Le Shuuk – Zwischen Raumfahrt, „Gold Baby“ und einer Soundanlage, deren Kapazität endlos erscheint.

14 Jahre ist es her, da wurde aus einem Gag ein Plan mit jeder Menge Spaß. Chris Strizel hatte immer eine Affinität zur Musik und nun wollte er endlich Ernst machen – das Projekt Le Shuuk war geboren. Damals schon mit Richtung Tanzmusik, aber noch auf der Suche nach dem richtigen Sound, ist das Projekt mittlerweile angekommen. Das Ergebnis ist mehr, als er zu träumen gewagt hatte. Für Chris Strizel ist sein Weg nicht nur ein musikalischer, viel Spaß und sein ausgeprägtes Showtalent gehören auch dazu. Wenn man im Netz nach Le Shuuk sucht, findet man allerlei Streiche und Geschichten, die Chris im Laufe seiner DJ-Karriere hinter sich gebracht hat. Da waren auch schon mal Feuerlöscher nicht sicher vor ihm. Im Laufe der Jahre kamen viele Aktivitäten zu seiner Vita – so zum Beispiel das Sierra-Partyfloß, das er seit zehn Jahren veranstaltet, zahlreiche Releases, an denen man seinen musikalischen Wandel miterleben kann, oder eben vor vier Jahren sein erster Gig auf dem World Club Dome, mit dem er großen Eindruck hinterlassen hat und der ihn zum Resident des Festivals gemacht hat. Es folgten Gigs auf dem Tomorrowland, Ultra Kroatien, WCD Korea, Creamfields Taiwan und, und, und. Chris wird zwar disziplinierter, aber keinesfalls ruhiger. Nun haben wir ihn zum Interview geladen und mit Fragen gelöchert, damit ihr euch ein Bild machen könnt über den wohl lautesten DJ-Exportschlager, den wir derzeit zu bieten haben.

Chris, du bist mittlerweile 31 Jahre alt, wirkst allerdings kein bisschen leiser oder ruhiger.

Es ist so, ich habe jeden Tag das Gefühl, dass es gerade erst so richtig losgeht. Jeden Tag passieren so viele Dinge – Dinge, die mich dazu bewegen, weiterzumachen, jetzt erst richtig Gas zu geben, dem Partyvolk da draußen zu zeigen, dass die Welt der Musik noch einige unerforschte Galaxien hat und ich sie einfach alle mitnehmen möchte.

Das ist eine schöne Überleitung, denn deine neue Single „Golden Baby“ ist letztens auf Kontor erschienen. Für die Release-Party hattest du dir was ganz Besonderes ausgedacht …

Ja, das stimmt! Ich bin BigCityBeats sehr dankbar für die Möglichkeit, das im Zuge der Promotion für den kommenden World Club Dome beim Zero-Gravity-Parabelflug in 8500 Metern Höhe in völliger Schwerelosigkeit präsentieren und feiern zu können. Die höchste Release-Party der Geschichte, eine Sache, von der ich noch meinen Kindern erzählen werde und die dann ihren Kindern.

Mit „Golden Baby“ hast du ja einen Track veröffentlicht, mit dem man bei dir so gar nicht gerechnet hat – wobei wir uns auch da sehr schwer tun: Musikalisch kann man dich zwar der härteren House-Fraktion zuordnen, gefühlsmäßig bist du aber extrem breit aufgestellt. Ist das nun lediglich ein Versuch oder bringst du solche Babys in Serie?

