Im Interview mit Redakteurin Lena Klasen für das Diffus-Magazin sprechen Kalte Liebe über Berliner Kälte, illegale Raves und die Anfänge ihrer Karriere.
Dabei fällt ein Satz, der hängen bleibt: „Regensburg war damals sogar wilder, als Berlin heutzutage.“ Eine Aussage, die nicht nur überrascht, sondern auch viel über das Duo verrät. Andi und Eugen kennen sich seit ihrer Jugend in Regensburg.
Dort begannen sie gemeinsam, die Rave-Kultur zu erkunden. „Eine klassische Bromance“, nennt Andi das Kennenlernen. „Wir haben uns im Skate-Park kennengelernt, ein paar krumme Dinge gedreht und uns davon Synthies gekauft.“ Eugen ergänzt nur trocken: „Auf die krummen Dinge gehen wir lieber nicht ein.“
Ihr Weg führte sie später – wie so viele – nach Berlin, das für sie gleichermaßen Katalysator wie Spiegelbild ihres Sounds wurde. Nach einer Trennung und einem Rauswurf aus einer WG zogen sie spontan zusammen.
Aus dieser turbulenten Lebensphase heraus entstand in einer einzigen Nacht der erste virale Track von Kalte Liebe – ein Kaltstart im besten Sinne. Seitdem ist viel passiert: Kalte Liebe haben sich mit ihrer düsteren Mischung aus New Wave, EBM und Techno einen Namen gemacht.
Ihre Musik lebt von rauer Emotionalität, getragenen Melodien und kompromissloser Direktheit. Mit ihrer EP „Schall & Schweiß“, Songs wie „Alles Ist Wie Es Ist“ und „Immer wenn du fehlst“ touren sie durch ganz Europa – vom MELT Festival bis zum Boiler Room.
Trotz des Erfolgs spüren die beiden, dass sich die Rave-Kultur verändert hat. Andi bringt es auf den Punkt: „Alles ist so eventmäßig und abhängig von Line-Up und Sensation.“ In Regensburg habe man noch auf geheime Anrufe gewartet, „dann ist man da hoch in den 2. Stock und da war dann die Party.“
Diese Spontaneität und Subversivität vermisst er in Berlin ein wenig – trotz aller künstlerischen Möglichkeiten. Doch er hebt auch Positives hervor: „Berlin ist ein einziger freier Fall. Alles ist ungewiss und aufregend“, beschreibt er. Und genau diese Unsicherheit und Spannung habe den Bandnamen geprägt: „Dazu dann die kalte Berliner Luft am Abend. Das ist für uns ‚Kalte Liebe‘.“
Gerade arbeiten Kalte Liebe an neuen Projekten. Die „Träume Ohne Wert“-Tour 2025 ist geplant, ebenso akustische Sessions, DJ-Sets und sogar die Idee einer vollständigen Live-Band. Ein Debütalbum ist in Aussicht, und mit „Always On My Mind“ ist nun erstmals ein Song auf Englisch erschienen – in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Caiva.
Trotz all dieser Entwicklungen bleibt sich das Duo treu. Werbedeals mit großen Marken lehnen sie ab. Kalte Liebe sehen sich als „emotionales Ventil einer Generation“ – roh, ehrlich und unabhängig. Den gesamten Talk könnt ihr hier auf YouTube schauen:
Das könnte dich auch interessieren:
Friedrich Merz – Von Bubatz zu Koks? Was steckt hinter bizarrem Video?