In the lab with Frank Sonic

Herzlich willkommen bei meiner neuen Kolumne, ihr lieben Fans der elektronischen Musik! Nachdem wir uns die letzten Male hauptsächlich mit analoger Hardware beschäftigt haben, habe ich mich in den vergangenen Wochen mal mit Plug-ins beschäftigt. Dank toller Instagram-Ads bekommt man ja fast jeden Tag irgend etwas Neues vorgeschlagen. Neben viel Schrott habe ich aber wirklich eine ganze Menge Highlights für euch zusammengetragen, die ihr unbedingt checken solltet.

Ich bin ja ein großer Fan von Hall und Delay. Hardwareseitig steht bei mir im Studio ein schmucker Kasten namens OTO Bam Reverb und ein Erica Synths Zen Delay. Immer wieder habe ich aber mit dem Schweizer Taschenmesser unter den Hallgeräten geliebäugelt: dem Strymon Big Sky Pedal. Jetzt haben die US-Amerikaner davon ein Plug-in auf den Markt gebracht. Es gibt zwölf Reverb-Modes: von Room, Spring, Hall und Plate bis hin zu Cloud, Shimmer, Magneto und Non-Linear: Für jeden etwas dabei. Leider konnte ich keinen A/B-Vergleich durchführen, da ich wie gesagt das Original nicht besitze. Im Vergleich mit anderen Plug-ins wie Eventide Blackhole oder Valhalla Vintage Verb gefällt mir das Big Sky Plug-in aber außerordentlich gut. Einzig der Preis ist mit 239 Euro ganz schön heftig – die Hardware bekommt man schon für knapp über 400 Euro. Da sollte man überlegen, was einem wichtiger ist. In der DAW eingezeichnete Hall-Automationen sind mit dem Plug-in sicherlich einfacher als mit der Hardware.

Der nächste Plug-in-Kracher ist mal wieder ein Sequencer. Ich liebe Sequencer und kann gar nicht genug Sequencer haben! Gerade die, die so geile Random-Melodien erzeugen, sind meine Freunde. Alex Kid und Tadashi Tsuginomori haben mit dem „Seqund“ jetzt einen solchen herausgebracht. Supermodern und fresh. Auch die UI, die von Resonant Design entwickelt wurde, macht direkt Bock und ich bin seit dem ersten Mal total verliebt. Die geniale Transpose-Funktion – die übrigens auch der OXI One, den ich in der letzten Kolumne vorgestellt habe, besitzt – ist einfach genial. Was damit gemeint ist, in Kurzform: Ihr habt eine geile Sequenz erstellt und könnt diese einfach mit den Keyboardtasten sozusagen „live“ auf andere Tonhöhen transponieren, während der Seqund dafür sorgt, dass die Noten automatisch in der eingestellten Scale bleiben. Gerade für Melodic-Techno-Produktionen eine echte Waffe für die DAW. Der liebe Alex Kid hat mir freundlicherweise eine Vollversion für meine Kolumnenleser*innen zur Verfügung gestellt. Schickt mir eine Nachricht via Instagram @franksonic, wenn ihr diese gewinnen wollt (First come, first serve!).

In der neuen Stimming Masterclass „Beats & Groove“ bin ich vor kurzem auf die Ina-GRM Tools gestoßen: Pitchshifter, Harmonizer, Modulationseffekte und vieles mehr. Supersweete kleine Tools aus der Audio-Forschung, mit denen man seine Sounds bearbeiten kann. Vor allem „Spacegrain“ aus dem „Complete II“-Bundle ist irre: Bis zu 100 kurze Grains werden in einem Raum aus bis zu 32 Kanälen platziert. Mit „Freeze“ kann man einen Klang aufnehmen, einfrieren und loopen. Megacool z.B., um Build-ups in Breaks live aufzunehmen. Generell macht mir die hybride Arbeit mit dem Modularsystem und Ableton als DAW sehr viel Spaß.

Die schönste Schnittstelle zwischen beiden Welten (analog und digital) ist doch die, die sich wie der Nebel im Morgengrauen von ganz allein irgendwann auflöst. Auf meiner Reise stoße ich immer wieder auf Hindernisse, die es auszuräumen gilt. Manchmal ist es nur ein kleines Brummen, oder ein Signalweg, den ich nicht verstehe. Fertig oder angekommen ist man eigentlich nie und das ist auch das, was es so spannend macht. Ich finde aber immer wieder kleine Kästchen, die es einem leichter machen. In diesem Monat war es der VMIX10 von Tangible Waves. Ein kleiner Desktop-Mixer, der eigentlich für die Korg Volcas entwickelt wurde. Da mir zum einen physischer Platz fehlt, zum anderen aber auch immer wieder Hardware-Inputs am Audiointerface fehlen, habe ich nun auf kleinstem Raum sechs Mono- und zwei Stereo-Channels zusätzlich, die ich in den Rechner schicken kann. Ich lieb‘s!

Teilt mir gerne eure persönlichen Erfahrungen oder Tipps via Instagram mit. Ich freue mich wieder auf eure Nachrichten! Ich wünsche euch frohe Weihnachten. PS: Falls ihr noch nicht wisst, was ihr euch wünschen sollt: Der Make Noise XPO – Prismatic Oscillator ist jetzt endlich lieferbar. Ich habe ihn schon im Case, aber von ihm erzähle ich euch beim nächsten Mal.

 

Aus dem FAZEmag 130/12.2022
Text: Frank Sonic
www.instagram.com/franksonic/