Mackie SRT 210 – 36 Grad und 1600 Watt

Think Big: Das Gerät was in dieser Ausgabe vorgestellt wird, ist groß und laut. Es bewegt sich weit abseits des üblichen Studio-Tools, die wir hier normalerweise testen. Aber es ist halt auch Sommer, im Studio ist es jetzt oft zu heiß und wir sind sowieso nur noch draußen. Und was brauchen wir hier? Laute PA-Monitore. Die neue SRT-Serie von Mackie, seines Zeichens altbewährter Hersteller von Soundsytemen, Mischpulten und Soundkarten, spielt sich als eine der interessantesten Lösungen in die erste Liga. Warum? Das versuch ich jetzt, nach einer mehrwöchigen Testphase, euch zu umreißen.

Bei mir zu Hause war der SRT-210, also der kleinste Vertreter der SRT-Serie: Aktive 10-Zoll-Boxen mit 1600 W und 128db SPL Maximalpegel im Preisbereich um die 480 EUR. Mit einem solchen System kann man locker Crowds bis 800 Leute bespielen, als wäre es nichts. Ob sich das eventuell als Grundlage für gewisse technoide Events im Freien eignet, die hin und wieder von der Spaßsicherheit aufgelöst werden, werde ich sicherlich nicht offenlegen. Wenn das nichts für euch ist, nenne ich einfach auch DJs, Veranstalter von kleineren Bühnen und Bands als optimale Zielgruppe. Auch als Beschallung für kleinere Locations in der oben genanten Größenordnung von bis zu 800 Leuten kann man die SRT-Serie in Betracht ziehen.

Um den Sound in die Boxen zu bringen gibt es drei verschiedene Input-Arten: Zweimal gibt es Klinken-/XLR-Kombibuchsen. Hier kann man Mixer, Instrumente und Mikrofone anschließen. Dabei ist der ersten Input-Channel so konzipiert, dass man vom Linepegel auf Mikrofonpegel umschalten kann, während man beim zweiten von Linepegel auf Hi-Z-Pegel umstellen kann, um elektrisch verstärkte Instrumente einzubinden. Auf Channel 3/4 kann man per Miniklinke Stereosignale von Smartphones und anderen Zuspielern abspielen. Außerdem gibt es noch den Weg über Bluetooth, was ein ziemlich nützlicher Eingang ist.

Diese Signale kann man entweder direkt weiterleiten über die Direct-Out-Ausgänge – oder man mischt die Signale direkt im digitalen Mixer des SRT 210. Das Resultat kann man dann über den Mix-Out-Ausgang weiterleiten. Zum Mischen kann man in jedes Signal eingreifen, die Lautstärke mischen und mit Dreiband-EQs bearbeiten. Somit kann man sich bei einer kleinen Besetzung ein Mischpult direkt sparen. Denkt dabei an einen DJ in Kombination mit Live-Instrumenten oder Sängern, die wirklich alles mit den aktiven Boxen regeln können. Oder an zwei Instrumentalisten, die ihr Playback aus Ableton beziehen. Die Kommunikation zwischen einem Boxenpaar der STR-210er funktioniert übrigens auch über Bluetooth.

Das fertige Signal kann man dann wiederum mit Mackies DSP-Technologie perfekt an den Raum anpassen. Der digitale Prozessor liefert Filter-Algorithmen, die bauartbedingte Fehler der Boxen ausgleichen können und zudem den Klangcharakter der Monitore beeinflussen können. Die Algorithmen heißen Live, Speech, Flat, Mon und Club. Mit ihnen hab ich beim Testen mein DJ-Set an die jeweilige Location, also einmal draußen und einmal im Club angepasst und siehe da: Es war Gold wert. Verschiedene Genres haben besser mit verschiedenen Filtereinstellungen harmoniert. Sowas unterscheidet manchmal schrottige Billo-Lautsprecher, die einfach nur laut sind von Brauchbaren PA-Systemen. Gute News für die Outdoor-Rave-Fraktion: Es gibt eine Power-Factor-Correction. Hiermit kann man die Boxen guten Gewissens an ein Aggregat anschließen, ohne das man Angst haben muss, das Soundsystem zu zerschießen. Die Stromzufuhr kann zwischen 100-240V auf die typischen, instabilen Gegebenheiten solcher Stromquellen reagieren.

Nochmal gute News für die Natur-Freunde unter den Ravern. Während kleine Events wie Pilze “nach” der Corona-Pandemie aus dem Boden gesprossen sind, sind die Fachkräfte für Veranstaltungstechnik nicht gleichsam nachgewachsen. Und so konnte es manchmal sein, dass der geneigte DJ nochmal mehr Gas geben will. Die Folge ist nicht selten, das die Boxen durchgeheizt werden und zerstört werden durch zu viel Leistung. Bei der gesamten SRT-Serie schützt ein Limiter am Input vor zuviel Gain. Das Konzept ist dabei, dass eine Art Multiband-Kompressor auf die Frequenzbereiche konzentriert, die zu laut sind. So wird dann nicht die gesamte Lautstärke runtergezogen, sondern nur die “Störenfriede”.

Es ist natürlich zeitgemäß, dass es in Lautsprechern ein Menü gibt. Aber ich bin kein Fan davon, dieses eher kleinteilige User-Interface zu bedienen. Dass ist bei meinem Testmodell aber kein Thema, denn über die eigene App, SRT Control, geht das viel besser und intuitiver. So kann man die Boxen perfekt aus der Zuhörerposition einstellen. Jetzt ist so eine Box natürlich auch viel unterwegs. In vollgepackten Transportern, über rumplage Feldwege, auf vollen Bühnen. Das heißt, sie darf nach einer Saison nicht kaputt gehen. Mackie setzt auf ein robustes Kunststoffgehäuse, Name: “Like-A-Tank”. Im Test hat das erstmal überzeugt. Was mich dabei bisschen erstaunt hat ist, wie leicht die Monitore sind: 12,8 Kilogramm erscheinen eher putzig für die wuchtige Konstruktion. Wenn wir in einen professionellen Kontext wechseln, können wir die Box zudem mit den eingebauten M10-Flugpunkten sicher in ein Beschallungssystem einfügen. Ein weiterer Segen im Profi-Segment sind die bereits vorhanden Möglichkeiten des DSP-Prozessors, Laufzeit-Verzögerungen auf einen für jeden verständliche Art auszugleichen.

 

Aus dem FAZEmag 124/06.22
Text: Bastian Gies
www.mackie.com