
Der auf den Färöer Inseln geborene Musikproduzent Janus Rasmussen (bekannt aus dem Projekt Kiasmos mit Ólafur Arnalds) hat sich mit dem österreichischen Komponisten David Bergmüller zusammengetan, um der Welt eine brillante elektro-akustische Kooperation namens „Wirbel“ zu präsentieren. In den Mittelpunkt ihrer erstmaligen Zusammenarbeit rücken die beiden Virtuosen die Laute, einen außergewöhnlichen Klangerzeuger aus der Familie der Zupfinstrumente. Entstanden ist auf diese Weise ein nie dagewesenes Wechselspiel der Tradition und Moderne, das die fantasievollen, mittelalterlichen Klänge des Barockinstruments in ein zeitloses elektronisches Gewand hüllt. Wie es klingt, wenn zwei Meister ihres Fachs aufeinandertreffen, verraten uns die beiden im Interview.
Musik-Kollaborationen entstehen auf verschiedenste Art und Weise. Doch es müssen nicht zwangsweise verrückte Zufälle oder glückliche Gegebenheiten sein, um zwei harmonierende Artists zusammenzubringen. Manchmal genügt eben der richtige Riecher eines talentierten Managers, so wie im Fall von Janus Rasmussen und David Bergmüller. „Mein Manager war der Meinung, dass wir kreativ gut zusammenpassen würden, also haben wir uns über ein Zoom-Gespräch getroffen. Beim ersten Treffen im Studio war die musikalische Verbindung sofort da, die Stimmung war genau richtig“, erklärt Rasmussen. Tja, so einfach kann es gehen.
Wenig später ist mit „Wirbel“ ihre erste gemeinsame EP erschienen, die sich auf die eingangs erwähne Laute fokussiert. Bergmüller erinnert sich an seine erste Begegnung mit dem außergewöhnlichen Zupfinstrument: „Ich war 16 oder 17 Jahre alt, als ich mich auf Anhieb in den Klang der Laute verliebte. Allein das Spielen der offenen Saiten verursachte bei mir Gänsehaut, ich konnte nicht genug davon bekommen.“ Zu den klassischen Klängen der Laute gesellen sich auf „Wirbel“ nun die elektronischen Sounds von Rasmussen. Gemeinsam verschmelzen sie zu einer sinnlichen Melange aus schwungvollen, fantasievollen Melodien und tiefen, atmosphärischen Soundscapes. Über die Zusammenarbeit im Studio sagt Rasmussen: „Die Laute ist ein seltener Anblick in Musikstudios, das war für mich sehr erfrischend. Allein Davids Lautenspiel zu hören, war eine sofortige Inspiration. Dazu hat mich die technische Komponente begeistert. Herauszufinden, wie man diese Instrumente mit begrenzten Mitteln und Kenntnissen richtig mikrofoniert, machte die Sache noch faszinierender. Wir einigten uns auf einen regelfreien Ansatz für das Recording und die Editierung der Aufnahmen.“
Spannend an der Kollaboration ist insbesondere die Tatsache, dass beide Parteien ein für sie bis dato unentdecktes musikalisches Terrain betraten. Auf der einen Seite Janus Rasmussen, der im Rahmen seiner Arbeiten zwar durchaus mit klassischen Instrumenten zu tun hatte, nie jedoch mit einer Laute, und auf der anderen Seite David Bergmüller, für den „Wirbel“ seine erste elektronische Zusammenarbeit markiert. Auf die Frage, ob er sich in Zukunft weitere Projekte dieser Art vorstellen kann, sagt er: „Definitiv! Ich liebe die klanglichen Möglichkeiten und die kreative Herangehensweise, ohne dass der Fokus auf die Laute verloren geht.“ Eine Priorität war für das Duo, die Laute als modernes, dynamisches Instrument in den Kosmos der elektronischen Sounds einzubinden. Gelungen sei dies primär dadurch, dass sie der eigenen Inspiration gefolgt seien und Reglementierungen auflösten. „Am Ende habe ich einfach die Musik gemacht, die sich für mich richtig anfühlt, so wie ich es mit jedem anderen Instrument auch tun würde“, erklärt Rasmussen. Aktuell arbeiten die beiden an einer gemeinsamen Live-Show, die beim diesjährigen Detect Festival erfolgreich erprobt wurde. „Wir haben Lust auf mehr“, resümiert Bergmüller abschließend.
„Wirbel“ ist am 21. Juli via Blue Marble erschienen.
Aus dem FAZEmag 139/09.2023
Text: Milan Trame
Foto: María Ólafsdóttir
www.janusrasmussen.net
www.davidbergmueller.com