„I Love Vinyl“ – das besondere Open Air

Patrick Vano – I Love Vinyl 2015
Patrick Vano – I Love Vinyl 2015

Im Thüringer Norden gibt es seit 2009 ein ganz speziellen Festival. „I Love Vinyl“ lautet der Name, der hier mehr als Programm ist. Hier treffen sich nicht nur Vinylliebhaber, es müsse auch alle DJs mit Vinyl auflegen – keine CDs, keine MP3s. Ein Konzept, dass gut ankommt, weit über den üblichen Vinyl-DJ-Kreis hinaus, denn hier spielen auch DJs, die sonst schon eher in digitalen Sphären unterwegs sind. Auf die Beine gestellt hat das Festival Niklas Worgt, besser bekannt als Dapayk Solo, den wir im Rahmen unserer THEMENWOCHE VINYL ein paar Fragen zum Event gestellt haben.

In diesem Sommer findet das Open Air am 30. Juni unter dem Namen „I Love Vinyl Sommerfest“ an der Barbarossahöhle in Rottleben statt: www.facebook.com/events/2054167501532559

Wie ist die Idee zum Open Air entstanden, wer steckt dahinter und wie sind die Aufgaben verteilt?

2007/08 war es schon fast normal geworden, dass in den Clubs ausschließlich digital gespielt wurde. Viele neue Acts schwemmten die Clubs mit halbgaren Sets. Es war spürbar, dass vielen die Erfahrung fehlte, die man erst durch jahrelanges Üben mit Vinyl erlangen konnte. Sie waren einfach zu schnell auf der Bühne und die musikalische Qualität litt. Um genau auf diesen Umstand hinzuweisen, hatten wir bereits eine T-Shirt-Reihe mit dem „I LOVE VINYL“-Logo im Labelshop. Irgendwann saß ich dann mit Jörn, der als Kleinschmager Audio einer unser Label-DJs war, bei einem Bier zusammen und wir unterhielten uns über die letzten DJs die wir so gehört hatten. Wir hatten schon Ende der Neunziger kleinere, gemeinsame Partys veranstaltet und nun wollten wir zeigen, wie sich Vinyl anhört, wenn es richtig eingesetzt wird. Das Ganze in unserer alten Heimat Thüringen zu veranstalten, war dann Ehrensache.
Jörn übernahm den Technik-Part, mein Labelpartner Jan die Ablauforga, ich das Booking. Alles sehr improvisiert und in drei Wochen auf die Beine gestellt, auf der ersten Party spielten Pan-Pot, das Feedback war super und gab uns Schwung weiterzumachen.

2009 fand das Event zum ersten Mal statt. War es schwierig, DJs zu überreden, nur mit Vinyl aufzulegen? Und hat sich das bis heute verändert?

Anfangs war das noch nicht ganz so schwierig. Viele der Acts kauften noch hin und wieder Vinyl und waren froh, endlich mal wieder gute technische Bedingungen vorzufinden. Ich kann mich erinnern, dass Gernot von Modeselektor mich im Backstage vom SonneMondSterne Festival ansprach und bei uns spielen wollte, was mich sehr freute. Im Jahr drauf waren die Jungs dann da. Man rannte also fast offene Türen ein. Dennoch wurden es Jahr für Jahr weniger Acts, die den Aufwand mit Vinyl zu spielen, auf sich nahmen. Wollte man sich im Booking nicht wiederholen, wurde es immer schwieriger. Es gibt aber immer noch genug Vinylliebhaber, um weiter zu machen.

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Wie hoch ist den der Anteil an DJs, die generell nur mit Vinyl auflegen?

Vermutlich um die zwei Prozent …

Wie ist denn das Publikum? Man könnte ja vermuten, dass dort nur alte Techno-Nostalgiker mitfeiern. Aber das stimmt wahrscheinlich nicht, oder?

Wir haben eine gute Mischung aus jungen und erfahreneren Gästen. Für manche ist das I LOVE VINYL die eine Party im Jahr zu der sie es noch mal krachen lassen. Die jüngeren Gäste sind aber in der Überzahl.

Vinyl boomt seit einigen Jahren. Wirkt sich das in irgendeiner Weise aufs Open Air aus? Und wie wirkt sich auf das Label aus?

Wir haben von diesem Boom nur wenig gemerkt. Die Wartezeit im Presswerk beim Produzieren einer Vinyl hat sich zwar deutlich verlängert, aber der Hype scheint sich eher auf dem Pop-/Rock-Sektor abzuspielen. Auf unserem Label Mo’s Ferry Prod. veröffentlichen wir aber noch 2-3 Vinyle pro Jahr.

Kannst du uns schon verraten, wer in diesem Jahr dabei sein wird?

Wir sind gerade noch in der Finalisierung des Line-ups, aber wir freuen uns sehr, dass Mathias Kaden zugesagt hat. Natürlich werde ich auch als Dapayk spielen.

Wie habt ihr an die Location entdeckt?

Die Location ist eine Wiese vor einem Ausflugsziel meiner Kindheit, der Barbarossahöhle. Auf einer Seite ragt das Kyffhäusergebirge steil auf, auf der anderen öffnet sich die Diamantene Aue mit ihren Feldern und Wiesen. Als ich mit Jörn damals zusammensaß, fiel uns auf, dass noch niemand dort eine Party gemacht hatte. Dabei ist das Gelände mit seinen alten Bäumen perfekt.

Ein besonders magischer Moment, der dir Erinnerung geblieben ist?

Am Morgen nach der Party steigen wir immer auf den angrenzenden Berg oberhalb des Partygeländes. Dort sitzen wir auf den Mauerresten einer kleinen Burgruine und bewundern das morgendliche Treiben auf dem Partygelände von oben. Immer ein schöner Moment in der Morgensonne.

Vinyl bedeutet für mich …

Ritual und Genuss. Die Nadel in die Rille zu legen hat etwas Beruhigendes, Erdendes. Die Wärme und das Knistern sind unvergleichlich.

Alle Artikel zur Themenwoche Vinyl findet ihr hier:

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