LsDirty – Wenn Psytrance auf Reggae trifft


Mit ihrem Projekt LsDirty beweisen die beiden Italiener Mattheo Piscopo und Thomas Piscaglia auf jeden Fall, dass Psytrance auch mit anderen Genres hervorragend harmoniert. Das italienische Duo kombiniert nämlich Psytrance mit Reggae, sodass mit dem Projekt ein ganz neuer Stil entstanden ist: Psy Reggae. Im Interview erzählen Mattheo und Thomas, wie sie sich kennengelernt haben, was es mit ihrem neuen Album auf sich hat und wie sie es geschafft haben, so einen einzigartigen Musikstil wie Psy Reggae zu entwickeln.
 

Hey, ihr zwei! Wie ist die Lage bei euch? Wie habt ihr die freie Zeit in den letzten Monaten genutzt?

Mattheo: Hi Denise, bei uns ist alles super, danke! Wie wahrscheinlich viele andere Künstler und Künstlerinnen haben auch wir die Zwangspause genutzt, um viel Zeit im Studio zu verbringen und neue Musik zu produzieren.
Thomas: Ich habe die letzten Monate zusätzlich damit verbracht, ein neues Studio in Cesena zu eröffnen, Musik zu produzieren und mich musikalisch weiterzubilden. Hauptsächlich haben wir aber an unserem nächsten Album gearbeitet.

Zusammen seid ihr LsDirty, aber ihr habt beide auch jeweils Einzelprojekte. Du, Mattheo, produzierst noch unter Leads und du, Thomas, unter Peace-Ka. Wie und wann kam die Idee zu LsDirty zustande und wie habt ihr euch kennengelernt?

Mattheo: Leads ist mein erstes Psytrance-Projekt. In Italien nennen wir das Goa-Minimal. Ich habe Thomas in einem Club namens Rock Planet kennengelernt, wo er öfter Psytrance aufgelegt hat. Mit der Zeit haben wir gemerkt, dass wir gut harmonieren, und fingen an, zusammen Musik zu machen. Die Idee zu LsDirty entstand, als wir unsere Ideen fusionieren ließen.

Thomas: Mein Projekt Peace-Ka ist seit einiger Zeit inaktiv, ich hatte in der letzten Zeit nur einige Kollaborationen mit ein paar Freunden. In den letzten Jahren habe ich primär an Musik für Videospiele, Werbung und Kurzfilme gearbeitet – und natürlich auch für LsDirty.

Seit Tag eins zeichnet ihr euch durch einen anderen Musikstil im klassischen Psytrance aus, den in meinen Augen auch niemand nachmachen kann. Ich persönlich feiere es richtig, dass ihr mit eurem Projekt so viele verschiedene Musikrichtungen und -stile zusammenfließen lasst. Wie seid ihr darauf gekommen, so einen einzigartigen Musikstil wie Psy Reggae zu entwickeln?

Mattheo: Wir haben versucht, unsere beiden Lieblingsgenres zu vereinen, und das Ergebnis war Psy Reggae.
Thomas: LsDirty ist eine Teamarbeit und ich liebe die Art und Weise, wie wir Musik produzieren. Jeder von uns bringt seinen persönlichen Hintergrund und seine Erfahrung mit ein.

Wie sieht die Psytrance-Szene denn im Allgemeinen bei euch in Italien aus? Hören die Italiener viel Psy Reggae? (lacht)

Thomas: In Italien spielen wir ehrlich gesagt nicht so häufig, deshalb können wir die Szene nicht gut beurteilen. Aber es gibt ein wunderschönes Festival, auf dem wir jedes Jahr spielen, und das ist das „WAO We Are One“-Festival.

In welchen Ländern habt ihr bereits gespielt und wo legt ihr am liebsten auf?

Thomas: Wir haben praktisch schon in ganz Europa gespielt. In diesem Jahr sind wir bei Season Bookings und Blue Tunes Bookings eingestiegen, aber leider mussten wir unsere Brasilien-Tour wegen Corona verschieben. Hoffen wir mal, dass so schnell wie möglich wieder Normalität einkehrt.
Mattheo: Ich spiele so gerne in Deutschland, dass ich mittlerweile sogar hier lebe. Im Februar bin ich nach Wismar gezogen.

Lebt ihr beide von eurer Musik oder geht ihr nebenberuflich noch anderen Jobs nach?

