Loveparade: Fotobuch und Ausstellung noch bis Mitte August

Noch bis Mitte August zeigt das Haus der Geschichte in Bonn die Ausstellung „Friede, Freude, Eierkuchen – Die Loveparade in den 90ern“. Im Fokus stehen Fotografien von Daniel Biskup, der das Spektakel zehn Jahre lang mit der Kamera begleitet hat. Seine Bilder fangen die Energie, Vielfalt und Freiheit dieser bewegenden Zeit eindrucksvoll ein.

Biskup dokumentiert die Berliner Loveparade seit 1995. Er zeigt Menschen, die ausgelassen feiern, schrill gekleidet oder leicht bekleidet, vereint durch den Sound von Techno und ein Lebensgefühl fernab gesellschaftlicher Konventionen. Homosexualität, Heterosexualität, Nacktheit, Provokation – alles ist sichtbar und selbstverständlich. Die Botschaft: Freiheit, Gemeinschaft und Liebe.

Die Loveparade war nie nur eine Party. 1989 als politische Demonstration von Dr. Motte und Danielle de Picciotto angemeldet, propagierte sie „Friede, Freude, Eierkuchen“. Musik sollte verbinden, Tanz Freude bringen, die Forderung nach gerechter Nahrungsverteilung stand für soziale Gerechtigkeit. Mit gerade einmal 150 Teilnehmern begann sie auf dem Kurfürstendamm.

Nach dem Mauerfall bot Berlin mit seinen Freiräumen, Industriebrachen und leerstehenden Gebäuden perfekte Bedingungen für neue Ideen und die Entfaltung einer pulsierenden Clubkultur. In dieser Atmosphäre wuchs die Loveparade schnell zu einem Symbol der wiedervereinigten Jugend und zur Plattform für elektronische Musik.

Was als kleiner Demonstrationszug begann, entwickelte sich zum weltbekannten Mega-Event. Bis zu 1,5 Millionen Menschen feierten zu dröhnenden Bässen durch die Straßen Berlins. Techno wurde zum Herzschlag der Bewegung, der Soundtrack eines Jahrzehnts. Die Parade stand für das Hier und Jetzt – eine klare Absage an alte Traditionen und Zukunftsängste.

Die Bonner Ausstellung macht dieses Lebensgefühl wieder erlebbar. Neben Biskups Fotografien finden sich Musikstücke, Videos und Zeitzeugnisse, die die Entwicklung der Parade nachzeichnen. Besucher tauchen ein in eine Ära, in der elektronische Musik, modische Exzesse und gesellschaftlicher Wandel auf der Straße zusammentrafen.

Parallel zur Ausstellung ist ein gleichnamiges Fotobuch erschienen, das zum 30-jährigen Jubiläum der Parade erstmals eine umfassende Werkschau von Daniel Biskups Loveparade-Fotoprojekt bietet. Der Bildband erscheint im Verlag Salz und Silber und versammelt Aufnahmen, die das Lebensgefühl der 90er zwischen Euphorie, Rebellion und Utopie eindrucksvoll dokumentieren.

Die Loveparade war ein Ausbruch – aus Konventionen, aus politischem Stillstand, aus der Vergangenheit. Sie formte eine neue Art des Feierns, der Identität, der Gemeinschaft. Die Ausstellung in Bonn ist nicht nur ein nostalgischer Rückblick, sondern ein eindringliches Zeitzeugnis einer Bewegung, die weit mehr war als ein Technofest. Sie war ein gesellschaftliches Statement.

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