JA/NEIN – kulinarische Edition: die Parmesaner Küche mit Marvin & Guy

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JA/NEIN – kulinarische Edition
Heute: Die Parmesaner Küche – mit Marvin & Guy

Das italienische Duo Marvin & Guy veröffentlichte vor fünf Jahren seine erste EP, bis heute folgten weitere Releases auf Correspondant, Hivern Discs, Permanent Vacation und Life & Death. Alessandro Parlatore und Marcello Giordani stammen aus Parma, die Stadt (und Region), die nicht nur bekannt ist für Parmaschinken und Parmesankäse, sondern generell für ihre Küche. Aber darüber haben die beiden unterschiedliche Meinungen, die sie uns hier darlegen.

Marcello: NEIN
Meine Eltern hatten früher ein Restaurant in Parma, das von meiner Urgroßmutter in den 50er-Jahren eröffnet wurde, sodass ich buchstäblich in einer Küche groß geworden bin und das Essen zu 100 Prozent aus der Küche der Region bestand. Die Leute reden von „italienischem Essen“ und ich kann nur lachen, wenn ich das höre, weil in Italien das Essen innerhalb von 20 Kilometern komplett verschieden ist. Wenn man davon ausgeht, dass italienisches Essen nur Pizza oder Pasta ist, liegt man auf jeden Fall falsch. Ich bin 42 Jahre alt und kenne vielleicht 50 Prozent der italienischen Küche, obwohl ich viel in meinem Land rumgekommen bin. Die besten Freunde meiner Eltern kommen aus Sizilien, im tiefsten Süden Italiens, meine Freundin kommt aus den Abruzzen und hier, in der kleinen Region meiner Freundin, habe ich vor neun Jahren erkannt, dass mein Wissen über italienisches Essen eigentlich doch sehr begrenzt ist.
Die Küche aus Parma ist großartig, aber nichts, wenn man kalorienarm essen will. Wir haben italienische Wurstspezialitäten namens Salumi: dazu gehören italienische Salami, Prosciutto di Parma, Spalla Cotta, Culatello, Cicciolata und alles, was vom Schwein gepökelt werden kann. Wir haben natürlich auch Parmesankäse, eine echte Delikatesse in Italien, aber der hat viele Kalorien. Ein typisches Gericht ist Tortelli di Erbette. Das sind hausgemachte Pasta, gefüllt mit Ricotta, Parmesan und Spinat, serviert mit aufgegossener Butter und geriebenem Parmesankäse. In Italien reichen, glaube ich, die Vorspeise und der Hauptgang aus, um einem nach fünf Tagen einen Herzinfarkt zu verpassen. (lacht) Gerichte aus Parma zählen auf jeden Fall mit zu den besten Italiens. Parma ist die Hauptstadt der italienischen Lebensmittel und das Wirtschaftsmagazin Forbes hat unserer Region Emilia Romagna einen Preis für die besten Lebensmittel der Welt verliehen. Ich finde die echten mediterranen Aromen allerdings viel interessanter, wie man sie zum Beispiel im Süden Italiens finden kann. Für mich ist der Gewinner da definitiv Westsizilien und Palermo.“

Alessandro: JA
In einer Zeit, in der alles bio, organisch oder vegan ist, vernachlässigen immer mehr Menschen ihre hiesige Küche, auch weil sich oft nicht leicht ist. Das geschieht auch in Parma, wo ich – wie der Rest der Menschen in dieser Gegend – mit Essen, Essen, Essen, Essen und … Essen aufgewachsen bin.
Wir haben so viele weltweit bekannte Gerichte und Lebensmittelmarken in Parma: Parmesankäse, Parmaschinken, Pasta von Barilla und so weiter. Wie könnten wir uns da weigern, all diese leckeren Gerichte zu essen? Wegen unserer Kultur wurden wir ja auch zur weltweiten Hauptstadt des Essens ernannt! Wer Tortelli di Erbette nicht kennt, kann sich nicht mal ansatzweise vorstellen, wie lecker diese Spezialität ist. Für den Magen sind die gefüllten Tortelli, die gefühlt 1000 Liter geschmolzene Butter und der Berg an Parmesan zwar schwerer als eine Tonne Ziegelsteine, aber es ist wahrscheinlich auch eines der leckersten Gerichte, die ich jemals in meinem Leben gegessen habe. Das sind nur einige der Gründe, warum ich unserer Küche in all ihren Formen liebe. Vor allem aber, weil man damit einfach die leckersten Gerichte der Welt zaubern kann.
Falls du dich vegan ernährst, respektiere ich deine Wahl – aber wenn du jetzt keinen Hunger bekommen hast, nachdem ich erläutert habe, warum ich das italienische Essen so liebe, können wir leider keine Freunde werden, sorry. (lacht)

Foto Parmesan: Ulleo/Pixabay