Thomas: Wir leben von der Musik und haben gerade noch zusätzlich mit einem Studio in Cesena angefangen, andere Arbeiten wie Mastering, Mixing, Kurzfilme, Videospiele und Soundtracks zu machen.

Wie sieht ein klassischer Produktionstag bei euch aus? Welche Soft- und Hardware nutzt ihr und welche klassischen Instrumente? Wer übernimmt welchen Part bei der Produktion eurer Tracks?

Mattheo: Ich produziere mittlerweile seit neun Jahren Musik. Im Alter von 13 Jahren habe ich angefangen, Bass zu spielen, und saß jeden Tag vor meinem Computer und machte Musik. Ich liebe einfach das, was ich tue! Oft spiele ich mit dem Keyboard rum und probiere neue Sachen aus mit Cubase oder Ableton. Gemeinsam komponieren Thomas und ich die Lieder. Wenn wir alle zusammen sind, singt Devon Ebah und Filippo Francesconi spielt Gitarre. Natürlich sind wir auch immer auf der Suche nach neuen Musikern, mit denen wir neue Projekte realisieren können.

Thomas: 2002 habe ich angefangen, Psytrance-Tracks zu sammeln, mischte sie ein Jahr später und nach einigen Jahren fing ich dann an, selbst zu produzieren. Die Zeit vergeht schnell, aber meine Leidenschaft ist immer noch lebendig, zumal ich nämlich nicht aufhören kann, Geld für Hard- oder Software auszugeben. (lacht) Für unsere LsDirty-Produktionen verwenden wir meist Hardware wie die Korg Trinity Workstation, Virus TI, Ensoniq DP/4, Boss SE70 und verschiedene Gitarrenpedale. Bezüglich der Software wäre die Liste zu lang.

Ihr spielt eure Club-Gigs immer allein bzw. zu zweit. Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, eine komplette Live-Show mit Band zu spielen, oder wäre der Aufwand zu groß?

Thomas: Wir haben mit der Band bereits in Deutschland gespielt und 2019 auch eine Tour in Frankreich gemacht. Auf dem WAO-Festival zum Beispiel spielen wir immer mit allen Bandmitgliedern.

Derzeit arbeitet ihr an einem neuen Album. Was ist die Idee dahinter?

Mattheo: Wir wollen mit dem Album neue musikalische Klänge erschaffen, die letztendlich einfach „anders“ sind und im Gedächtnis bleiben.

Thomas: Unser nächstes Album wird vor allem jamaikanisch geprägt sein, so viel können wir schon mal verraten.

Woher kam die Inspiration und wann wird das Album releast?

Mattheo: Als Inspiration diente die Freude, die wir mit dem Album teilen wollen. 2021 wird es veröffentlicht.

Thomas: Die Liebe zur Musik, zur Familie und zu den Menschen, die uns folgen und unterstützen – das ist unsere größte Inspiration.

Für die Menschen, die euch unterstützen und eure Liebe teilen wollen, habt ihr auch eigenen Merchandise im Angebot.

Genau. Die Leute haben die Klamotten immer an uns gesehen und danach gefragt, deshalb lag es nahe, eine eigene Merch-Reihe für LsDirty rauszubringen. Wenn ihr daran Interesse habt und uns unterstützen wollt, schaut gerne mal auf www.lsdirty.com vorbei!

Eine sehr lange Zwangspause liegt hinter uns. Wann und wo können wir euch mal wieder live sehen?

Thomas: Am 31. Oktober ging es für uns nach langer Zeit mal wieder nach Berlin und am 13. November waren wir zu Gast in Zürich.

Und zum Abschluss: Was denkt ihr als Künstler über die aktuelle Situation durch Corona und die Zukunftsaussichten für die Szene?

Mattheo: Auch aus der Sicht eines Künstlers ist es eine unglaubliche Krise. Nicht in der Lage zu sein, Gigs zu spielen und seiner Arbeit nachzugehen, führt zu wirklich dramatischen Umständen. Hoffen wir nur, dass diese Katastrophe dazu beiträgt, dass sich alle Menschen mehr respektieren und lieben und das Ganze bald ein Ende hat!

 

 

Aus dem FAZEmag 105/11.2020
Text: @wayofdk
Foto: Enrico Marchesini
www.lsdirty.com