.

Seit vielen Jahren bin ich nun schon DJ und Produzent, reiste über sechs Jahre jeden Donnerstag, Freitag und Samstag durch Europa. Nach 15 Jahren im Nachtleben trete ich etwas kürzer, kümmere mich mehr um meine Familie, meinen Sohn. Die Idee, ein eigenes Label zu machen, hatte ich jedoch schon lange und nun war die Zeit reif dafür!
Inclusif habe ich vor rund drei Monaten gegründet – im Moment ist es noch ein rein digitales Label. Hier möchte ich Musikern und Produzenten eine Plattform bieten, die mit mir die Leidenschaft für melancholische, minimale und wunderbare Sounds teilen. Ich möchte mich dabei jedoch nicht allzu sehr festlegen und so schlängeln wir uns durch einen Mix aus Deep, Minimal, House sowie Deep Techno. Bisher arbeitete ich auf Inclusif mit talentierten Künstlern wie Emorine, Lune, Dirty Suna, Nutype, Laurent Chanal, Lawrel und Different Universes. Zwar habe ich nach wie vor guten Kontakt zu den großen Acts unserer Szene, doch ich bevorzuge die Arbeit mit jungen und neuen Künstlern, auf die ich selbst aufmerksam werde. Auch um die Artworks der einzelnen Releases kümmere ich mich selbst.

Was ist in deinen Augen wichtig für einen guten Track?

Ich habe viel Spaß daran, mich nächtelang durch SoundCloud zu hören und dabei neue, mir bisher unbekannte Künstler und Tracks zu entdecken. Natürlich lässt sich auch gute Musik in den Charts finden, aber wenn du dich selbst überraschen möchtest, dann ist es manchmal nötig, den Underground zu durchleuchten. Das erste Demo, das ich auf und mit einem kleinen Sampler in meinem Zimmer produziert und anschließend verschickt habe, landete letztendlich auf Kompakt. Ich denke, der beste Weg, um mit seiner Musik Erfolg zu haben, ist, sich nicht zu verstellen, auch musikalisch nicht.

Aus dem FAZEmag 058/12.2016
Text: Gutkind
Foto: Noémi Vincenot
www.soundcloud.com/inclusif