Inspired by Trees – Im Wald geboren

Inspired by Trees – Im Wald geboren Fotos: Burguete

Seit über drei Jahren betreibt der Schweizer Künstler Paege das kleine, aber feine Label Inspired by Trees. Dort veröffentlicht er natürlich auch seine eigenen Tracks, aber vor allem ist das Imprint eine Plattform für andere Künstler*innen, auf der sie sich austoben und austauschen können. Im November wurde das 20. Release – von Hools & Guzy inkl. Remix von Ron Flatter – gefeiert, das mittlerweile auch schon einen frischen Nachfolger hat. IBT021 liefert Sebastian Campo, inklusive Remix von Decent Groove.

Aufgewachsen ist Pascal Schwitter, so der bürgerliche Name von Paege am Waldrand in einem 180-Seelen-Dorf – der Wald fungierte als erweitertes Kinderzimmer. Im Kindesalter durchforstete der kleine Pascal die Plattensammlungen seiner Eltern und von deren Freunden. „Wenn ich aus dieser Zeit einzelne Künstler*innen als prägend bezeichnen soll, würde ich wohl die Bee Gees, Beatles, Genesis, Abba und – ja, ich gebe es zu – David Hasselhoff nennen.“ Seinen Techno-Moment hatte er als früher Teenager in den frühen 90er-Jahren, als ihm Freunde zwei Techno-Mixtapes in die Hand drückten und er daraufhin Marusha, Westbam, Dr.Motte, Timo Maas, Hell und viele andere Acts entdeckte. Das wurde dann ausgiebig bei Clubbesuchen in Zürich vertieft – in Läden wie OXA, Sensor, Grodonia, Q oder Rohstofflager. „Auch heute gebe ich mir gerne zwischendurch eine Nacht Zürich, ich würde mich aber nicht als Clubber bezeichnen, allein schon aus Altersgründen nicht mehr“, fügt er schmunzelnd hinzu.

Der Wald ist aber immer geblieben und war auch letztlich dann Impuls- und Namensgeber für das Label, als Pascal durch eben diesen spazierte. Die Idee reifte dann im Laufe der Jahre vor allem im Umfeld des Badener Clubs Kiste, für den Paege damals PR- und Booking-Arbeit übernahm und dort auch Events veranstaltete. Dort lernte er auch Jay Phonic kennen, dessen Projekt Dirty Sandwich die Katalognummer IBT001 wurde. Die Acts des Labels rekrutieren sich aus Newcomer*innen und etablierten Künstler*innen. Direkt bei der ersten Nummer war Robert Babicz als Remixer an Bord, es folgten Dole & Kom, Marc DePulse und Arosa-Electronica-Gründer Soame veröffentlichte das bisher einzige Album auf dem Label. „Ich frage regelmäßig Künstler*innen an, deren Musik ich interessant finde und gerne selbst spiele.  Immer mal wieder gibt es aber auch Verkettungen von glücklichen Ereignissen – Jay Phonic z.B. kenne ich, wie bereits erwähnt, aus der Kiste-Zeit. Er hatte damals den Kontakt zu Marc DePulse für einen Remix seines Track ,Fighter‘ (IBT003) hergestellt. Marc DePulse wiederum hatte mich in Zürich, als wir uns trafen und ich ihn zum Flughafen fuhr, gefragt, ob wir noch zwei Kollegen mitnehmen könnten; einer davon war Guzy, der mittlerweile zwei Remixe und zusammen mit Hools seine eigene IBT-EP herausgebracht hat.“

Er selbst arbeitet auch gerade an neuen Tracks und Remixen, die 2022 erscheinen werden. Doch möchte Pascal sich dahingehend zeitlich nicht unter Druck setzen lassen, wie er schildert, da er das Label nicht zuletzt auch deswegen ins Leben gerufen habe, um den Acts genug Zeit zu geben, an ihren Tracks zu arbeiten. „Ich finde es in vielerlei Hinsicht ,gesünder‘, wenn man die Qualität der Tracks und Remixe und dadurch die Zufriedenheit der Künstler*innen höher gewichtet als die Einhaltung irgendwelcher Deadlines.“ Sicher ist aber, dass die kommende EP wieder von Marc DePulse kommen wird, inklusive Remix von Lonya. Darüber hinaus stehen Dole & Kom, Donny Carr, Decent Groove, Jay Phonic und Avasono auf der Liste, so Pascal mit Blick Richtung 2022: „Aber ja, schauen wir mal, was uns das Jahr bringt und in welche Richtung der Wald weiter wächst …“

Aus dem FAZEmag 119/01.22
Text: Tassilo Dicke
Fotos: Burguete
www.inspiredbytrees.com