Knöpfchendreherei im Dezember 2024

Knöpfchendreherei im Dezember 2024

Liebe Freundinnen und Freunde der Knöpfchendreherei,

willkommen in der frostigen Jahreszeit, in der nicht nur das Heizungsthermostat, sondern auch die modulare Euphorie wieder steigt. Was wärmt das Herz eines Synth-Fans mehr als das sanfte Glühen eines Patch-Kabels und das hypnotische Sirren eines Oszillators? Genau! Die richtige Literatur! Es gibt doch nichts Schöneres, als sich abends ins kuschelige Bettchen zu legen, und vor dem Schlafen noch ein schönes Buch zu lesen. Natürlich erst, nachdem ihr am Abend zuvor schon diese FAZE-Ausgabe von vorne bis hinten durchgelesen habt.


Wir haben uns für euch auf die Suche gemacht und einmal geschaut, was der Markt so hergibt und wo ihr euch neben eurer geliebten Knöpfchendreherei noch auf gedrucktem Papier über eure Leidenschaft informieren könnt. Der dänische Autor Kim Bjooks gründete im Jahr 2017 seinen Verlag Bjooks und hat mit seinen Büchern in den letzten Jahren schon für viel Aufsehen gesorgt. Nun erschien mit seinem „The Minimoog Book“ ein Denkmal für den wohl berühmtesten Synthesizer ever. Das Buch, geschrieben von Joe Silva, basiert auf über einem Jahrzehnt intensiver Recherche. Es enthält zahlreiche bislang unveröffentlichte Fotos, technische Schaltpläne und historische Werbematerialien, die die Entwicklungsgeschichte des Minimoogs von den frühen Prototypen bis hin zu modernen Modellen wie dem Voyager detailliert nachzeichnen. Damit richtet sich das Werk besonders an passionierte Minimoog-Enthusiast*innen. Wie bei Bjooks üblich kommen auch hier prominente Künstler*innen und Zeitzeuginnen und -zeugen zu Wort. Musiker*innen wie Keith Emerson, Rick Wakeman, Chick Corea, Gary Numan, George Duke und Anne Dudley teilen ihre Erlebnisse mit dem Minimoog. Ergänzt wird dies durch Beiträge von Künstlern wie Kraftwerk, Greg Kurstin (Adele), Air und J Dilla. Diese persönlichen Einblicke machen das Buch zu einer einzigartigen Hommage an die Synthesizer-Ikone: eine spannende Mischung aus Geschichte, Technik und Anekdoten und unsere ausdrückliche Empfehlung für jeden, der sich für Synthesizer und Musikgeschichte interessiert. Zunächst war die Ausgabe nur über die Kickstarter-Plattform erhältlich. Ab sofort gibt es das Buch aber auch in diversen Onlineshops zu kaufen. Wenn ihr also noch auf der Suche nach einem schönen Weihnachtsgeschenk für euren besten Freund seid, oder euch selbst eine Freude machen wollt, schlagt zu.

 


Wer es nicht ganz so nostalgisch mag, der sollte unbedingt Heiner Kruses Werk „Modulare Synthesizer“ auf seinen Wunschzettel schreiben. Von Eurorack-Basiswissen bis hin zu komplexen Patches wird hier einmal alles durchleuchtet, was ihr wissen müsst, wenn ihr euch darauf einlasst. Nach einem charmanten Vorwort von niemand Geringerem als Mr. Schneidersladen – Andreas Schneider – bekommt man hier auf 348 Seiten in deutscher Sprache wirklich alles bis ins kleinste Detail erklärt. Mit musikalischen Zielen kann man das in den Kapiteln Angelesene schnell anhand von Praxisübungen überprüfen. Wer noch kein eigenes Modularsystem hat, kann interaktiv mit dem VCV-Rack arbeiten. Die Nächte werden kürzer, wenn ihr einmal angefangen hat. Das Buch ist wirklich fesselnd.

 


Bevor wir euch gleich noch ein wirklich tolles Plug-in vorstellen, haben wir aber noch ein Rezeptbuch gefunden: Omri Cohens „The Modular Cookbook“. Es reicht euch 50 Rezepte als geschmackvolle Inspiration für Kompositionstechniken und Sounddesign mit Modular-Synths. Auf 115 Seiten bekommt ihr eine Sammlung an Patch-Beispielen für das Eurorack. Jedes Rezept beschreibt detailliert, wie verschiedene Module zusammenarbeiten, um spezifische Klänge oder Effekte zu erzeugen. Diese Rezepte reichen dabei von einfachen Patches für Grundklänge bis zu komplexeren, kreativen Anwendungen. Mit klaren Diagrammen, Illustrationen und Fotos wird jedes Konzept anschaulich erklärt. Wir lieben hier besonders die durchdachte Struktur, die es leicht macht, theoretisches Wissen in die Praxis umzusetzen. Gerade in unserem von Social Media verseuchten Alltag tut es gut, sich mit guter Literatur in Themengebiete einzuarbeiten. Streicht euch dabei Dinge an, die euch besonders wichtig sind und wiederholt Themen, die noch nicht so ganz im Kopf angekommen sind. Wenn ihr einmal verstanden habt, wie Steuerspannung funktioniert, ein LFO schwingt oder wie ihr eure OSC, VCF und VCA zusammenpatcht, ist die größte Hürde schon genommen.

 


Wie schon so oft haben wir zum Abschluss wieder ein Plug-in für euch, das euch den Studioalltag erleichtert: „Rando“ ist ein innovativer Sampler, der bereits vorhandenen Sounds neues Leben einhaucht. Libraries, die schon seit Jahren in den tiefsten Ordnern eurer Festplatte verschollen sind, erleben eine Reinkarnation. Mit wenigen Klicks entstehen plötzlich neue Loops und sogar komplexe Grooves. Immer wenn ihr den „Rando“-Button klickt, sortiert das Plug-in eure Keyboard-Tastatur mit neuen Samples, die auf der Platte gefunden wurden. Wenn euch ein Sound gefällt, könnt ihr ihn mit einer Lock-Taste speichern, sodass er erhalten bleibt, wenn ihr das nächste Mal neue Sounds generiert. So entsteht zügig eine komplett neue Sample-Library aus alten Sounds: quasi eine Recycle-Möglichkeit. Wer auf der Suche nach einem bestimmten Sound ist, kann über die Suchfunktion direkt nach einer bestimmten Kategorie wie Kick, Bass, Clap usw. suchen. „Rando“ analysiert nämlich die Libraries und sortiert im Hintergrund bereits. Zusätzlich könnt ihr über Tonal auch den richtigen Key einstellen, sodass euch z.B. nur alle Kicks in der richtigen Tonlage angezeigt werden. Dazu kommen noch ein spannender Sequenzer und ein paar coole FX-Möglichkeiten.

Und jetzt seid ihr für die nächsten Wochen erstmal wieder auf euch allein gestellt. Wir wünschen euch frohes Patchen, ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Moduljahr!

Aus dem FAZEmag 154/12.2024