Aus dem Underground emporgestiegen, hat sich die Strömung Rominimal als weltweites Phänomen etabliert. Zu den moderneren Schlüsselfiguren gehört neben Künstlern wie Rhadoo, Petre Inspirescu und Raresh auch Ricardo Villalobos. Dieser hatte Raresh Mitte der 2000er in Bukarest spielen sehen und legte der Bookingagentur von Sven Väths Cocoon prompt nahe, den jungen Rumänen ins Roster aufzunehmen. Binnen 48 Stunden war die Sache erledigt.
Nicht ganz so bekannt wie seine Landsleute, dafür aber nicht minder talentiert, ist der rumänische DJ und Producer Andu Simion aus der Stadt Ploiești, rund 80 Kilometer von Rumäniens Hauptstadt Bukarest entfernt. Mit uns hat er einen kurzen Plausch über Rominimal gehalten.
Andu, Rominimal hat die Underground-Musikkultur deines Landes maßgeblich geprägt. Wie groß ist der Einfluss des Genres wirklich?
Rominimal ist ein musikalisches Phänomen, das hier in Rumänien entstand und mittlerweile einen großen internationalen Einfluss hat. Menschen aus der ganzen Welt waren plötzlich neugierig auf diese Musik, durch die ein großes Interesse an rumänischen DJs geweckt wurde.
Vielleicht möchtest du uns ein wenig über die Geschichte von Rominimal erzählen. Wo liegen die Wurzeln und wie hat es sich im Laufe der Jahre entwickelt?
Einen großen Einfluss auf die Entwicklung hatten sicherlich die Künstler*innen der Sunrise-Agentur, also Leute wie Raresh und Petre Inspirescu. Sie haben das Fundament der Minimal- bzw. Rominimal-Strömung errichtet. Schließlich sind daraus eine Szene und engagierte Clubs entstanden, zum Beispiel der Guesthouse Club in Bukarest.
Spricht man von Plattenlabeln, ist in jedem Fall [a:rpia:r] zu nennen. Von den Anfängen in den 2000er-Jahren bis heute kann man in ihrem Katalog die gesamte Entwicklung der Strömung nachvollziehen.
Rominimal ist also kein Genre, sondern eine Strömung?
Ja, genau. Ich denke einfach, dass es einen geografischen Kontext darstellt, einen rumänischen Ansatz für elektronische Musik. Es besteht kein Zweifel daran, dass es diesen Ansatz seit den Anfängen gibt, und er existiert immer noch in verschiedenen Formen.
Du bist ein wesentlicher Bestandteil dieser Musikkultur bzw. -strömung. Wie bist du zum ersten Mal mit Rominimal in Berührung gekommen und welche sind die größten Einflüsse, die deinen Sound geprägt haben?
Danke für das Kompliment! Meine ersten Kontakte mit (Ro-)Minimal hatte ich während meiner Schulzeit hier in Ploiești. Ich lernte ein paar Leute kennen, die eine Leidenschaft für elektronische Nischenmusik und Hip-Hop pflegten. Underground eben. Über einen Fotografen-Freund stieß ich schließlich auf zwei Tracks von Magda – „Lockjaw“ und „48 Hour Crack In Your Bass“, erschienen auf Richie Hawtins M_NUS – die mich mit ihren repetitiven Mustern, ihrer Liebe zum Detail und den minimalen Veränderungen faszinierten. Das war der Startpunkt einer Obsession. Später kamen Einflüsse aus Detroit und dem Acid-Bereich dazu, wodurch mein Stil und meine Herangehensweise womöglich ein wenig anders geprägt wurden als die meiner Kollegen.
Abschließend ein paar Worte zu deiner letzten Veröffentlichung? Wie geht es bei dir weiter?
Ich habe kürzlich „Slow Lights“ auf Relic veröffentlicht, ein eher roher Track, für den ich lange auf der Suche nach dem passenden Label war. Dazu gibt’s einen Remix von meinem Lisière-Collectif-Kollegen Bogdan Ardeleanu (Ardb). Vor einiger Zeit habe ich zudem einen Remix auf dem niederländischen Imprint Chippy Chasers releast. Der Kontakt mit dem Labelboss Thomas kam witzigerweise über das FAZEmag zustande, da er einen meiner Tracks für seine Chart-Selection wählte.
Abseits der Musik fotografiere ich gerne und veröffentliche die Bilder auf meiner Webseite www.andusimion.com.
„Slow Lights” (inkl. Ardb-Remix) ist am 11. Mai via Relic erschienen. Hier könnt ihr in das Release reinhören: