Klaudia Gawlas kritisiert die Szene und fordert Offenheit

Klaudia Gawlas kritisiert die Szene
Klaudia Gawlas kritisiert die Szene

Klaudia Gawlas ist dafür bekannt, immer Vollgas zu geben. Bei ihren Sets und bei ihren Statements. Sehr oft überlegt sie sich drei bis vier Mal, ob sie Kritik äußern soll oder ihren Ärger lieber herunter schluckt. Am vergangenen Wochenende hat sie am Sonntagabend das Closing-Set auf der Techno-Stage bei Parookaville gespielt. Aufgrund des schlechten Wetters und um das Abreisen der 80.000 Besucher zu entzerren, wurden alle Playtimes um eine Stunde verlängert. So kam es, dass Klaudia spontan eine Stunde b2b mit Alle Farben und Pappenheimer spielte. Ein großer Spaß für die drei beteiligten und für die Menge. Klaudia schickte mir das Foto von den dreien und ich postete es auf FB. Die Kommentare könnt ihr hier lesen. Die meisten schossen über das Ziel hinaus. Die daraus entstehende Diskussion hatte zufolge, dass Klaudia folgende Gedanken formulierte, die wir euch nicht vorenthalten wollen:

„Bad ideas make the best memories“
Heute möchte ich etwas Überraschendes mit euch teilen. Da wir auf dem Parookaville eine Stunde länger spielen durften, haben wir drei (Alle FarbenPappenheimer und ich) uns entschieden, zusammen zu spielen. Einfach weil alle super gute Laune hatten, wir gerade nebeneinander standen und aus purem Spaß an der Musik einfach Bock darauf hatten. Und weil es so spontan war. Nicht geplant, sondern einfach losgelegt. Einfach schauen was passiert. Niemand hätte gedacht, dass Franz von Alle Farben mitmacht. Pappenheimer und ich hatten auch keine Ahnung, ob das gut geht. Immerhin unterscheidet sich unsere Musik extrem. Aber wir wollten uns einfach treiben lassen. Wir fingen an und mich haute es aus den Socken, welch coolen Techno Franz im Case hat. Das ging richtig ab. Zu dritt hatten wir eine super Zeit und ihr da unten anscheinend auch.
Was ich euch heute sagen möchte: alles was zählt ist, dass wir Spaß haben. Ohne Regeln, Trends, irgendwelche Vorgaben oder Vorschriften, cool oder nicht cool, was ist erlaubt und was nicht. Einfach laufen lassen, dann ist es am Schönsten.

Der Anlass warum ich all das schreibe, sind vor allem die Reaktionen auf das Posting von Faze Magazin. Immer wieder wird gedisst, gehatet und schlechte Laune verbreitet. Es gibt anscheinend auch Regeln wer was spielen darf und was nicht, wer mit wem cool ist oder uncool.
Bitte hört auf damit.
Das sind nicht wir. Auch ich finde nicht jede Musik toll, aber mir ist es fremd so etwas zu hassen oder mich negativ über einen Künstler zu äußern. Das b2b auf dem PAROOKAVILLE war eine einmalige Sache –“once in a lifetime“ – aber ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß wie gestern. Das war toll. Danke an alle, die dabei waren und mit uns getanzt haben bis zum Schluss. Das ist Techno. Ein Beat ohne Ausgrenzung und Hass. Ein Beat, der uns vereint und glücklich macht. Als ich angefangen habe zu raven, da war Toleranz ein ganz großes Wort. Das hat mich auch fasziniert an der Szene. Es war das erste Mal im Leben, dass ich gespürt habe, dass es egal ist, wer man ist, woher man kommt, wie man aussieht. Ob weiß oder schwarz, ob lesbisch oder schwul, jung oder alt. Toleranz war was u.a. den Techno ausgemacht hat. Schaut doch selbst mal nach, wie alles mit Techno anfing. Diese Offenheit, zusammen statt gegeneinander. Der ganze Club kannte sich und man war wie Bruder und Schwester. Niemand wurde ausgegrenzt. Es gab kein gut oder schlecht. Es war die pure Lust am dröhnenden Sound. Wo ist das geblieben?
Heute kann doch jeder hören, worauf er Lust hat und es gibt eine unendlich große Auswahl. Bitte lasst uns das Miteinander wieder in den Mittelpunkt stellen. Gerade heute wo elektronische Musik “so big” geworden ist, wissen wir doch alle, dass wir der Kern dieser Bewegung waren und immer noch sind, egal wie die Masse geworden ist, “wir sind doch anders“. Aber manchmal entdecke ich einen Hass, der erschreckend ist. Und komischerweise wird bei uns immer von unten nach oben getreten, aber die von oben treten nie nach unten Denkt darüber mal nach.
Und jetzt sage ich: Chapeau meine Herren, dass ihr so cool und spontan wart. Ab heute liebe ich euch (noch mehr)❤️ Music is our best friend! Und Musik verbindet. Das sind meine Werte! Und das ist das, wofür Techno immer stehen wird. Auch wenn es gerne mal vergessen wird. RAVE ON!

In unserer August-Ausgabe haben wir ein großes Interview mit Klaudia zum Thema ‘Kontrollverlust’. Freut euch darauf

 klaudia und frans