Independent-Labels lehnen sich in offenem Brief gegen Major Labels auf

 

 

Die Zukunft des Musikmarktes und besonders der physischen Tonträger ist ungewiss. Sowohl Plattenläden als auch Presswerke stehen unter immensem Druck, wenn es darum geht das Geschäft aufrecht zu erhalten. So wurde beispielsweise auch der internationale Record Store Day ins Leben gerufen, der für einen Erhalt der Vinylschallplatte sorgen sollte.

Doch schlechte Nachrichten folgen. Michael Bunnell, Executive Director und Gründungsmitglied der Coalition of Independent Record Stores (CIMS), veröffentlichte vor Kurzem eine Nachricht, die besagt, dass es für die Tonträger nicht besonders gut aussehe.

Grund dafür ist die noch recht frische Kooperation der Major und großen Independent Labels mit dem Vetriebsdienst Direct Shot. Ziel der großen Musikunternehmen war es effizienter zu arbeiten und die Kosten zu senken. Doch wie es aussieht lässt die Effizienz auf sich warten. Kleine Plattenläden und Labels warten seit Wochen und Monaten auf Neuerscheinungen und Katalogbestellungen, die Hälfte der Bestellmengen fehlt, Vinyl und CDs werden an die falschen Geschäfte geschickt, ohne dass sie zurückgegeben oder an die richtige Adresse zurückgesandt werden können und teilweise kommen sogar leere Sendungen an. Die Kommunikation stellt sich ebenfalls schwierig dar. Das alles hat zur Folge, dass Künstler beispielsweise ohne die CD oder Schallplatte einen Gig geben und somit keine Tonträger vor Ort verkaufen können oder die Plattenläden ganz einfach nach Release das Stück nicht vor Ort haben. Ein wahrer Albtraum für jeden Ladenbesitzer, der seine Kunden mit leeren Händen nach Hause schicken muss.

Endresultat dieses logistischen Problems sind natürliche drastische finanzielle Einbußen bei den Plattenläden. Deshalb haben sich nun 40 der unabhängigen Plattenläden der USA entschieden sich in einem offenen Brief gegen die Major Labels und ihre Entscheidung mit Direct Shot zu arbeiten auszusprechen. Diese Nachricht an alle großen Labels könnt ihr unten lesen.

“Diese Nachricht ist eine respektvolle Bitte an die Leute, die Direct Shot als Lager- und Vertriebssystem gewählt haben. Künstler und Plattenläden müssen sich auf die Lieferkette verlassen können. Die pünktliche und genaue Lieferung der Produkte sollte für ein Vertriebsunternehmen oberste Priorität haben. Dies ist ein Lagerproblem, das jeden Distributor betrifft, der das Direct Shot-System verwendet. Es ist ein Problem, das eine kollaborative, kohärente Lösung erfordert. Alle Sendungen sind betroffen. Alle Bestellungen sind betroffen. Dies ist nicht nur ein neues Release-Problem, sondern wirkt sich auch dramatisch auf den Katalogverkauf aus. Es sollten einzigartige Plattformen und Standards für Bestellung, Rechnungsstellung, Versand, Kundendienst und Rücksendung entwickelt werden. Die Branche hat sich für Sensormatic Source Tagging und Street Date zusammengeschlossen. Anstatt dass jedes Unternehmen versucht, die gleichen Probleme zu lösen, muss es eine kooperative Anstrengung geben, um ein überlegenes Modell bereitzustellen. Es sind alle dieselben Barcodes, Daten und Medien im Backend.

Wir sind uns bewusst, dass derzeit Anstrengungen unternommen werden, um diese schlimme Situation zu verbessern. Dieses Schreiben ist jedoch eine Mitteilung, dass bereits ein erheblicher Schaden entstanden ist: Umsatzverluste, Kundenverluste und Vertrauensverlust. Wir brauchen in den kommenden Wochen eine Lösung, um weitere Schäden an einem wichtigen Teil des Ökosystems der Musikbranche einzudämmen. Wir bitten Sie, jetzt eine Distribution auf dem neuesten Stand der Technik zu erstellen und Ihre Fortschritte bei der Implementierung mitzuteilen, damit das Vertrauen wieder hergestellt werden kann.”

 

 

 

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