Kiasmos – nordische Klangkunst

Kiasmos – Nordische Klangkunst. Credit: Maximilian Ko

Mit Ólafur Arnalds aus Island und Janus Rasmussen von den Faröer-Inseln fusionieren zwei der spannendsten Electronic-Künstler der Nordhalbkugel abermals ihre Kräfte und präsentieren mit „II“ ihr zweites gemeinsames Album als Kiasmos. Was 2007 als Hobby- und Experimentierprojekt zweier Freunde von benachbarten Inseln begann, entwickelte sich über die Jahre hinweg zu einem global gefeierten Live-Act, der seine klassischen Wurzeln der Klaviermusik und des Electro-Pop mit einem modernen Club-Sound kombiniert. Zehn Jahre nach „I“ schlagen Kiasmos ein neues Kapitel auf und entfesseln ihr kollektives Genie, das nun dank erkenntnisreicher Erfahrungen und einer über die Jahre hinweg konservierten kreativen Chemie wie ein Phönix aus der Asche emporsteigt.

Während ein Großteil von „I“ in gerade einmal zwei Wochen entstand, bedurfte es beim Nachfolger ein wenig mehr Zeit. „In den letzten zehn Jahren waren wir mit unseren individuellen Projekten beschäftigt […]. Wir haben ein paar Mal versucht, ein weiteres Album zu schreiben, aber das Timing hat sich nicht richtig angefühlt. 2021 verspürten wir den Drang, wieder ein komplettes Album zu machen. Der Großteil der Musik wurde in diesem Jahr geschrieben und 2023 dann fertiggestellt“, erklärt Rasmussen. „Das Album ist dadurch zeitloser geworden. Die Musik fühlt sich weniger an eine bestimmte Zeit oder an einen bestimmten Ort gebunden an“, ergänzt Arnalds.

„II“ ist das Indiz eines Reifeprozesses zweier Sound-Architekten, die sich stets auf der Suche nach der atmosphärischen Vollendung befinden. Das Album strotzt nur so vor akustischen Texturen und einer tiefgründigen und dichten Stimmung, die kaum Raum zum Atmen lässt. Arnalds liefert detaillierte Einblicke: „Wir hatten den Luxus der Zeit […], wodurch wir in der Lage waren, viel mit verschiedenen Sounds zu experimentieren. Wir haben eine Reihe von Ideen für akustische Instrumente entwickelt, neue Synthesizer und neue Ansätze ausprobiert. Viele der Songs auf ,II‘ haben einen eher akustischen Charakter und bestehen nicht nur aus Klavier und Streichern. Die Frage, wie wir das Gefühl weiterführen können, ohne uns immer auf das gleiche Instrument zu verlassen, war für uns sehr wichtig.“
Das untermauert auch der Einsatz von traditionellen Klangerzeugern und Field Recordings aus der Natur. „Wir haben für ‚Told‘ ein kleines Gamelan-Instrument gesampelt und auf unseren Reisen einige Umweltgeräusche aufgenommen. Auch wenn es kein exotischer Ort war – wir haben oft einfach den Klang des Raumes aufgenommen. Meistens war das für uns einfach eine lustige Art, einen Ort in die Aufnahmen einzufügen, ihnen Tiefe und Kontext zu geben“, erklären sie und verweisen insbesondere auf die Zeit in Arnalds Studio auf Bali. Das Duo verbrachte hier einen ganzen Monat und verarbeitete balinesische Percussion-Instrumente und Tiergeräusche zu einer organischen Klangkulisse.

Während sich viele Künstler und Künstlerinnen sträuben, ein Herzstück eines Albums zu definieren, ist das zentrale Stück auf „II“ eindeutig deklariert. „Als wir ‚Burst‘ fertigstellten, war das der Moment, in dem das ganze Album klare Konturen bekam. Die ganze Platte bekam einen Sinn, den Groove und das richtige Gefühl, nach dem wir gesucht hatten. Er ist die Lösung des Puzzles und der Anker, der die LP zusammenhält“, so Rasmussen, der mit seinem kongenialen Partner vor Kurzem auf große Europa-Tour gegangen ist. Auch Termine in Berlin und Köln stehen an. „Wir können eine komplette Show spielen, von der wir schon immer geträumt haben. Es ist ein großes Konzept und wir können endlich sehen, wie es umgesetzt wird.“

Hier könnt ihr in das Album reinhören und dieses käuflich erwerben:

Kiasmos auf Tour – Die Europa-Termine:

12. Juli – Audioriver Festival, Lodz, PL
13. Juli – BBK Festival, Bilbao, ES
26. Juli – Popmesse, Brünn, CZ
02. August – All Together Now, Waterfront, IE
08. August – Sziget, Budapest, HU
10. August – Traubenfest, Trencin, SK
14. September – Spring Attitude, Rom, IT
15. September – Magnolia, Mailand, IT
18. September – Troxy, London, UK
19. September – Salle Pleyel, Paris, FR
20. September – Stadthalle, Köln, DE
22. September – Poolen, Kopenhagen, DK
24. September – das Atelier, Luxemburg, LU
25. September – Melkweg, Amsterdam, NL
26. September – Columbiahalle, Berlin DE

„II“ erscheint am 5. Juli via Erased Tapes.

Aus dem FAZEmag 149/07.2024
Text: M. T.
Crédit: Maximilian Ko
www.kiasmos.is