Instrument of Things SOMI-1 Kit – Can you dance to your beat?

Wie kann man als Producer*in austesten, ob neue Tracks im Club ballern werden? Die Studio-Nerd-Gemeinde kennt dafür einige Tricks, sei es eine Hörprobe in der Autoanlage, Mono-Bassfrequenzen oder hochwertige Hardware-Masterings. Dabei geht es immer um folgende Idee: Wenn sich der Track in dieser Umgebung technisch gut anhört, wird er auch im Club genügend Wumms haben. Aber eigentlich geht es doch nur um einen einzigen Punkt beim Tanzmusikmachen und alle technischen Aspekte sind nur unterstützend: Denn wenn wir zu unseren eigenen Tracks tanzen können, haben wir alles richtig gemacht. Im Test ist ein Tool, das mir dabei sehr geholfen hat, meine Tracks definitiv tanzbarer zu machen. Und zwar aus dem einfachen Grund, weil mein Tanzen den Track erst so geformt hat, wie er nun ist. Dieser Workflow hat mich so beflügelt, wie mich schon länger kein Studiotool mehr entzückt hat. Grund genug für das FAZEmag, dass ihr selber eine Hardware-Unit gewinnen könnt. Alle Infos zum Gewinnspiel findet ihr am Ende des Tests. Jetzt aber Vorhang auf für Somi-1 von Instrument of Things.

Hinter dem illustren Namen Instrument of Things stehen Hendrik, Nico und David aus Kiel. Alle drei arbeiten und forschen im Spannungsfeld zwischen elektronischer Musik, Performance und Sensorik. Gerade die kurzen Wege in der freundschaftlich geführten Firmenkultur und ihre Nähe zu Musiker*innen und Tänzer*innen erzeugen immer wieder Studio-Instrumente, die man wirklich brauchen kann. Manchmal habe ich das Gefühl, die großen Player im Equipment-Markt verlieren ihren Drive in kleinstteiligen Updates ihrer seit Jahren bestehenden Produktpalette. À la MIDI-Keyboard MK5 Black Edition. Das hat einerseits den Vorteil eines immer günstigeren Einstiegs in die digitale Musikproduktion. Auf der anderen Seite kommt dabei wenig heraus, was das Musizieren im Studio wirklich innovativer und interessanter macht.

Anders beim Start-up aus Kiel: In den letzten Jahren hat man sich hier intensiv damit beschäftigt, wie man mit Sensoren zu einem neuen, bewegteren Gefühl im Studio kommen kann. Eigentlich eine Schlüsselfrage: Wie kann man Musik machen, die andere bewegen soll, ohne selber dabei vor dem Computer zu vergammeln? Und wie kann sich das in einer neuen Art der Performance und des Spielens zeigen? In dem Feld sind Instrument of Things zwar nicht die Einzigen. Aber ihre Ergebnisse sind bei Weitem präziser, latenzarmer und einfacher ins Studio zu integrieren als die der Konkurrenz. Den Start machte  I/O-Lights, ein Sensor, der Lichtintensität in Noten oder MIDI-CC-Daten umgewandelt hat. Mit ihm im Gepäck wurden so einige DJ- und Live-Act-Performances nochmals deutlich ansehnlicher – für die Crowd genauso wie für den DJ. In der Zwischenzeit gab es mit Sink 2.4. einen Motion-Sensor-Ansatz fürs Eurorack und das TBD-Eurorack-Modul als vielseitige DSP-Sound-Schleuder in der analogen Welt.

Ein vorläufiger Höhepunkt der bisherigen Palette ist aber der SOMI-1-Motion-Sensor, auf den die Macher aus Kiel besonders stolz sind. Denn das bisher aufwendigste Projekt zielt eindeutig auf die Massentauglichkeit, gibt aber auch Tänzer*innen endlich die Möglichkeit, mit ihren Bewegungen Musik zu formen. Zwei Bewegungssensoren, die man auch am mitgelieferten Band an Hand- oder Fußgelenk tragen kann, messen einerseits ihre Neigung in der Längen-, Tiefen- und Breitenachse. Andererseits wird auch die Beschleunigung auf diesen Achsen gemessen, womit sie entweder sehr langsame, aber schnelle, impulsive Bewegungen tracken können. Dazu gibt es einen Empfänger-Hub, der die Motion-Sensoren mit der Software deines Vertrauens verbindet. Diese Motions werden in der Software zu MIDI-Daten umgewandelt. Somit kann man entweder MIDI-Parameter-Daten, also einzelne Knöpfe an Synthesizern, Effektgeräten, Samplern oder DAWs, steuern oder MIDI-Noten spielen. Eine letzte Möglichkeit sind Änderungen im Pitchbend auf eine aufregendere Art als am Keyboard. Das alles könnt ihr im Desktop-Editor einstellen, in dem das perfekte Einrichten höchstens eine halbe Stunde dauert, bis wirklich alles sitzt.

Für Ableton haben Instruments of Things noch einen praktischen Max-4-live-Editor gebaut, mit dem alles nochmal schneller geht. Dazu gibt es zahlreiche Template-Sounds zum Starten. Mit einer verlässlichen Bluetooth-Range von fünf Metern und einer Batterie-Laufzeit von 30 Stunden ist SOMI-1 natürlich ein Tool wie gemacht für Tänzer*innen, die so mit ihren Bewegungen feine Klangverläufe in ihre Choreografie reinbringen können. Haltet euch immer auch ein paar CR-2025-Knopfzellen bereit, die es als Cent-Artikel im Supermarkt gibt. Vielversprechende Performances findet ihr auf YouTube, TikTok und Insta. Da ich aber deutlich besser produce, als ich zeitgenössisch tanze, kommen gleich ein paar Impulse, wie ihr SOMI-1 im Studio und auf der Bühne einsetzt.

