Hoppetosse und Club der Visionäre Berlin: Clubgründer verraten ihr Geheimnis

Hoppetosse und Club der Visionäre Berlin: Clubgründer verraten ihr Geheimnis

„Beginne mit einem guten musikalischen Konzept, einem Steuerberater und der Rest wird folgen“ so Gregor Krämer und David Höhne vom Club der Visionäre und der Hoppetosse in Berlin.

In Ihrer Reihe „Art of Promotion“ setzt sich Resident Advisor mit legendären Club-, Party und Festivalmacherinnen auseinander und möchte einen Blick hinter die Kulissen prägender Venues und auf die Personen dahinter werfen. In der letzten Ausgabe wurden die Köpfe hinter dem CDV und der Hoppetosse, dem zum Club gewordenen Boot im Herzen Kreuzbergs, beleuchtet.

Mit seiner Location, einem ehemaligen Hausboot, einer Tanzfläche, die maximal 50 Leute fasst und und DJs, die mit ihrer minimalistischen Musik von hier aus zu Weltruhm gelangt sind wie Ricardo Villalobos, hat sich der Club der Visionäre seit 2001 zu einem der prägendsten Orte der Clubkultur Berlins, ja ganz Deutschlands und der Welt entwickelt. Die Macher, Gregor Krämer und David Höhne, stehen auch hinter dem Boot-Club Hoppetosse, der sich ähnlicher Beliebtheit erfreut.

Höhne begann damals noch mit einer an Plattenspielern angeschlossenen Boombox. Krämer kam als 17jähriger dazu und verstärkte als Betriebs- und Volkswirt das Büro, welches sich bis 2014 noch über dem Club der Visionäre befand. Von Anfang an prägte eine eher auf privaten Kontakten basierte Booking-Politik den Club, alle DJs waren Freunde und Bekannte, so dass ein Line-Up auch erst eine Woche vor der Veranstaltung feststehen konnte. Das prägte unter anderem das familiäre Flair des Clubs.

In den letzten Jahren ist aus den Clubs ein seriöses Unternehmen geworden, das ständig mindestens 60 Mitarbeitende umfasst. In ihrem Interview mit RA sprachen die beiden Macher der Clubs davon, wie sie das Bild Berlins prägen wollen und wie sich die Stadt auch verändert hat.

Die besondere Stimmung ähnele laut Krämer der eines Jazzclubs, in der die DJs eher miteinander jammen, als sich nach klaren Setzeiten zu richten. Der Sound ist fluide auch wenn er klar von der Entstehungszeit geprägt ist in der minimaler House-Sound hoch im Kurs stand, so Krämer. Ein weiterer Faktor für die lockere Herangehensweise ist, dass der Club die Organisation seiner Partys oft in die Hände veranstaltender DJs legt denen Krämer und Höhne durch jahrelange Freundschaften vertrauen. Dieses Konzept geht laut Krämer auch immer noch auf und das Publikum steht dem auch offen gegenüber so Höhne. Trotzdessen, das der Club laut Machern in einer Fantasie-Blase stattfinde versuchen Sie die Verbindung zur jüngeren Generation aufrechtzuhalten.

Dass sich der Club so gut entwickeln konnte lag wohl auch an daran, dass der Club (der Visionäre) zu seiner Anfangszeit von den Behörden weitgehend unbehelligt blieb, weil er an der Ost-West-Grenzender Stadt gelegen, nicht klar auf einer Seite zuzuordnen war. Daneben bleibt ein Rezept bis heute die Eintrittspreise sozialerweise niedrig zuhalten, was bei einem Club der Dimension ein echtes Alleinstellungsmerkmal bedeutet. Um aber finanziell im Gleichgewicht zubleiben sollen die Partys auf der Hoppetosse ein etwas breiteres Publikum anziehen.

Auch die Probleme mit Nachbarn und Lärmbelästigung hat der Club wohl in den Griff bekommen. Dabei war der Berliner Senat behilflich. Kann tagsüber voll aufgedreht werden, muss die Anlage nachts beträchtlich leiser eingestellt werden, doch ab 06:30 morgens darf dann auch wieder zu 100 Prozent aufgedreht werden.

Wie der ganze Spaß zu managen ist, wenn man zwischen 60 und 120 Mitarbeitende verwaltet, weiß Höhne manchmal selbst nicht. Durch die veränderte Stadt, die Inflation und den sozialen Anspruch des Clubs steht das Unternehmen trotz des lockeren Vibes, den die beiden Männer verbreiten, regelmäßig vor ernsthaften Aufgaben wie einer Finanzplanung im Voraus.

Darum lautet der größte Rat der beiden: „Man braucht ein gutes musikalisches Konzept, und man braucht von Anfang an einen guten Steuerberater. Wenn man eine Gehaltsliste hat, mit Leuten, die bezahlt werden müssen, dann sind die 100.000 oder 200.000 Euro, die man auf dem Geschäftskonto hat, schnell weg, wenn zum Beispiel eine Pandemie kommt. Aber wenn die Dinge gut laufen, scheint alles in Ordnung zu sein.“

Insgesamt scheinen Gregor Krämer und David Höhne voller Zuversicht in die Zukunft zu schauen und so antworten sie auf die Frage nach eben jener, dass es schon laufen wird.

„Die Basis wird die gleiche bleiben. Mit der Zeit werden mehr Leute zu unserer Community stoßen. Das Wichtigste ist, dass wir eine gute Mischung zwischen neuen und bekannten DJs haben. Ich freue mich, wenn wir noch viele Jahre so weitermachen können“, so Gregor.

Worauf hin David ergänzt: „Wir werden unsere Augen offen halten, ohne unsere Wurzeln zu vergessen.“