
Kantereit? Severin Kantereit? Der Schlagzeuger der erfolgreichen Pop-Rockband AnnenMayKantereit bei uns im Magazin? Ganz genau. Der in Berlin lebende Universalmusiker besaß schon immer ein Faible für elektronische Musik, wurde bereits in seinen Teenagerjahren mit Soulwax, Justice oder Extrawelt sozialisiert und schraubt seit etlichen Jahren selbst an Synthesizern und Drum-Machines herum. Unter dem Titel „ep #1“ veröffentlicht Severin Kantereit als KANTEREIT nun seine erste Platte, mit der er einen kaum kategorisierbaren warmen, analogen und vielschichtigen Sound präsentiert – irgendwo zwischen Jamie xx und Caribou und Ableton und E-Gitarre.
KANTEREIT: Trotz seines neuen Solo-Pfades hat sich Severin Kantereit bewusst entschlossen, den Bandnamen als Teil des Projektes zu etablieren. „Es gibt viele Parallelen und es steckt viel Band drin. All die langjährige Musikproduktion und die vielen Live-Konzerte – davon profitiere ich natürlich in meinem Soloprojekt. Ich finde es schön, dass diese Parallele auch im Namen bestehen bleibt“, erklärt der gebürtige Kölner, der ein ganzes Sammelsurium an Instrumenten beherrscht.
Seit fünf Jahren lebt er inzwischen in Berlin. Die deutsche Hauptstadt hat maßgeblich dazu beigetragen, dass sich Kantereit wieder intensiver mit dem elektronischen Musikmachen beschäftigte: „Es gibt in Berlin einfach eine größere Szene, in der elektronische Musik stattfindet, dadurch habe ich in den letzten Jahren öfter und mehr mit Leuten Musik gemacht, die aus dem Genre kommen. Insbesondere meine Schwester hat mich beeinflusst, die seit Jahren viel und regelmäßig in Berlin auflegt.“
Kreuzberger Studio statt AnnenMayKantereit-Proberaum also. Hier, zwischen Schlagzeug, Piano, Gitarre, Synthesizern und Effektgeräten würde er am liebsten 25 Stunden am Tag verbringen. Das Tüfteln an elektronischen Beats ist sein Ausgleich zum Tourleben und sein persönlicher Rückzugsort. Abstriche bei seiner Band muss er deswegen allerdings nicht machen: „Die Begeisterung lief immer parallel zum Bandprojekt und hat dort auch teilweise Einfluss genommen und Platz gefunden. Die anderen beiden kennen meine Musik von Anfang an, da ja auch viele meiner Skizzen und Ideen in die Band geflossen sind. Sie haben mich immer bestärkt, meine eigene Musik zu veröffentlichen“, erklärt der Genre-Jongleur, der schon früh mit legendären Gruppierungen wie Soulwax, Justice oder Extrawelt in Berührung gekommen war. Und heute? „Ich höre sehr gerne und sehr vielfältig durcheinander. Da beschränke ich mich nicht auf ein Genre, sondern ziehe mir genreunabhängig immer das heraus, was mir gefällt. Um ein paar aktuelle zu nennen: Tourist, Darkside, Weval und obli.“
Auf „ep #1“ kommen sie alle zusammen – die Einflüsse und Inspirationen, die KANTEREIT seit seiner Jugend sammelt, wie andere Leute Briefmarken. Eine dezent melancholische Atmosphäre bestimmt das Klangbild der Platte, die von der konsequenten Kreuzung elektronischer und organischer Sounds lebt und eine bunte Melange aus treibender House-Rhythmik, klassischen Instrumenten und KANTEREITs unaufdringlicher Stimme bereithält. „Ich habe alle Instrumente selbst eingespielt und versucht, dem elektronischen Genre einen warmen analogen Sound zu geben, der in Kombination mit meiner Stimme einen besonderen Charakter formt. Auch wenn es nur kurze Textzeilen sind, die sich immer wiederholen, ist diese Mischung aus Text und Instrumental eine ganz besondere emotionale Angelegenheit für mich“, so der Rundum-Künstler, der nicht zu Unrecht als Kreativ-Beauftragter seiner Band gilt. Mit seinem Solo-Debüt markiert er nun den Startpunkt eines neuen Strangs in seinem Schaffen. Es wird nicht der letzte sein.
„ep #1“ von Kantereit erscheint am 16. August via KANTEREIT Records.