Es ist fast acht Jahre her, dass die 19. Loveparade in Duisburg ein tragisches Ende mit 21 Toten nahm. Bis heute dauern die Gerichtsprozesse an, die aufklären sollen, wieso und von wem zahlreiche Sicherheitsvorschriften nicht eingehalten wurden, die zu dem Unglück führten.
Angeklagt sind sechs Mitarbeiter der Stadt Duisburg und vier Beschäftigte der Organisationsfirma Lopavent wegen fahrlässiger Tötung in sechs Fällen und Körperverletzung in hunderten Fällen. Schon im Vorfeld wurden falsche Besucherzahlen vorgegeben, denn statt 250.000 Menschen wurden eine Million erwartet und somit die Personenzahl pro Quadratmeter drastisch erhöht. Die weiteren Abläufe der Planungen sind verstrickt. Nach einem unangemessenen Veranstaltungskonzept und nicht eingehaltenen Vorschriften soll die Stadt Duisburg die Einhaltung der Abmachungen gefordert haben, worauf der Veranstalter mit einer Klage gedroht haben soll.
Der Geschäftsführer von Lopavent, Rainer Schaller, ist selbst nicht angeklagt, da er laut eigenen Angaben am Planungsprozess nicht beteiligt war und in Berlin arbeitete. Am vergangenen Dienstag, den 22. Mai 2018, hat er nun als Zeuge ausgesagt. Ganz in schwarz gekleidet stellte er sich der Öffentlichkeit, redete mit Angehörigen und wirkte sichtlich nervös. Im Gegensatz zum damaligen Bürgermeister von Duisburg, Adolf Sauerland, der Anfang Mai aussagte, weist Schaller nicht jede Schuld von sich und möchte die moralische Verantwortung für die Geschehnisse übernehmen. Er betitelt den 24. Juli 2010 als schlimmsten Tag seines Lebens und entschuldigt sich aufrichtig bei allen Angehörigen und Leidenden. Er selber war am besagten Tag auch vor Ort, im VIP-Bereich mit Boxer Wladimir Klitschko und gab Interviews. Um 16.47 Uhr sprach er vor Kamera mit dem WDR-Fernsehen und wurde erstmals nach dem Gedränge an der Rampe zum gesperrten Festivaleingang gefragt. Er selber habe bis zu dem Zeitpunkt nichts davon gewusst und auch als die ersten Meldungen über zwei Tote kamen, wurde ihm der Ernst der Situation nicht bewusst, da solche „Gerüchte“ auch in den vorherigen Jahren herumgingen. An weitere Details der darauffolgenden Stunden und der steigenden Zahl an Verletzten kann er sich nach eigenen Angaben nicht erinnern. Auf die Frage, wen der Geschäftsführer für die Katastrophe Verantwortlich hielte, stellte er die Frage wieso die Polizeiketten gebildet und aufgelöst worden seien.
Rainer Schaller betont immer wieder am Planungsprozess nicht involviert gewesen zu sein, war nach eigenen Angaben bei der Abschlussbesprechung nicht dabei gewesen und hatte keine Sicherheitsmaßnahmen abgesegnet. Allerdings hatte ein früherer Mitarbeiter ausgesagt, dass der Geschäftsführer über alle Details der Planung in Kenntnis gesetzt werden wollte. Auch am 23. Mai und 24. Mai wird Schaller weitere Aussagen tätigen.
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