Es ist natürlich immer ein Versuch, dieser soll aber schon in Serie gehen. Ich habe viele Tracks rein für den Floor produziert und geschrieben, das hat auch seine Herausforderungen, aber bei „Golden Baby“ soll man schon merken, dass da eine richtige Songstruktur dahinter steckt, dass die Weiterentwicklung vorangeht. Ich mache weiter pure Club- und Festival-Musik, aber auch dieser Teil von mir möchte eben ausgelebt werden – mit Kontor habe ich da eine gute Plattform gefunden. Um auf „Golden Baby“ zurückzukommen: Es ist schon abgefahren, wie die verschiedenen Reaktionen auf diesen Song sind. Er läuft in Heavy Rotation in jedem New Yorker Store, er läuft im Tagesprogramm von vielen Radiostationen und die Streaming-Zahlen sind überwältigend. Ich hatte ja keine Ahnung, was ich mit dem Song anrichten würde, als ich ihn geschrieben habe! (lacht)

„Simplify“ war als Vorläufer ja ähnlich konzipiert. Hast du damals schon an „Golden Baby“ oder eben radiotaugliche Tracks gedacht?

Ja, das war immer schon in mir, aber manchmal braucht es eben seine Zeit, um diese Seite zu zeigen. Viele glaubten, ein Le Shuuk wäre zu laut für das Radio – damit hatten sie bei dem, was bis dato erschienen war, auch recht. Nun ist der Schritt gewagt. Es macht einfach Spaß und die nächsten Sachen sind schon in Arbeit.

Dein Track auf Smash The House bei Dimitry Vegas & Like Mike geht ja ebenfalls einen sehr erfolgreichen Weg. Bei deiner Werbung trennst du beides nicht unbedingt – läuft das also nach dem „Ganz oder gar nicht“-Prinzip?

Richtig, denn warum soll ich das auch trennen? Beides bin ich, beides gehört für mich zusammen und wenn jemand das eine nicht mag und etwas anderes von mir favorisiert, soll es so sein. Auf der Tanzfläche sind sie dann alle wieder vereint und feiern zusammen, und das ist das beste Gefühl.

Leidet dein Privatleben unter dem Tour-Stress? Hast du überhaupt noch Zeit?

Nein, leiden würde das falsch beschreiben. Mein Privatleben lebt Le Shuuk mit und meine Fans und die Musik sind ein Teil davon. Natürlich ist es so, dass mich meine Freundin hier und da bittet, das Telefon wegzulegen – und dieser Bitte folge ich natürlich meistens. Wer möchte seiner Herzensdame schon widersprechen?

In den Social Media, gerade was das Posten und Teilen von Storys angeht, spielst du ja schon in der Champions League. Bringt das nicht auch einige Sorgen mit sich?

Ich mache das quasi schon seit es diese Möglichkeiten gibt – das ist auch ein Teil vom Projekt Le Shuuk: Die Menschen sollen, wenn sie möchten, teilnehmen, Einblick bekommen, mitfiebern und sich unterhalten fühlen. Es gibt natürlich auch Kritiker, aber die Entgleisungen haben mittlerweile eine gesunde Ausdrucksform erreicht und werden genauso beantwortet wie Zuspruch. Das lasse ich mir nicht nehmen, auch wenn es hier und da mit einem Augenzwinkern entschärft wird.

Wenn du dich heute siehst, nach über 14 Jahren als DJ, hast du dann ein wenig Respekt vor dem, was noch kommt? Wo siehst du dich in fünf Jahren?

Angst habe ich jedenfalls überhaupt nicht! Ich mache weiter. Wie genau es im Le-Shuuk-Kosmos weitergeht, weiß ich nicht, ich bin mir aber ganz sicher, dass es verdammt laut und lustig wird. Die Welt ist einfach so groß, dass ich mich auf jeden einzelnen Moment freue – und ich habe das Gefühl, es werden einige großartige Momente kommen.

Ein sympathischer Kerl muss leider schon wieder weiter – der nächste Gig, die nächste Show. Wir werden ihn im Auge behalten, Deutschlands lautesten Exportschlager, und wünschen ihm eine gute Reise!

 

Aus dem FAZEmag 087/05.2019
Text: Falko Niestolik
Foto: (c) BigCityBeats/Kontor Records