Luca Schreiner – German Wunderkind

Aus Stuttgart in die Welt. Die Geschichte kennt man doch, oder? Aber nein, wir reden hier nicht von den Fantastischen Vier. Wir meinen einen jungen Elektro-Frickler, der sich innerhalb kurzer Zeit weltweit einen Namen als großartiger Produzent und Remixer gemacht hat: Luca Schreiner. Wir haben die Arbeiten des Schwaben in den vergangenen Monaten aufmerksam verfolgt und uns dazu entschlossen, ihn unseren exklusiven Download-Mix anfertigen zu lassen – und der offenbart die ganze Bandbreite seines musikalischen Schaffens und seiner musikalischen Vorlieben. Natürlich haben wir in diesem Zusammenhang auch ein Gespräch mit dem sympathischen Luca geführt.

 

Mit wie viel Jahren bist du das erste Mal mit Musik in Berührung gekommen und welche Art von Musik ist das gewesen?

Tatsächlich bin ich durch meinen Papa schon recht früh in Kontakt mit Musik gekommen. Als jemand, der vor allem sehr gerne R ’n’ B und amerikanischen Hip-Hop hört, wurde meine Kindheit natürlich vor allem durch diese beiden Genres geprägt. Ich kann mich noch ganz gut an die morgendlichen Fahrten zur Schule erinnern, auf der uns Kids oft hinten im Auto die neusten R-’n’-B-Hits vorgespielt wurden. Später hat sich dann mein Fokus schnell geändert, was das Genre angeht, und ich habe mich vor allem in der elektronischen Musik wiedergefunden. Hier habe ich Legenden wie Tiësto und Armin Van Buuren bewundert.

In welchem Alter hast du angefangen, selbst Musik zu produzieren, und kannst du ein Instrument spielen?

Durch meinen Vater, der bereits mehrere Jahre vor allem im elektronischen Musikbusiness gearbeitet hatte, war letztlich auch mein Weg zur elektronischen Musik nicht mehr weit. So habe ich mich mit 16 Jahren mehr und mehr nicht nur mit dem Hören, sondern auch mit dem Produzieren und Auflegen von Musik beschäftigt. Tatsächlich habe ich nie gelernt, ein Musikinstrument zu spielen, deshalb musste ich mir von Grund auf alles selbst beibringen. Glücklicherweise bin ich mit YouTube-Tutorials aufgewachsen, insofern wurden und werden mir immer noch fast alle Fragen in den oft superhilfreichen Videos beantwortet.

Mit welcher DAW arbeitest du und welches Equipment nutzt du noch für die Produktion deiner Hits? Entstehen deine Songs ausschließlich zu Hause im Studio oder auch unterwegs auf dem Laptop?

Ich arbeite mit Logic Pro und die meisten meiner Songs entstehen komplett auf dem Laptop. In erster Linie haben sich über die Jahre, in denen ich produziere, vor allem die Programme und Plugins verändert, weniger mein Hardware-Setup – das ist dem Setup, mit dem ich angefangen habe, immer noch sehr ähnlich. Ich bin auch der Überzeugung, dass man heutzutage mit dem richtigen Software-Setup bereits sehr weit kommen kann und ein fancy Studio gar nicht mehr zwingend erforderlich ist, um qualitativ hochwertige Musik zu machen.

Wie hast du es geschafft, von einem Label entdeckt zu werden?

Anfangs habe ich vor allem Bootlegs, aber auch einzelne Original-Tracks von mir über SoundCloud veröffentlicht. Über die Zeit kamen dann nach und nach mehr Tracks zusammen und als diese dann auch erste vorzeigbare Play-Zahlen erreicht haben, kamen dann auch Labels auf mich zu und wollten Demos hören.

Wie konntest du Kontakte zu so bekannten Künstler*innen wie James Arthur, Alessia Cara, Kelly Clarkson, Clean Bandit oder den Backstreet Boys knüpfen? Und gab es Feedback von diesen Superstars auf deine Mixe?

