Köln: Philip Minettos vom Mund zu Mund Festival im Interview

In Köln findet an diesem Wochenende (07.06. – 09.06.) wieder das dreitägige Mund zu Mund Festival statt, das zu elektronischen Klängen, Live-Musik und Workshops einlädt. Auf drei mit Liebe zum Detail gestalteten Floors präsentiert sich den knapp 2.000 Besuchern und Besucherinnen Tag und Nacht ein buntes Spektrum aus House, Techno und Konzerten mit einem Fokus auf lokale Acts. Einer der Initiatoren, Philip Minettos, hat uns ein Einblicke hinter die Kulissen des Events gewährt, das in der Domstadt zu einem der wenigen Open-Air-Festivals zählt und somit ein echtes Exklusivitätsmerkmal besitzt. 

Philip, das Mund zu Mund geht in diesem Jahr in seine dritte Ausgabe. Vorher würden wir aber gerne etwas über die Geschichte und Idee dahinter erfahren.

Die Partyreihe „Mund zu Mund“ ist tatsächlich bereits vor elf Jahren entstanden. Ganz klassisch sind wir damals mit ein paar Boxen in den Wald gelaufen und haben Partys veranstaltet. Zu Beginn hatten wir viele Mitglieder der Gay- und Queerszene bei uns am Start, woher letztlich auch unser Motto rührt: „Küss doch wen du willst“. Wir wollten also von Anfang an einen Freiraum schaffen für Leute, die sich in manchen Teilen der Gesellschaft diskriminiert fühlen. Und natürlich hatten wir einfach Bock zu feiern und Off-Locations abzureißen – abseits des generischen Clublebens.

Aus den ersten Events wurde dann relativ schnell die Idee geboren, ein eigenes Festival zu veranstalten. Ursprünglich war der Plan, das Ganze auf einem Flugplatz steigen zu lassen, die Größe und die damit verbundenen Kosten der Location haben uns allerdings einen Strich durch die Rechnung gemacht, sodass wir auf Alternativen angewiesen waren, die in Köln echte Mangelware sind. Mehr oder weniger durch Zufall sind wir schließlich im Vorbeifahren auf den Kölner Rugbypark in Klettenberg gestoßen und waren vom Gelände total begeistert. Nach einem super unkomplizierten Gespräch mit der Rugbyverein-Vorsitzenden wurde aus dem Traum dann plötzlich ganz schnell Realität.

Die Behörden sind allerdings weniger begeistert. Was ist da los?

Die drei für uns relevanten Behörden, die Ordnungsbehörde, die Baubehörde und die Umweltbehörde, haben uns seit 2022 ziemlich zugesetzt. In diesem Jahr war es die Umweltbehörde, die so richtig Terror angefangen hat. Wir mussten uns letztlich sogar einen Anwalt nehmen, um uns zu wehren, konnten schließlich aber einen Kompromiss für beide Parteien finden – leider auf Kosten unseres beliebten Lichtung-Floors, der nun verlegt werden musste.

Die Stadt Köln hat 2016 mal hunderte Personen für das Ordnungsamt eingestellt, die ihre Arbeit leider gelegentlich etwas zu Ernst nehmen. Als Open-Air-Veranstalter hat man es hier wirklich nicht leicht.

Sprechen wir über das diesjährige Konzept. Was ist neu?

Anders als im letzten Jahr wird es 2024 leider kein Camping geben, da das Rugby-Gelände nebenan umgebaut wird. Schade. So ein Campingplatz bringt natürlich nochmal seinen ganz eigenen Charme mit und trägt positiv zur Stimmung und Atmosphäre bei. Wenn morgens die ersten Leute mit der Zahnbürste über das Gelände laufen und auf den Floors noch getanzt wird, ist das ein ziemlich cooler Vibe.

Besonders freuen wir uns in diesem Jahr auf die neue Kollektivhütte, die, wie der Name bereits preisgibt, von lokalen Kollektiven aus Köln bespielt wird. Dazu gibt es den bereits erwähnten Outdoor-Floor, den Bandfloor für Live-Bands und Singer-Songwriter*innen sowie weitere Überraschungen. Es gibt eine Karaoke-Box und viele weitere Specials zu entdecken.

Parallel zum musikalischen Programm bieten wir am Samstag und Sonntag eine Reihe an Workshops und Aktivitäten an, darunter ein Volleyballturnier, einen Shuffle-Kurs, Yoga und sogar einen Pole-Dance-Kurs.

Ihr legt großen Wert auf den Support von lokalen Acts. Gibt es dennoch eine Art Headliner?

Aufgrund der Planungsunsicherheit, die wir „dank” der Behörden haben, ist das Buchen von größeren Namen leider mit einem finanziellen Risiko verbunden. Bei einem Off-Event im vergangenen Jahr hatten wir Damiano von Erckert und Harrison BDP gebookt. Kurz vor Beginn der Party stand dann plötzlich das Bauamt auf der Matte und untersagte uns das komplette Event. Wir sind da also diesmal etwas vorsichtiger unterwegs. Erwähnenswert sind aber sicher die Kölner DJ und Producerin LALENA und Lines of Love mit einem Live-Set.

Wie sieht es mit Nachhaltigkeit und Awareness bei euch aus? Zwei Aspekte, die (zum Glück) immer mehr an Relevanz gewinnen.

Dank unserer tollen Community regelt sich das im Grunde genommen von selbst – das haben uns die Erfahrungen der letzten Jahre gezeigt. Natürlich ist es unvermeidbar, dass am Ende einige Becher und Zigarettenstummel herumfliegen, aber es ist im überschaubaren Bereich. Aufräumen gehört ja irgendwo auch mit dazu und meist ist es tatsächlich so, dass wir den Platz sauberer als vorher hinterlassen.

Bei der letzten Ausgabe haben wir ein ziemlich großes Awareness-Team aufgestellt, das im Endeffekt gar nicht eingreifen musste. Wir verzichten deshalb diesmal darauf. Falls etwas passiert, ist unsere Community definitiv sensibilisiert genug, um bei entsprechenden Vorfällen einzugreifen.

Das Mund zu Mund Festival findet vom 7. bis zum 9. Juni im Rugbypark in Köln (Klettenberg) statt.

Weitere Infos und Tickets gibt es hier.