Laurin Schafhausen – Sound-Sommelier

Laurin Schafhausen – Sound-Sommelier

„Ich liebe Musik, auflegen, tanzen, Clubs und Lautsprecher. Und genauso gerne rede ich über all diese Dinge.“ Als Sound-Sommelier, DJ, Speaker-Guy, Clubberater, YouTuber und Workshop-Leiter vereint Laurin Schafhausen scheinbar mühelos verschiedenste Rollen – aber alles folgt einer inneren Logik. „Noch dazu ist es mir sehr wichtig, mein Wissen zu teilen – nur so entwickeln wir uns als Gesellschaft weiter.“

Seine Herangehensweise unterscheidet sich dabei radikal von der eines klassischen Veranstaltungstechnikers. „Der normale Veranstaltungstechniker misst ein Soundsystem mit dem Mikrofon ein, sorgt dafür, dass alle Frequenzen gleich laut sind und zur selben Zeit bei den Gästen ankommen. Das war’s.“ Für ihn beginne die Arbeit allerdings erst dann. „Ich höre mir den Raum an, die Anlage, beachte die Erwartungshaltung der Besitzer*in, der Crowd und natürlich, welche Genres gespielt werden. Danach wähle ich die passenden Bauteile aus und stelle alles so ein, dass es sich richtig anfühlt.“ Dafür verlässt er sich auf Erfahrung, Intuition – und sein DJ-Gespür. „Ich lese wie ein DJ bei einem Event die Menschen. Die Körpersprache verrät alles darüber, ob der Sound on point ist oder eben nicht. Und wenn er nicht on point ist, grabe ich mich förmlich in ein Hyperfokus-Loch, bis ich zufrieden bin.“

Ein prägender Satz begleitet ihn dabei: „George Morel hat mir so viel über die NY-Idee beigebracht, dass der DJ das Soundsystem als Instrument nutzt – und fast noch wichtiger, die Idee von ‚when it sounds right, it is right‘ in den Kopf gesetzt.“ Auch ein Anruf von Gary Stewart, legendärer NY-Soundmann, wurde zum Wendepunkt. „Das Wissen, das ich durch ihn erlangt habe, ist die Grundlage meiner Arbeit geworden.“ Diese Haltung bringt ihm auch den Spitznamen ein, den David Muallem, seines Zeichens Creative Director des Blitz Clubs in München, einmal prägte: „Er nannte mich den ‚DJ’s Soundguy‘. Ich sehe alles immer aus der Sicht der Tänzer*innen. Ein Soundsystem soll Spaß bringen, Aufregung, den Genuss des Events verbessern und im besten Fall auf eine höhere Stufe heben.“
Laurin sieht eine spannende Dualität in der Clublandschaft: „Auf der einen Seite wird es immer mehr Listening. Bars, Spaces, ganze Clubs wollen Hi-Fi, wenn nicht gar Highend werden. Mehr Details, mehr Auflösung, immer realistischer.“ Auf der anderen Seite steige der Wunsch nach „absolutem Klang-Brutalismus: Clubs, die den aktuellen Hyper-Techno oder Trance bedienen, wollen nur Bass. Mitten und Höhen sind im Grunde egal, sollen nur nicht wehtun.“

Mit seiner Listening-Bar owls in Bielefeld hat er selbst einen Gegenpol geschaffen. „Wir Menschen brauchen Orte, um uns auszutauschen. In der Clubkultur fallen aktuell immer mehr Orte weg. Für mich war zum Beispiel der Plattenladen sehr wichtig als junger DJ. Solch einen Ort der Begegnung wollte ich schaffen – und wenn es dann noch ein sehr gutes Soundsystem gibt, umso besser.“ Wichtig ist ihm auch die strukturelle Veränderung der Szene. Mit Flinta-Soundsystem-Workshops möchte er ein starkes Zeichen setzen. „Wir brauchen dringend Flintas, die sich nicht nur mit der Technik auskennen, sondern die auch eigene Soundsysteme besitzen. Nur so entsteht wirklich Freiheit und Unabhängigkeit von Locations und bestehenden Machtstrukturen.“
Die Einstiegshürden wolle er senken: „Soundsysteme bringen Spaß, sich damit zu beschäftigen, macht Spaß. Und wenn man darüber redet und einfach ausprobiert, ist der Einstieg eben auch nicht kompliziert.“ Ein konkreter Beitrag dazu: seine eigene Lautsprecherserie, die aktuell entsteht. „Meine Lautsprecher sind deutlich kleiner als normale Club-Lautsprecher, haben aber den typischen Sound und Look.“ Sie seien modular, leicht zu transportieren, effizient und vielseitig einsetzbar: „Dasselbe Setup, das am Wochenende als Mini-Basswand ein Pop-up-Event beschallt, kann unter der Woche für mehrere Mitglieder als DJ-Monitor oder Hi-Fi-Box zu Hause dienen.“ Auch die Herstellung folgt seinen Prinzipien: „Es ist mir sehr wichtig, dass die Transportwege bei der Fertigung kurz sind und alle Beteiligten fair bezahlt werden.“

Zu den Projekten, die ihn besonders geprägt haben, zählt der Blitz Club in München. „Neben der ganzen technischen Unglaublichkeit hat mir David Muallem von Anfang an uneingeschränkt vertraut. Das macht meine Arbeit so viel einfacher.“ Aktuell begleitet Laurin den Anfang März eröffneten Club C2 Ost in Karlsruhe: „Ich bin mir absolut sicher, dass das C2 Ost in den nächsten Jahren die deutsche Clublandschaft sehr prägen wird. Und dass solche Clubs wie dieser in Karlsruhe oder auch das Open Ground in Wuppertal eröffnen, lässt vielleicht durchblicken, wo der Trend, meiner Meinung nach, hingeht.“

Sein Blick bleibt wach, neugierig – und zutiefst verbunden mit dem, was wirklich zählt: „Ein Soundsystem ist mehr als Technik. Es ist das Instrument des DJs. Und wenn der Sound stimmt, dann stimmt alles.“

Aus dem FAZEmag 160/06.2025
Text: Lisa Bonn
Credit:Tania Parovic
Web: www.instagram.com/laurin_joel_schafhausen