Das Unglück der Loveparade 2010 zieht immer noch seine Kreise und wird wohl auch so schnell nicht aus den Köpfen der Betroffenen verschwinden können. Die Stadt Duisburg hat aber immer noch so ihre Schwierigkeiten damit, den Opfern angemessenen Beistand an die Hand zu geben.
Wir haben für euch die Pressemitteilung der Betroffenen Initiative Lopa 2010 vom gestrigen Tage.
„Stell dir vor, die Stadt Duisburg setzt Ombudsmann
für Loveparade-Betroffene ein…
…und keiner geht hin
Was am zweiten Jahrestag versprochen wurde, holt Sören Link als Oberbürgermeister der Stadt Duisburg rechtzeitig nach – damit am dritten Jahrestag der Tragödie keiner sagen kann: Da war doch noch was?! Richtig: Zuletzt hatte man im Oktober 2012 über einen Loveparade-Beauftragten der Stadt Duisburg verhandelt. Seither ist einiges passiert.
Mit Links Antrittsrede waren die Erwartungen an Duisburg in Sachen Katastrophennachsorge hochgeschraubt worden: Transparenz, Selbsthilfegruppen, Loveparade-Beauftragter, Gedenkstätte, Jahres- und Gedenkveranstaltungen, Katastrophennachsorge. Im Laufe von 2012 ist danach nicht mehr viel passiert. Vielmehr gingen der Notfallseelsorge die Gelder für weitere betreute Treffen aus. Die Verhandlungen um die Gedenkstätte wurden ohne Link am Tisch fortgeführt und bereits im Sommer 2012 hatten Hinterbliebene und Betroffene mehrheitlich als Vermittler zwischen Stadt und Betroffenen einen Vorschlag eingereicht: Michael Rubinstein.
Link benötigte indessen Wochen, um im kleinen Kreis bekannt zu geben, dass es Rubinstein nicht werden wird und benannte nach weiterem Zögern Pfarrer Jürgen Widera. Der widerum wolle sich das noch überlegen und erbat sich Bedenkzeit aus. Stand: Oktober 2012
Da sowohl Hinterbliebene und Betroffene in einem Pfarrer rein funktional keinen Bedarf sahen, ist mit Gründung des Betroffenen Initiative LoPa 2010 e.V. vereinsintern als Loveparade-Beauftragter Rubinstein gewählt worden. Da Link davon Kenntnis besitzt, geht er wohl davon aus, dass zukünftige Anliegen seitens des Vereines oder auch der Hinterbliebenen dann diese beiden Herren unter sich aushandeln werden.
Es hat schon ein sehr bitteres Geschmäckle, wenn man als Betroffener einer solchen Katastrophe unverhofft und wiederholt aus der Presse erfährt, dass der OB der Stadt Duisburg jetzt statt 21 Magnolien nun ganz plötzlich einen Ombudsmann einsetzt bzw. der Öffentlichkeit vorstellt, während man selbst aus der Ecke fast vier Monate lang gar nichts gehört hat, man auch nicht wirklich mehr mit einer Reaktion der Stadt rechnet, weil man den Mann gegenüber der Stadt bereits in Frage gestellt hat.
Von daher ging seitens Betroffenen Initiative LoPa 2010 e.V. am 6. April 2013 nachfolgend Hilfe ersuchendes Schreiben an die Ministerpräsidentin Hannelore Kraft
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Sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin Kraft,
die aktuell mangelhafte – beziehungsweise teilweise nicht mehr vorhandene – Nachsorge für die Betroffenen der Loveparade-Katastrophe 2010 in Duisburg möchten wir als Anlass dazu verwenden, Sie um ein persönliches Gespräch zu bitten.
Wie uns von der Notfallseelsorge mitgeteilt wurde, können wir uns sehr gut um uns selbst kümmern. Dies ist sicherlich vom Grundsatz her nicht falsch, weil wir am ehesten die Sorgen und Nöte der Betroffenen nachempfinden können. Dies ist uns aber, ebenfalls vom Grundsatz her, nur dann möglich, wenn uns die dafür benötigten finanziellen Mittel zur Verfügung stehen.
Daher haben wir mittlerweile einen Betroffenen-Verein gegründet (Betroffenen Initiative LoPa 2010 e.V.) und diesen beim Amtsgericht Duisburg als e.V. eintragen lassen. Dies alles geschieht vor dem Hintergrund, den Verein in eine Stiftung umwandeln zu können, sobald ein ausreichendes Stiftungskapital vorhanden ist. Diese Stiftung soll sich um die Nachversorgung der Betroffenen der Loveparade-Katastrophe kümmern und darüber hinaus, zu einem späteren Zeitpunkt, auch um Geschädigte anderer Unglücke.
Wir haben bereits Herrn Schaller kontaktiert, der diesbezüglich Bereitschaft signalisiert hat, sich mit uns an einen Tisch zu setzen.
Mit dem Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch Sie, sehr geehrte Frau Ministerpräsidentin, würden wir ebenfalls gerne diese Thematik gemeinsam erörtern. Es wäre schön, wenn Sie sich persönlich, als Schirmherrin, sich die Problematik von uns Betroffenen schildern lassen würden. Die Sorgen der Angehörigen kennen Sie ja aus den zahlreichen bisherigen Treffen nur zu gut.
Die Betroffenen, bei denen es sich zumeist um Jugendliche handelt, haben allerdings ganz andere Probleme. Sie verfügen über keine eigenen finanziellen Mittel, um beispielsweise ihre Reisekosten für gemeinsame Gruppengespräche selbst tragen zu können. Bisher hatten wir gehofft, dass uns die Stadt Duisburg dabei hilft. Bedauerlicherweise haben wir allerdings außer Versprechungen bisher nichts Zählbares bekommen. Die Versprechungen die auf dem Jahrestag gemacht worden sind, sind bis heute nicht eingehalten beziehungsweise eingelöst worden. Ein noch weiter andauerndes Warten hilft den Betroffenen nicht. Im Gegenteil: es verschlimmert ihre ihre Situation nur noch weiter! Die Duisburger Kommunalpolitik hat in dieser Hinsicht komplett versagt, so dass wir uns als Konsequenz daraus nunmehr dazu entschieden haben, uns an die Landesregierung zu wenden.
Uns ist Ihr voller Terminkalender sehr wohl bewusst. Dennoch ist unser Anliegen sehr dringlich und daher hoffen wir inständig darauf, einen zeitnahen Termin für das persönliche Gespräch mit Ihnen zu erhalten. Es ist unser Anliegen und Wunsch, gemeinsam, im Sinne und Interesse der Betroffenen, eine gemeinsame Lösung zu erarbeiten.
Wir sehen Ihrer entsprechenden Rückmeldung gerne entgegen.
Mit freundlichen Grüßen,
Dirk Schales und Jörn Teich
Vorsitzende
Betroffenen Initiative LoPa 2010 e.V.“
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