Bereits seit den 90er-Jahren zählt Steve O’Sullivan zu den Meistern seines Fachs im Bereich des Dub- und Minimal-Techno – sofern man ihn denn auf diese Stile beschränken möchte. Im Schatten der Pioniere Moritz von Oswald und Mark Ernestus agierend, baute sich der Brite Stück für Stück sein eigenes Label-Imperium auf, dessen Krösus passenderweise auf den Namen Mosaic Records hört. Wir haben dem großartigen Live-Act, der schon Sven Väth remixte und von Laurent Garnier und Richie Hawtin geadelt wurde, einige Fragen gestellt.
Steve, du sagst, du hast in deinem Leben noch nie als DJ aufgelegt. Das ist ziemlich ungewöhnlich. Wie kommt’s?
Wenn man als Produzent zu viel andere Musik aus demselben Bereich hört, kann das den eigenen Sound und die Richtung beeinflussen. Aus Gründen des Purismus hat es sich für mich bewährt, mich von dem abzugrenzen, was gerade angesagt ist, und einfach das zu tun, was ich kann. Live zu spielen und meinen eigenen Sound zu präsentieren, ist für mich viel lohnender und herausfordernder, als die Musik anderer Leute zu spielen.
Was Genres und Stilrichtungen betrifft, besitzt Dub vermutlich den größten Einfluss auf deinen Sound, oder?
Ja, ich hatte schon immer eine Schwäche für schwere Bässe und trippige Delays. Der Minimalismus von Dub passt einfach zu der Art und Weise, wie mein Gehirn funktioniert und wie ich Musik schätze.
In den 90ern hast du deine ersten großen Schritte in diesem Bereich analog zum Erfolg von Moritz von Oswald und Mark Ernestus und ihrem Basic-Channel-Projekt gemacht. Das muss eine fantastische Zeit gewesen sein.
Basic Channel waren maßgeblich daran beteiligt, die tiefere, dubbigere Seite des Minimal-Techno zu prägen, aber die besten Künstler aus dieser Zeit folgten nicht einfach religiös ihrer Vorlage, sondern entwickelten die Minimal-Ästhetik zu etwas ganz Eigenem.
Die 90er-Jahre waren in musikalischer Hinsicht eine besondere Zeit – die Erschwinglichkeit der Technologie gab uns die Freiheit zu experimentieren, neue Genres und Stile zu schaffen und trotzdem Platten zu verkaufen.
Du bist nicht nur als Steve O’Sullivan, sondern auch als Bluetrain aktiv. Wo liegen die Unterschiede?
Beide sind von Dub beeinflusst. Bluetrain ist allerdings strikter definiert, was das Sounddesign und den Vibe angeht. Es ist meine Interpretation des Dub-Techno-Genres und deckt alles, von clubbigen DJ-Tools bis hin zu tief verwurzeltem Digi-Dub ab. Die Musik, die ich unter meinem eigenen Namen veröffentliche, ist stärker von Deep House, Disco oder auch pumpendem Techno geprägt.
Einen besonderen Platz in deiner Diskografie nehmen deine Reggae-beeinflussten Tracks wie dein „Move Dub“-Remix oder „Precious Time“ mit Prince Morella ein. Ein paar Worte zu den Platten und deiner Beziehung zum Reggae?
Reggae war schon immer eine große Liebe von mir und ich habe im Laufe der Jahre viele Elemente davon in meine Tracks eingebaut. Beim „Move Dub“-Remix auf Berg Audio war es jedoch das erste Mal, dass ich mit einem kompletten Vocal-Track gearbeitet habe. Dadurch lernte ich den Sänger Prince Morella kennen. Wir haben in den letzten Jahren ausgiebig zusammengearbeitet, unter anderem an meinem Bluetrain-Album „Steady Pulse“, an „Precious Times“ und an einem neuen gemeinsamen Projekt namens „Blue Channel“, das Anfang dieses Jahres auf Kontakt erschienen ist. Dank ihm habe ich es geschafft, die Art von Reggae-beeinflusstem Dub-Techno zu machen, die ich schon immer machen wollte. Ich bin sehr stolz auf unser Blue-Channel-Projekt.
Was steht als Nächstes für dich an?
Auf Phonogramme ist gerade eine 12“ namens „Tribal Dubs“ erschienen. Außerdem stehen eine Bluetrain-EP auf Kontakt, eine Blue-Channel-EP auf Lempuyang sowie ein digitales Remaster meines „Dimensions“-Albums auf Sushitech an. Remixe für Bank of Switches, Manjumasi und Hidden Sequence auf Lempuyang sind ebenfalls für diesen Sommer geplant.