Ende vergangenen Jahres gab Jean-Michel Jarre unter den Augen von 75 Millionen Zuschauern das weltweit erste VR-Live-Konzert – eine absolute Sensation, die in der berühmten Pariser Kathedrale Nôtre Dame stattfand. Jetzt meldet sich der französische Pionier der elektronischen Musik mit seinem nächsten Aufsehen erregenden Geniestreich zurück: Er komponierte den Soundtrack zur Ausstellung „Amazônia“ des preisgekrönten Fotografen und Filmemachers Sebastião Salgado.
„Amazônia“ thematisiert den bedrohten brasilianischen Amazonas-Regenwald und lockt mit mehr als 200 atemberaubenden Fotografien, für die Salgado sechs Jahre lang die Region bereiste und nun seinen ganz persönlichen Blick auf die Wälder, Flüsse, Berge und Menschen der Gegend offenbart. Bestandteil der Ausstellung wird zudem ein umfassendes Filmmaterial sein, indem indigene Einwohner der Region über den dringend nötigen Schutz ihrer Kultur und ihres Lebensraums sprechen.
Begleitet wird die immersive Ausstellung von Jarres Soundtrack, der die Besucher auch akustisch in die Tiefen des Regenwalds hineinzieht. Für die Produktion verwendete der 72-jährige sowohl elektronische als auch orchestrale Instrumente, kombiniert mit authentischen Naturgeräuschen, die ein unvergessliches Erlebnis ermöglichen.
Über seine Arbeit sagt Jarre: „Ich wollte den typischen ethnomusikalischen Ansatz vermeiden und mehr als bloße Hintergrundmusik schreiben. Also habe ich eine Art musikalische Toolbox mit orchestralen und elektronischen Elementen entwickelt, um das Timbre realistischer Naturgeräusche nachzuahmen. Diese Sounds verband ich mit Umgebungsgeräuschen und ethnischen Klängen wie Stimmen, Liedern und Instrumenten aus dem Tonarchiv des Ethnographischen Museums in Genf. Ich wollte mich dem Amazonas respektvoll, poetisch und impressionistisch nähern. Ich beschloss, die ethnischen Stimm- und Klangelemente in ihrer evokativen, assoziativen Dimension zu nutzen, statt den Fokus auf eine bestimmte ethnische Gruppe zu beschränken. Ich wollte den Wald als fantastische Vorstellung erschaffen, denn der Amazonas hat eine starke mythische Qualität – sowohl für die Menschen im Westen als auch für die indigenen Völker Südamerikas. Die Musik schafft eine Atmosphäre nomadischer Bewegung, in der die Geräusche immerzu anbranden und abebben. Ich musste zu den Grundprinzipien natürlicher Klangkomposition zurückkehren, um eine Geräuschkulisse zu kreieren, deren Elemente scheinbar willkürlich ineinanderfließen und trotzdem Harmonien oder Dissonanzen erzeugen. Und so wie jede Symphonie oszilliert auch dieses Werk zwischen Momenten der Klarheit und Spannung.“
Neben seiner Tätigkeit als Komponist und Musikproduzent ist Jarre auch als Visionär und Innovator weltberühmt. Allen voran die Inszenierungen seiner epischen Live-Performances haben ihm ein Denkmal in der kulturellen Landschaft der elektronischen Musik verschafft. Im Jahre 1993 wurde der Franzose zudem zum „Botschafter des guten Wills“ von der UNESCO ernannt, was auf seinem Einsatz für zahlreiche Projekte in den Bereichen Toleranz, kulturellem Pluralismus und Umweltschutz basiert.
Die Ausstellung „Amazônia“ wird am 7. April in der Pariser Philharmonie eröffnet und anschließend in Metropolen rund um die Welt zu sehen sein. Am 7. April erscheint auch Jarres Soundtrack, zunächst als Standard- und Binaurale Digitalversion und zwei Tage später, am 9. April, auch auf CD und Vinyl.
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