HVOB – Arbeiten als Duo

Arbeiten als Duo – mit HVOB. Credit: Andreas Jakwerth

Alles neu bei HVOB: Das österreichische Produzenten-Duo um Anna Müller und Paul Wallner hat kürzlich nicht nur eine neue Single („What They Gave Me“) veröffentlicht, sondern auch eine neue Welttournee samt Lightshow angekündigt, die auf den Namen „The Silver Cage“ hört. Bevor es aber am 11. September in Wien mit der Tour, die auch in vielen deutschen Städten Halt macht, losgeht, bitten wir die beiden zu einem kleinen Privat- und Studiotalk.

Hallo, ihr beiden. Welche Umstände haben euch damals zusammengeführt? Vielleicht gibt es zu euren Anfängen ja eine lustige kleine Anekdote oder etwas in der Art.

Anna: Wir haben uns auf einer Backstage-Afterparty beim Frequency Festival am Salzburgring kennengelernt – damals, als Nine Inch Nails und Jimmy Eat World Headliner waren. Das ist wirklich viele Jahre her, 2007 oder so. Man kann also schon sagen, dass uns die Musik damals zusammengeführt hat.

Werfen wir einen Blick auf euren Studio-Habitus. Wie sieht ein normaler Tag bei euch aus?

Paul: Wir starten beide meist unabhängig voneinander neue Ideen, jeder produziert Demos erstmal für sich zu Hause. Es fällt uns leichter, produktiv zu sein, wenn sich jeder auf seine eigene Kreativität konzentrieren kann. Wenn wir beide das Gefühl haben, dass die Tracks so weit sind, dass sie der andere hören kann, spielen wir sie uns vor, und der andere übernimmt den Track. So geht das hin und her, bis wir ab einem gewissen Punkt gemeinsam daran weiterarbeiten.
Anna: Was wir gelernt haben: Wir schauen mittlerweile, dass die Tage im Studio nicht zu lange dauern, also nicht bis tief in die Nacht. Das haben wir früher anders gemacht, und es hat uns nicht gutgetan. Für die Objektivität und den Klang ist das sehr hilfreich. Das Gehör hat nur ein paar Stunden, bis es erschöpft ist. Und wir auch.

Hier könnt ihr in die Single „What They Gave Me“ von HVOB reinhören und diese käuflich erwerben:

Ein kurzer Studio- und Gear-Vergleich: 2013 vs. 2024?

Paul: 2013 haben wir noch viel mit Pro Tools und Logic gearbeitet, inzwischen sind wir komplett bei Ableton Live angekommen. „In the box“ zu arbeiten, war aber schon immer unsere Art, Musik zu machen. Es gibt gezielte Ausflüge in die analoge Welt, aber wir lieben einfach die schnellen Möglichkeiten des Computers. Wir ändern im Prozess oft unsere Meinung – analog zu arbeiten, wäre da manchmal einfach zu anstrengend.

Was schätzt ihr am meisten aneinander?

Paul: Im Studio auf jeden Fall, dass Anna oft unerwartet mit einer Vocal-Line kommt, die stark ist, ohne gewollt zu klingen. Das macht einen großen Teil unseres Stils aus.
Anna: Dass Paul unglaublich geduldig in allen Schritten im Prozess des Mischens ist. Ich bin das viel weniger, ich habe viel mehr Freude am Komponieren und Produzieren, am Finden von Sounds. Ich bin sehr froh, dass Paul das gerne macht und sich da viel mehr reinnerden kann als ich.

Und was geht euch auf die Nerven (natürlich mit einem Augenzwinkern)?

Anna: Dass wir uns beide gerne an Kleinigkeiten festbeißen, die eigentlich ziemlich nebensächlich sind – vor allem im Studio, beim Mischen oder Mastering. Manchmal aber auch im echten Leben.
Paul: Das liegt auch daran, dass wir beide Perfektionisten sind. Wir arbeiten dran.

Wie geht ihr mit Differenzen im Studio um?

Paul: Entweder wir ändern die kritische Passage so lange, bis beide zufrieden sind. Wenn das nicht klappt, lassen wir sie ein paar Tage ruhen. Es gibt immer Parts, die dem einen besser gefallen als dem anderen – das gleicht sich über mehrere Songs gesehen meist aus. Wenn alles nichts hilft, bleibt der Track einfach liegen. Manchmal greifen wir ihn erst Jahre später wieder auf.

Euer schönster/denkwürdigster gemeinsamer Moment?

Anna: Da gibt es viele. Ein besonderer Moment war bestimmt unsere erste eigene Nightliner-Tour 2017. Die war sehr schnell ausverkauft, obwohl wir manche Venues kurzfristig hochverlegt hatten. Mit dieser Nachfrage hätten wir niemals gerechnet.
Paul: Highlights waren auch unsere zwei Boiler-Room-Sets – das erste liegt nun schon viele Jahre zurück – das erste Mal auf dem Burning Man oder unser Auftritt als Day-Headliner beim Sónar. Unvergesslich war auch unsere erste Tour in Indien und China. Solche Erlebnisse bleiben für immer.

HVOB live im Wiener Konzerthaus 2024, aufgezeichnet von ARTE Concert:

Verbringt ihr auch privat viel Zeit miteinander? Falls ja, welche Aktivitäten unternehmt ihr gerne gemeinsam?

Paul: Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil privat und beruflich in unserem Job oft verschwimmen. Wir verbringen durch die Band unglaublich viel Zeit miteinander, aber privat sehen wir uns dann eher selten.
Anna: Wenn wir mal ein paar Tage zu Hause sind, tut es gut, Ruhe zu haben. Außer es gibt einen Karaoke-Abend – da sind wir unaufhaltbar.

Die Tour „The Silver Cage“ von HVOB findet zwischen dem 11. September und den 31. Oktober 2025 statt. Hier geht es zu den Tickets.

Aus dem FAZEmag 155/01.2025
Copyright: Universal
Web: www.hvob-music.com