Der Pressetext des Labels schwärmt dem geneigten Leser jener Zeilen in Superlativen vom neuen Album vor. Von “famos“, “leichtfügigem Spagat“, “Proaktiver Verteidigung der eigenen Lebensform“, „Da wächst kein Gras mehr“, „Verve, Eleganz, Freude, Cleverness (wie macht man das eigentlich auf einem Album aus?) und Herzblut“ ist die Rede. Im Laufe der Jahre habe ich gelernt, solchen überschwänglichen Phrasen bewusst kritisch gegenüber zu stehen. So kann ich dem “Punch eines Mike Tyson“, den das Titelstück vermitteln soll, dann auch nicht wirklich folgen. Simpler und normal klingender House mit elektroidem Bass (einem wiederkehrenden Element dieses Albums) und einem Vocalsnippet. “Your Name“ sieht Chefket an den Vocal und stöbert, wie “Horst“, musikalisch in Wankelmut-Gefilden mit Asaf Avidan Anleihen (ist das die Cleverness von der oben die Rede war?). Hat beim breiten Publikum jedoch sicher Hitpotential. Dann wird Disco (mit dem bereits erwähnten Elektrobass) abgefrühstückt (“Superdisco“). OK, aber wo bleibt da “Verve und Eleganz“? Das Songwriting mit Vocals auf “L.O.V.E.“ geht mit wenig eingängiger Hook und zu viel Synthiegefrickel in die Hose, gelingt mit “Curiosity“ aber deutlich besser. Da etwas Alex Clare im Mix (“Space Kadett“), hier ein wenig Depeche Mode (“Killing Me“, mit der beste Titel des Albums), da etwas weird Udo Lindenberg-like Stimmen von Spoony Talker (“Babe“) und schließlich auch noch ein paar elektronisch gefällige Housevibes (“Raise“). Nach hinten raus nimmt das Qualitästniveau weiter zu. Materia rappt zwischen DAF und Deichkind (“U.S.A.“). Was allerdings die Elektrobreakausbringung (“I Don’t Wanna Say Goodbye“) soll, bleibt schleierhaft. Nichts Neues und bereits 100mal in anderen Darbietungen authentischer, aber auch moderner und besser gehört. Zum Abschluss gelingt nochmal ein Highlight, wenn funky moody dubby Housebeats mit melodiösem ibzenkischem Bläserflair (“Trompie“) ein Album mit Licht und Schatten beschließen. 7 Punkte / Carsten Becker
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