LP GIOBBI – Freigeist

LP GIOBBI – Freigeist / Foto: Tonje Thilesen

Sie ist nicht nur eine begnadete DJ, Pianistin und Aktivistin – Leah Chisholm alias LP Giobbi gilt dieser Tage als eines der populärsten und aufstrebendsten Talente der elektronischen Musik. Mit ihrem Debütalbum „Light Places“, das sie ihren Eltern widmet und das sie zweifelsfrei auch als Produzentin ins Rampenlicht katapultieren wird, ordnet sich die US-Amerikanerin irgendwo zwischen ODESZA, Bonobo, Bicep und TSHA ein. Kein Wunder also, dass das Werk perfekt in den Ninja-Tune-Kosmos passt und am 12. Mai auf Counter Records erscheint. Zu hören gibt es u.a. auch Kollaborationen mit Sofi Tukker, Little Jet, Caroline Byrne, Monogem, DJ Tennis und Joseph Ashworth.

Das Werk ist ein ehrlicher und unverformter Ausdruck organischer Freiheit, der zeigt, wer LP Giobbi als Künstlerin ist und was sie am meisten schätzt: Familie, kreative Erkundungen, Gleichberechtigung in der Musikindustrie und die gefeierte 60er-Jahre-Jam-Band The Grateful Dead. Als bekennende „Deadhead“ hat LP Giobbis Liebe zur Band ihren Ursprung in der Kindheit durch die Wertschätzung ihrer Eltern für die Jam-Band-Kultur und ihr Leben seitdem enorm beeinflusst: „Ich bin dankbar und stolz darauf, von zwei großartigen Deadheads großgezogen worden zu sein, die auf der Suche nach Freude durchs Leben getanzt sind, Liebe geteilt und Momente geschätzt haben. Ich bin eine Suchende von Lichtplätzen, sowohl im Physischen als auch im Göttlichen. Ich hoffe, dieses Album hilft, Freude und Licht aufzuspüren.“

Der Titel „Light Places“ stammt dabei von einem der Lieblingstexte ihres Vaters von Grateful Dead, berichtet sie: „Mein Vater und ich schreiben vor jeder Show, in der ich auftrete, Zeile für Zeile ein Gedicht. Eines Tages sprachen wir über einige seiner Lieblingstexte und er rezitierte sie, und ,Light Places‘ tanzte irgendwie vor meinen Augen und ich erkannte, dass das auch für LP, also Longplayer, steht. Das ist genauso, wie meine Eltern uns erzogen haben. Liebe, Abenteuer, Licht und Freude können überall und jederzeit passieren und wenn du offen und präsent bleibst, kannst du dich verirren und herausfinden, dass du genau dort sein sollst, wo du bist.“

Geschrieben wurden die Songs über den Wolken auf zahlreichen Flügen, aber auch an Land wie z.B. in Zügen oder Hotelzimmern. Im Anschluss folg sie nach Paris und ging mit DJ Tennis, Le Chev und Joseph Ashworth ins Studio: „Wir spielten alles mit Vintage-Synthesizern neu ein, nahmen Live-Schlagzeuger auf, überlagerten das mit den elektronischen Drums und arbeiteten daran, das Album in dieselbe Klangwelt zu versetzen. Ich habe die Klavierparts auf einem leicht verstimmten und sehr alten Klavier neu aufgenommen und mich in den Klang verliebt. Dann fügte ich ein Intro und ein Outro sowie einige Interludes hinzu, um aus dem gesamten Material eine Reise zu machen.“ Generell ist LP Giobbi ein großer Fan von Kollaborationen: „Sie bringen mich als Künstlerin weiter, weil ich auf den Input anderer reagieren kann und mich mein Gehirn dazu bringt, meine gewohnten Akkordstrukturen und Arbeitsabläufe zu verlassen. Bei all diesen Tracks habe ich mit einer Idee begonnen, den Track an meine Freunde geschickt, ein Vocal zurückbekommen und den Track dann um dieses Vocal herum gebaut.“

Im Januar veröffentlichte sie ein für sie besonderes Remix-Album. Auf „Garcia (Remixed)“ interpretierte sie zum 50. Geburtstag von Jerry Garcia, seines Zeichens Frontmann der Deadheads, ganze acht Stücke der berühmten Song-Collection neu: „Das ist die größte Ehre, die ich mir je hätte träumen lassen! Eigentlich hatte ich es nicht einmal als Traum, denn es fühlte sich wie ein zu großer Traum an, um es überhaupt zu träumen! Die Garcia-Familie bat mich, Jerry Garcias erstes Album offiziell zu remixen. Ich bin mit den Deadheads aufgewachsen, also war es eine bemerkenswerte Erfahrung, mit Jerrys Stimme und seinen Gitarren zu arbeiten, die praktisch die Religion meiner Familie waren, als ich aufwuchs. Jerrys Stimme fühlt sich für mich wie ein Zuhause an, deshalb war es ein Privileg, seine Musik zu hören und zu analysieren. Und es hat so viel Spaß gemacht, meiner Community die Grateful Dead vorzustellen!“ Nach gefeierten Shows in Mexiko-Stadt, beim Coachella Festiva in Kalifornien, in Denver, auf Ibiza und in Guatemala folgt nun im Mai eine Airstream-Tour mit DJ Tennis durch die USA. Anschließend gibt es einige Dates in Brasilien sowie bei den After-Partys von Dead and Co.: „Außerdem bin ich Global Music Director des W Hotels und arbeite an all unseren Musikinitiativen. Darüber hinaus leite ich meine gemeinnützige Organisation Femme House, die Frauen und genderexpansiven Menschen beibringt, wie man Musik produziert. Zwischendurch hoffe ich, ein paar Bücher zu lesen, mit all meinen Freund*innen zu telefonieren und zu wandern!“


Text: Triple P
Foto: Tonje Thilesen
www.instagram.com/lpgiobbi/