Unter den zahlreichen Bootlegs, die ich über mein SoundCloud-Profil veröffentlicht hatte, war auch eines für Roger Sanchez und sein Stealth-Label, und zwar von seinem Track „Remember Me“. Nachdem mein Bootleg dann fast 300 000 Plays auf SoundCloud erreicht hatte, wurde ich von Roger Sanchez’ Label kontaktiert – mit der freundlichen Bitte, mein Bootleg zunächst runterzunehmen, um es dann als offiziellen Remix über das Label zu veröffentlichen. Durch das offizielle Release kamen dann immer mehr Anfragen für Remixe reingeflogen und glücklicherweise haben viele meiner Remixe so gut funktioniert, dass daraus Folgeaufträge entstanden sind. Jeder Mix muss vor Veröffentlichung mit dem Künstler bzw. der Künstlerin abgesprochen werden, insofern gibt es so gut wie immer Feedback zu meinen Remixen. Bei Größen wie beispielsweise Kelly Clarkson oder den Backstreet Boys ist das dann natürlich jedes Mal ein absoluter Ritterschlag für mich.

Verspürst du großen Druck, wenn es nach solch erfolgreichen Produktionen wieder darum geht, eigene Musik zu veröffentlichen?

Die Remixe haben mir nicht nur bei meiner Karriere geholfen; sie haben mir zwar die Türen zu vielen etablierten Labels geöffnet, aber sie haben mir auch dabei geholfen, einen eigenen Stil zu entwickeln, der insbesondere meinen eigenen Produktionen zugute kommt. Ich kann aus vergangenen Remix-Projekten immer sehr viel Inspiration in meine eigenen Projekte mitnehmen, ich bin oft sehr kreativ nach der Arbeit an einem Remix. Ich fühle dann auch keinen wirklichen Druck, wenn es darum geht, wieder eigene Musik zu veröffentlichen. Ich sehe meine Remixe vor allem als Chance, neue Leute zu erreichen und auf mich aufmerksam zu machen. Letztlich möchte ich aber vor allem durch meine eigenen Produktionen und Songs die Menschen überzeugen.

Du hast schon in vielen großartigen Locations aufgelegt. Wie kann man das Gefühl beschreiben, im Marquee in New York oder auf dem World Club Dome zu spielen? Inwiefern unterscheiden sich diese beiden Events?

Das Gefühl ist bei beiden Events wirklich unbeschreiblich. Natürlich ist man vor so großen Shows und Events angespannt, aber sobald man die ersten beiden Tracks gespielt hat, legt sich die Anspannung und man spürt die pure Freude und positive Energie. Beide Shows könnten aber meiner Meinung nach unterschiedlicher kaum sein. Das Marquee in New York hat was ganz Eigenes und irgendwie auch Historisches. Man hat gespürt, dass hier bereits legendäre Partys stattgefunden haben. Auf dem World Club Dome hingegen war allein schon die Größe der Leinwand atemberaubend. Und dann auch noch auf einer Bühne mit Robin Schulz, den Black Eyed Peas und Marshmello zu spielen, war einfach nur verrückt – das wird definitiv für lange Zeit in meinem Kopf bleiben.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf dein Leben ausgewirkt, im Privaten sowie im Beruflichen, und was wird die nahe Zukunft deiner Meinung nach bringen?

Natürlich wurden, wie bei vermutlich all meinen Kolleg*innen, aufgrund der Corona-Pandemie meine für 2020 geplanten Gigs alle abgesagt. Dadurch bleibt aktuell viel Zeit am Wochenende, um sich um die Familie, die Freundin oder die eigene Musik zu kümmern. Aktuell sieht es ja auch leider so aus, als würden die Einschränkungen eher noch ausgeweitet werden. Ich persönlich stehe auch allein deshalb dem Wiedereröffnen der Clubs und Festivals etwas skeptisch gegenüber. Ich fürchte, dass selbst das durchdachteste Hygiene-Konzept hier nicht ausreichen würde, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu verhindern. So schlimm das auch für die Musik- und Eventbranche ist und vermutlich noch länger bleiben wird: Meiner Meinung nach würde das Öffnen von Clubs und Festivals in der derzeitigen Lage eher bewirken, dass wir noch weiter zurückgeworfen werden.

Was wäre aus dir geworden, wenn du mit deiner Musik keine Erfolge hättest feiern können?

Ich denke, ich hätte auf jeden Fall etwas mit Musik gemacht. Allein durch meinen Vater habe ich einfach einen superengen Bezug zu der Materie Musik und hätte wohl etwas Ähnliches gemacht wie er.

Was sind deine fünf Lieblingstracks?

  1. Earth, Wind & Fire – September
  2. Michael Jackson – Rock With You
  3. MK – 17
  4. Michael Gray – The Weekend
  5. Modjo – Lady (Hear Me Tonight)

Aus dem FAZEmag 105
Text: Sven Schäfer
www.lucaschreiner.de