
Oft sind es Kleinigkeiten oder Zufälle, die Musiker*innen zusammenführen, die sich eigentlich nicht gesucht haben, um daraus Großes entstehen zu lassen. So ähnlich war es auch im Fall des australischen Producers Jules Habib alias Inkswel und des englischen Sängers Andre Espeut. Kennengelernt haben sie sich online über gemeinsame Musikfreunde und dabei festgestellt, dass von Anfang an eine gute Verbindung bestand, die genutzt werden musste, um dann schließlich etwas Besonderes umzusetzen. „Synchronicities“ ist dieses Besondere: ein genresprengendes und umtriebiges Album, das Ende letzten November auf dem Münchner Compost-Label erschienen ist.
„Das Universum macht manchmal solche erstaunlichen Dinge“, sinniert Inkswel. Die Grundlage der Verbindung zwischen ihm und Andre Espeut ist eine ähnliche Herangehensweise an die Musik. Beide nehmen diese genreübergreifend in Angriff und umgehen dabei Schubladen. Inkswels Einflüsse sind so breit gefächert, dass er versucht, das, was dabei herauskommt, frei fließen zu lassen, ohne sich von einem Genre beschränken zu lassen. Und Andre Espeuts Output wird durch Experimentierfreude und verschiedenste Musikstile geprägt: „Es hilft mir, Musik zu erforschen und mein Vokabular als Künstler zu erweitern.“
Vor diesem Hintergrund fanden die beiden sehr schnell zu einer musikalischen Basis, die letztlich diesen sehr abwechslungsreichen Longplayer hervorbrachte – sehr elegant zwischen modernem Soul, Broken Beats, Hip-Hop, Reggae, Funk und House schwingend. Dabei zeigte sich Inkswel sehr begeistert von seinem Kollaborationspartner: „Ich fand es sehr einfach, mit Andre zu arbeiten. Er hat einen magischen Ton und eine magische Herangehensweise an Musik und hat keine Angst, sich auf Tracks zu stürzen, die möglicherweise für viele Sänger*innen zu unkonventionell wären. Wir haben etwas ganz Besonderes geschaffen.“
Dabei spielte auch die langjährige Erfahrung der zwei Musiker eine große Rolle. So entstanden eine gewisse Routine und Leichtigkeit, die stets auch Platz für einen ganz neuen Ansatz für jeden Song ließen, erklärt Singer-Songwriter Andre, der mit seiner gefühlvollen Stimme bereits mit Legenden wie Ron Trent, Leroy Hutson, Leroy Burgess und Terry Callier aufgetreten ist und mit Labels wie Defected, Glitterbox und Saison zusammengearbeitet hat. Seine Auftritte haben ihn rund um den Globus geführt. Inkswel, der schon seit über zwei Jahrzehnten aktiv ist, hat diverse Alben veröffentlicht und viele weitere Releases auf seinem Konto, darunter auch eine Kollab mit Talib Kweli. Sein Track „Holders Of The Sun“ mit dem Soulsänger Colonel Red aus dem Jahr 2022, ebenfalls auf Compost erschienen, wurde von Detroit-Legende Moodymann mit einem Remix geadelt.
Und da beide gerne und oft mit anderen Musiker*innen und Sänger*innen zusammenarbeiten, taten sie genau dies auch auf „Synchronicities“ – Vorhang auf für MC Abstract Rude (Project Blowed), den Flötisten Han Litz und den Gitarristen und Produzenten Leonard Charles! „Ich bin schon seit meinen frühen Hip-Hop-Jahren ein Fan von Abstract Rude. Project Blowed ist eine der größten Hip-Hop-Crews aller Zeiten und seine frühe Arbeit mit Aceyalone war sehr einflussreich und wichtig für mich. Es war eine göttliche Fügung, dass wir später zusammenarbeiten, uns treffen und Freunde werden sollten. Han Litz habe ich durch meinen Bruder Kid Sublime in Amsterdam kennengelernt – ein fantastischer Musiker. Leonard Charles ist ein verrückter Produzent und Musiker, wir haben uns über gemeinsame Freunde kennengelernt und uns dann das letzte Mal getroffen, als ich in Aotearoa war – wir sind uns sehr nahe gekommen und arbeiten seitdem an vielen neuen Songs zusammen“, erzählt Inkswel.
Der Titel „Synchronicities“ entstand während des Produktionsprozesses und spiegelt genau den Spirit wider, dessen sich die beiden in jener Phase bewusst wurden, wie Andre erklärt: „Es geht darum, wie wir alle als Menschen durch gemeinsame Erfahrungen verbunden sind, die wir haben. Jeder macht die gleichen emotionalen Reisen durch.“ Ob und wann die gemeinsame Reise der zwei Musiker weitergeht, hängt auch stark von den jeweiligen Projekten ab, die sie in Planung haben. Eine gemeinsame Tour ist gewünscht, aber noch nicht konkret, wie Andre bemerkt: „Ich würde das Album wirklich gerne auf diese Weise zum Ausdruck bringen, und wenn sich die richtige Gelegenheit/Veranstaltung/Veranstaltungsort ergibt, kann ich die Musiker versammeln, um es zu verwirklichen. Und es wäre absolut fantastisch, wenn wir beide zusammen auf der Bühne stehen könnten!“ Und Jules ergänzt: „Wenn das Universum es zulässt, bin ich voll dafür!“
Hier könnt ihr in das Album „Synchronicities“ von Inkswel & Andre Espeut reinhören und das Werk digital käuflich erwerben:
Tracklist „Synchronicities“:
1. Street Soul 03:04
2. Play With Fire 04:12
3. Downtown Love (feat. Abstract Rude) 04:28
4. Yesterdays Gone 03:35
5. Push N Pull (Synchronicities) 04:05
6. Callin 4 U (feat. Han Litz) 06:04
7. Uprising 03:04
8. Dangerous Times 04:21
„Synchronicities“ von Inkswel & Andre Espeut ist am 29. November 2024 via Compost Records erschienen.
Aus dem FAZEmag 155/01.2025
Text: Tassilo Dicke
Credits: Gavin Mills, Andrew Beveridge
Web: www.elaminus.com