Interview mit Sven Marquardt: Kritik an Resident Advisor

Sven Marquardt, bekannt als das ikonische Gesicht des legendären Berghains, ist weit mehr als nur ein Türsteher. Geboren und aufgewachsen im Ostberlin der DDR, prägte ihn ein rebellisches Leben als queerer Punk im Prenzlauer Berg.

Sein unkonventionelles Aussehen brachte ihm damals den Ausschluss aus den zentralen Bezirken Berlins ein. In den 1980er Jahren fand Marquardt in der aufkeimenden New-Wave-Szene eine Gemeinschaft Gleichgesinnter.

Mit seiner Kamera dokumentierte er die Beziehungen dieser Subkultur und fing das Lebensgefühl einer Generation ein. Die Fotografie wurde für ihn zu einem Ausdrucksmittel, das seine persönliche Rebellion und künstlerische Vision miteinander verband.

Nach dem Fall der Mauer tauchte Marquardt in die aufblühende elektronische Musikszene ein, die im Vakuum der DDR entstand. Er feierte auf schwulen Fetisch-Partys und öffnete Türen in den neu entstehenden Clubs.

Schließlich fand er im Berghain seine Berufung – einem Club, der sich vom exklusiven Treffpunkt einer schwulen Subkultur zu einer globalen Institution entwickelte. In einem ausführlichen Interview mit Resident Advisor reflektiert er nicht nur über die Veränderungen in der Clublandschaft, sondern auch über die politische Dimension seiner Arbeit.

In einer Zeit, in der rechte Tendenzen zunehmen, sehe er in Kunst und Kultur eine wichtige Gegenkraft. Das Berghain, dessen Politik sich über die Jahre diversifizierte, stehe für eine breitere Clubkultur und die Werte von Inklusion und Freiheit.

Genau das scheint im Netz aber Kritikern sauer aufzustoßen. „RA gibt dem Berghain Raum, um über Freiheit und Gegenkultur zu schwadronieren, während man dort aktiv pro-palästinensische Künstler cancelt und einen Boykott gegen sie durchführt“, schreibt ein Instagram-User. Mit der Meinung scheint er nicht alleine zu sein.

„Es ist wirklich tiefgreifend zu sehen, wie direkt die Ästhetik der Gegenkultur benutzt wird, um das kulturelle Projekt des deutschen Staates zur Normalisierung des Völkermordes zu verwirklichen“, kritisiert ein weiterer User.

Doch es gibt auch Stimmen, die sich auf die Seite der Plattform stellen. Zum Beispiel meint ein Leser: „Dieser Kommentarbereich ist voll von falsch informierten, tugendhaften Menschen, die irgendeinen Unsinn nachplappern, den sie im Internet gefunden haben.“

Der Vorwurf, das Berghain habe Künstler wegen ihrer propalästinensischen Haltung gecancelt, hält sich schon seit Beginn des Jahres (FAZEmag berichtete). Das Thema scheint für betroffene Communitys unter der anhaltenden Unruhen im Nahen Osten noch lange nicht vom Tisch zu sein.

Quelle: Instagram

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