Beim ersten Test lief es übrigens zuerst holprig: Ich hatte zunächst mehrere Drum-Samples mit einem Sensor und mehrere Synthesizer-Parameter wie Filter, Attack und Hall auf den anderen Sensor gemappt. Es war bei Weitem nicht so einfach wie gedacht, sondern hat mir zwei bis drei Stunden abverlangt, bis ich ein gutes Gefühl für die Intensität der Bewegungen bekam. Das war aber auch der Punkt, an dem alles anfing, viel Spaß zu machen, womit es nun Raum für ein paar Tipps aus meinem Testzeitraum gibt.

Organischere Beats per Wink

Lade dir einige deiner Lieblingsdrum-Samples in einen Sampler und mappe Standard-Parameter wie die Lautstärke-Envelope, Filter, Hall, Pan oder jeden anderen beliebigen Effekt auf die verschiedenen Bewegungsachsen des Somi-1. Statt aufwendiger Programmierung kannst du nun einen relativ statischen Groove im Arrangement durchlaufen lassen und über deine Bewegungen genau die Variationen darüber automatisieren, die ihn catchy und organisch machen. Besonders charakteristische Samples kannst du ab und zu über die Beschleunigungsachsen einwerfen.

Synth-a-pella

Wenn wir an großartige Tracks mit Synthesizern denken, sind es wir oft sehr bewegte Klänge, die sich die ganze Zeit ändern und an den richtigen Stellen richtig aufdrehen.

Mit den „Somis“ ist Variation kein Problem: Zuerst bastelt man sich am Synthesizer ein Pre-Set, das schon ziemlich nah an dem Sound ist, den man im Kopf hat. Dann spielt, sequenct oder zeichnet man sich schon einmal die Noten des Tracks ein. Nun mappt man sich besonders grobe Änderungen des Sounds, wie z.B. Filter, Postamento oder Lautstärke, auf eine Bewegungsachse und etwas subtilere, wie etwa FM-Modulation, Sync, Wavetable-Position, Unisono oder Noise, auf eine andere Bewegungsachse. Damit könnt ihr nochmals neu über euren Track automatisieren und dabei neue Modulationen, Klangverläufe, Breaks und Riser erzeugen.

Hands-up

DJs mit einer guten Crowd-Connection brauchen verschiedene Eigenschaften: gute Track-Selections, Mixing-Skills, Emphatie für den Dancefloor. Und oft sind sie auch gute Performer*innen. Mit dem Somi-1 werden solide Perfomance-Skills direkt in Sound umgewandelt. Wenn bei jeder sichtbaren Neigung deiner Hände der Filter hörbar gesteuert wird, sieht das ziemlich beeindruckend aus und schweißt die Crowd und DJs noch enger zusammen. Dabei kann man auch andere Effekte wie Hall oder Tape-Delays per Handbewegung steuern und so für viele Raver*innen zum Klangmagier werden. Oder kümmere dich um eine gute Interaktion mit der Crowd und lasse sie mit deinen Somi-1s in dein Live-Set eingreifen, wenn du dich traust.

Animal Spirit Generator

Für eine gesunde Portion Artsyness hängst du das Sensor-Armband an deine tierischen Freunde und lässt sie ein bisschen in der Gegend herumlaufen. Egal, ob Katzen oder Hunde, Tatze oder Halsband, sie werden deine Sounds auf eine tierisch gute Weise modulieren oder neue Melodien durch Bewegung komponieren. Wer kein Haustier zur freien Verfügung hat, greift einfach auf andere Materialien zurück: Fahrradreifen, Lenkdrachen, Schwenkfahnen, Skateboards oder Medizinbälle. Neuer Hype?

Catch & Release

Für Performances wird es besonders interessant, wenn in deiner Software mehrere Elemente aufeinander reagieren und du mit dem Somi-1 immer die richtigen Impulse gibst. Über Sidechain-Gates, Kompressoren und Filter können verschiedene Spuren in deinem Track beeinflusst oder ganz zurückgedrängt werden. Wenn man z.B. Drums über die Sensoren einspielt und damit Pads im Backing-Track immer wieder in den Hintergrund drängt, kann man ganze Songs alleine mit den kleinen Controllern performen.

So weit, so gut. Wir verlosen ein Somi-1 Kit, bestehend aus zwei Motion-Sensoren, zwei Armbändern, einem Receiver, einer Somi-1-Soundapp und einem USB-C Kabel. Schreibt uns einfach an info@fazemag.de. Der Einsendeschluss ist der 20. November 2023. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, Teilnahme ab 18 Jahren. Viel Glück! Schaut dafür auch auf unserem Instagram-Kanal vorbei, auf dem es mit dem Erscheinen dieses Heftes ein Performance-Video mit dem Somi-1 gibt, in dem ihr nochmals alle Möglichkeiten des Controllers in Action seht.

Aus dem FAZEmag 141/11.2023
Text: Bastian Gies
Fotos: Bastian Gies
www.instrumentsofthings.com