Jori Hulkkonen – Länder, Menschen, Abenteuer: Finnland

Jori Hulkkonen – Länder, Menschen, Abenteuer: Finnland / Foto: Sami A Korhonen

Es wird frisch, jahreszeitlich wie geografisch. Für unsere neue Ausgabe von „Länder, Menschen, Abenteuer“ haben wir mit der finnischen Ikone Juri Hulkkonen, weltbekannt für seinen Remix mit Tiga zu „Sunglasses At Night“, über sein Heimatland gesprochen.

Hallo, Jori. Was liebst du an deinem Heimatland besonders?

Finnlands Natur ist sehr schön und ich liebe den radikalen Wechsel der Jahreszeiten. Vor allem im Norden, wo ich herkomme, ist der Kontrast zwischen 24 Stunden Sonnenschein im Hochsommer und wochenlangem Sonnenstillstand, eisigen Temperaturen und zwei Metern Schnee im Winter immer noch faszinierend. Ich denke, diese klimatischen Bedingungen haben uns kulturell sehr geprägt.

Eine typische Gewohnheit der Menschen in Finnland?

Ich greife das Offensichtliche auf: die Sauna. Wo sonst auf der Welt kann man sich in einem heißen Raum, nackt, mit völlig Fremden, ungeschlechtlich und doch zu 100 Prozent nicht sexuell, völlig wohlfühlen? In einem Land mit 5,5 Millionen Einwohner*innen gibt es schätzungsweise über drei Millionen Saunen, also ja, es ist definitiv eine typische Gewohnheit.

Drei Dinge, die man in Finnland unbedingt gemacht haben muss?

  1. Ihr ahnt es bereits: saunieren. Und was auch immer die Leute, mit denen du in die Sauna gehst, dir vorschlagen – wie, sich nackt im Schnee zu wälzen – tu es. Du hast nicht wirklich gelebt, bis du es getan hast.
  2. Verlasse die großen Städte. Erkunde die kleinen Städte, das Land und die Natur. Das ist eine richtige Zeitmaschine.
  3. Versucht, Finnland zweimal zu besuchen, im Mittsommer und im Hochwinter. Beides wird euch umhauen, und wenn ihr merkt, dass die Natur sich ständig verändert und wie groß die Kontraste sind, werdet ihr beeindruckt sein. Das ist ein persönliches Versprechen.

Du lebst in Turku. Erzähl uns etwas über die Stadt.

Ich komme ursprünglich aus einer kleinen Stadt namens Kemi. Nach meinem Studium in Oulu bin ich dann mit großen Erwartungen nach Helsinki gezogen und wurde sehr enttäuscht: Die Stadt hatte alle Probleme einer Großstadt, aber keine der Vorteile. Im Anschluss hatte ich die Wahl, ins Ausland zu ziehen oder in Finnland zu bleiben. Trotz möglicher Karriere-Rückschritte entschied ich mich zu bleiben. In Turku kannte ich bereits einige Leute und somit wurde es meine kleinstädtische Base, mit einer perfekten Lage zwischen Stockholm und Helsinki. Turku bietet ein tolles Preis-Leistungs-Verhältnis in Bezug auf die Lebensqualität und ist außerdem die älteste Stadt des Landes, was viele kulturelle Ansätze mit sich bringt.

Dein Lieblingsgericht?

Karjalanpiirakka, auch bekannt als karelischer Kuchen. Ein kleines Gebäck, das mein schwedischer Freund Jesper Dahlbäck gerne als „Eierpizza“ bezeichnet, damit ihr eine Vorstellung davon bekommt.

Ein finnisches Gericht, das Menschen aus anderen Ländern als „ekelhaft“ abstempeln würden?

Wir haben diese Osterdelikatesse namens Mämmi, die wirklich scheiße aussieht. Und das meine ich wörtlich, es sieht aus wie ein Haufen Durchfall, den man nach dem Essen in einem schäbigen, dreckigen Taco-Lokal fallen lässt und sich danach betrinkt. Ich bin kein Fan davon, aber so schlecht, wie es aussieht, ist es nicht.

Wenn du nicht in Finnland wohnen würdest, wo würdest du gerne leben?

Früher waren es die offensichtlichen Metropolen wie Paris, Berlin oder London, doch mittlerweile würde ich mich für Barcelona entscheiden. Ich habe diese Stadt immer geliebt, die Energie, die Menschen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich immer noch dorthin ziehen sollte. Eines der wenigen Dinge, die ich irgendwie bedaure, ist die Tatsache, dass ich nie in einem anderen Land gelebt habe. Ich bin neugierig …

Gib uns doch abschließend einen kurzen Überblick über die elektronische Musikszene in Finnland.

Historisch gesehen ist Finnland musikalisch sehr konservativ, wodurch auch die elektronische Szene betroffen ist. In den großen Städten ist sie aber durchaus lebhaft, vor allem in Helsinki, wo es tolle Clubs (Kaiku, Ääniwalli) und Spots gibt. Vor ein paar Jahren wurden die Alkohol- und Sperrstundengesetze gelockert, was viele Türen für einmalige Veranstaltungen und Underground-Partys öffnete. Coole obskure Venues, die man im Internet nicht findet, und im Sommer Freiluftpartys. Es gibt auch eine Welle neuer DJs, die eine ganz andere Herangehensweise an das Auflegen haben als meine Oldschool-Generation, und das ist sehr erfrischend.

Aus dem FAZEmag 130/12.2022
www.instagram.com/jorihulkkonen