Livid CNTRL:R – Kein neuer MIDI-Controller Ladenhüter!

Bummelt man so über die hiesigen Musikmessen, fällt einem schnell auf, dass jeder Hersteller etwas vom Controller-Kuchen abhaben möchte. Livid, die äußerst sympathische Manufaktur aus dem texanischen Austin, schließt sich dem Trend an und präsentierte auf der letzten NAMM ihren neuen CNTRL:R. Für besonderen Wirbel sorgt dieser Controller aber nicht nur aufgrund seines anschaulichen Designs. Mehr noch, weil Konzept und Aufbau maßgeblich auf Minus-Mastermind Richie Hawtin zurückgehen.

Solide, aber nicht wuchtig.
Genau diesen Eindruck macht der CNTRL:R beim erster Begutachtung. Das edle Gehäuse aus Aluminium ist sehr robust. Die acht Fader, 24 Knobs und 12 „Push-Button Encoder“ fühlen sich hochwertig an und haben einen anständigen Drehwiderstand. Zusätzlich vorhanden sind 48 Buttons, die allesamt mit Multicolor-LEDs versehen sind. Dieses Feature bringt später nicht nur eine großartige Übersicht, sondern macht den Controller zu einem echten Hingucker. An der Rückseite befinden sich die MIDI-In- und Out-Buchsen, zwei Anschlüsse für Fußpedale sowie ein USB-Port, der auch der Stromversorgung dient. Außerdem gibt es einen Expansion-Anschluss, um weitere Livid-Controller mit dem CNTRL:R verbinden zu können. Übermangelnde Konnektivität kann man sich also wahrlich nicht beklagen.

Ohne Ende Kontrolle…
Ganz schön viel Bedienung auf minimalem Raum. Das zeichnet den CNTRL:R aus. Und macht sich im Arbeitsprozess ziemlich schnell bezahlt. Alle Knöpfe können ohne große Umwege mit zwei Händen bedient werden. Beschriftungen der Elemente sucht man zwar vergebens. Aber das hat seinen Grund. Denn das Konzept des CNTRL:R ist nicht zu vergleichen mit dem eines Akai APC40 oder NI Traktor Kontrol S4. Der Controller kann über den eigenen MIDI-Editor komplett den eigenen Bedürfnissen angepasst werden. Auch die Farben der hintergrundbeleuchteten Taster sind jeweils frei wählbar. Selbstverständlich lassen sich auch noch verschiedene Bänke für eine Doppelbelegung einrichten. Die Auswahl der Bank erfolgt dann über einen ebenfalls frei zuweisbaren Button oder Push Encoder. Das Haar in der Suppe: In der derzeitigen Editor-Version lassen sich einzelne Bedienelemente nicht vom Bank Change trennen.

Als besonders vorteilhaft erweist sich die bidirektionale MIDI-Kommunikation mit Ableton Live. Denn bei der Auswahl eines Live-Devices zeigt der Controller die entsprechenden Werte über die Ringbeleuchtung der Encoder an. Auf der Livid-Page kann ein Remote Script für Ableton Live heruntergeladen werden. So wie von meinem Akai APC40 oder auch dem Novation Launchpad gewohnt, ermöglicht es die Navigation sowie Interaktion in der Session View. Alle weiteren Funktionen von Live sind sinnvoll und übersichtlich auf dem CNTRL:R verteilt.

Step-Sequencing und Max4Live
Bereits jetzt gibt es für den CNTRL:R zwei Max4Live-Devices, die eigens für den CNTRL:R geschrieben wurden: Einen Drum- und einen Synth-Step Sequencer. Ist eines dieser Livid-Devices in einen MIDI-Track geladen, kann zwischen der Remote-Oberfläche für Live  und Step Sequencer-Nutzung durch simples Drücken der Push-Encoder gewechselt werden.

Der Drum-Stepsequencer benötigt ein Drum-Rack. In diesem liegen die Sounds bzw.  Instrumente, die vom Sequencer getriggert werden. Die Kommunikation mit beiden Devices funktioniert dabei absolut perfekt. Mit den 4 x 4 Tasten im Mittelfeld können die Sounds aus dem Drum Rack gewählt werden, um sie folgend auf die 16 Steps zu verteilen. Die Macros der ausgewählten Instrumente liegen sinnvoller Weise direkt auf sechs der Endlosdrehregler. Die sonstigen Fader und Knobs sind weiterhin für die Ableton Live-Steuerung zuständig. So ist es möglich, während einer Session zum Step Sequencer zu wechseln und trotzdem weiterhin den Mixer zu bedienen. Großartig! Man darf gespannt sein, welche Max4Live-Devices die Zukunft noch bringen wird.

Fazit
Die hohen Erwartungen werden nicht enttäuscht. Der CNTRL:R ist ein robuster und bis ins Detail durchdachter Controller für mobile Individualisten und vor allem Ableton Live-Enthusiasten. Nicht halb so groß wie mein Akai APC40, aber mit deutlich mehr Reglern bestückt bleiben praktisch keine Wünsche offen. Und falls doch,  gibt es ja noch die Expansion Anschlüsse, um weitere Controller-Bausteine anzuhängen. Das alles hat aber auch seinen Preis. Mit 899 Euro haut der CNTRL:R dann doch eine mächtige Kerbe ins Konto. Für mich als professioneller DJ und Produzent ist der CNTRL:R dennoch direkt in mein Setup gewandert und hat den APC40 in den Schrank verdrängt. Danke Livid, danke Richie!

HIER geht es zum Interview mit Richie Hawtin

Livid CNTRL:R
Frei konfigurierbarer Software Controller
8 Fader, 24 Potis, 12 Push Encoder
48 Multicolor-LEDs mit bidirektionaler MIDI-Kommunikation
Hoch stabiles Alu-Gehäuse
Open Source Software zum Kreieren eigener Mappings
MIDI In-& Out-Anschlüsse
USB Power
Preis: 899 Euro
Bezug: Touched By Sound

www.lividinstruments.com
www.touched-by-sound.com