Die britische Band Kerala Dust, die über die Jahre ihren Fusions-Sound zwischen elektronischer Musik und Artrock immer weiter ausgefeilt hat, hat jüngst ihr drittes Studioalbum „An Echo Of Love“ veröffentlicht. Die musikalische Fluidität der Gruppe rund um Frontsänger Edmund Kenny zieht sich auch durch eine wechselnde Besetzung während der Aufnahmen des aktuellen Werks. Ed hat uns mehr dazu verraten.
Nach ihren ersten beiden Longplayern „Light, West“ und „Violet Drive“ veränderte sich die Herangehensweise der in London gegründeten und mittlerweile zwischen Berlin und Zürich lebenden Band beim neuen Album „An Echo Of Love“. Das Songwriting wurde intimer, verletzlicher, direkter. Ed verrät uns, dass die Band „klanglich und lyrisch eine gewisse Direktheit erlangen“ wollte. Nach einer chaotischen Zeit war es dem Sänger ein Bedürfnis, den eigenen „inneren Zustand“ auszudrücken. Ed beschreibt die Texte der Songs „wie eine Stimme im Kopf, wenn man es nicht schafft einzuschlafen“. Das unterscheide „An Echo Of Love“ stark von den ersten beiden Alben.
In den vergangenen Jahren sind einige Beziehungen der Bandmitglieder auseinandergegangen, begründet darin, dass sich die Band vollkommen dem Tourleben und der Musik widmete. Ed: „Das Album bedeutet, in die Musik fliehen zu können, auch die nächsten sechs Monate auf Tour. Ich meine das gar nicht unbedingt positiv, es ist einfach so.“
Aufgenommen wurden die Tracks an den verschiedensten Orten während Tour-Pausen. So ist etwa „How The Light Gets In“ in einem Gebirge in der Toskana entstanden, „The Orb, TX“ entstand in der Wüste von Texas, „Echoes of Grace“ in Berlin.
Ed schrieb die Texte und Grundrisse der Songs. Dann habe es „verschiedene Stimmen oder Instrumente“ gebraucht. So kam Ed mit unterschiedlichen Musiker*innen in den Austausch: „Janos Mijnssen von der Band Faber & Panda Lux hat die Streicher-Arrangements für gewisse Stücke geschrieben, Elene Gniss (AFAR) und Julian Pollina (FABER) haben ihre Stimmen beigetragen.“
Was Ed aus dem Aufnahmeprozess besonders in Erinnerung geblieben ist, ist die Zeit in Austin, Texas. Nach einer Sonnenfinsternis und Baraufenthalten verbrachte die Band Zeit im Studio ohne irgendwelche Vorstellungen. „Die Studiotechniker waren etwas verwirrt, dass diese Band aus Europa ohne irgendwelche Vorstellungen aufkreuzt, und einfach mal lose anfängt, Geräusche aufzunehmen“, erzählt Ed. „Manchmal auch nur Lärm, den ganzen Tag — Synthesizer-Pängs und Schlagzeug-Gekrächze. Oft entspringen daraus dann magische 20-sekündige Schnipsel, auf denen ein ganzes Stück aufbaut. Ich glaube, dass uns die Techniker am Ende mochten.“
Das musikalische Resultat kombiniert Techno, Krautrock, Punk und Americana. Doch was möchte die Band auf künstlerischer Ebene mit dem Album bewirken? „Ich will nicht vorschreiben, was Kunst erreichen kann“, so Ed. „Aber ich glaube, sie kann einem eine gewisse Freiheit im Kopf schaffen, die Platz für Neues macht.“
Wie würde er „An Echo Of Love“ in drei Worten beschreiben? Ed zitiert den Journalisten Tobi Müller: „Afterhour, Krautrock, Techno.“ Hört am besten mal selbst rein, langweilig wird es jedenfalls nicht.
Live anhören könnt ihr euch den Sound von Kerala Dust und des aktuellen Albums übrigens ab September und im Oktober auf Tournee – der ersten seit der Tour im Jahr 2023, nach der sich vieles im Umbruch befunden hatte. Ed verrät uns diesbezüglich noch einen Hintergrund zum Album: „Es wurde mit der Live-Show im Sinn konzipiert und wird dort auch seinen Platz erhalten.“ Man werde fast jeden Song wohl auch live performen.
Tracklist „An Echo Of Love“:
1. Echoes Of Grace 03:26
2. How The Light Gets In 04:16
3. Bell 04:28
4. The Orb, TX 04:59
5. Eden To Eden 04:45
6. Love In The Underground 04:38
7. Beyond The Pale 03:05
8. I Remember You A Dancer 04:00
9. Down With The Night (Pt. II) 04:21
10. The Bay 03:29
„An Echo Of Love“ ist am 22. August via Play It Again Sam erschienen.
Aus dem FAZEmag 163/09.2025
Text: David Fuchs
Credit: Andrin Fretz
www.keraladust.com