Im Rahmen ihres Auftritts in Kiew im vergangenen Februar haben Systematic-Labelboss Marc Romboy und sein langjähriger Freund und musikalischer Partner Dimitri Andreas einen begleitenden Dokumentarfilm namens „Beats Beyond Borders“ gedreht, der auf YouTube zu finden ist. Wir wollten mehr über die aufregende Reise in die ukrainische Hauptstadt, die mit einer 13-stündigen Zugfahrt begann, erfahren und haben mit Marc Romboy gesprochen.
Hallo, Marc. Was hat euch zu diesem Projekt bewegt?
Wir erhielten vor einiger Zeit eine Anfrage von Votuma, einer populären DJ und Veranstalterin aus Kiew. Wir hatten bereits öfter in Kiew performt und mussten nicht lange überlegen. Gleichzeitig wollten wir ein Signal an die Menschen im Kriegsgebiet senden, dass wir nicht nur in guten, sondern auch in schlechten Zeiten kommen, um gemeinsam mit ihnen dem Alltag zu entfliehen und Musik zu feiern und zu tanzen.
Die aus der Party generierten Einnahmen wurden für den Wiederaufbau von durch Bomben zerstörten Schulen eingesetzt. Es liegt uns sehr am Herzen zu betonen, dass diese Mittel gezielt für das Wohlergehen der Kinder verwendet wurden, für Menschen, die an der Krisensituation nicht den Hauch einer Mitschuld tragen.
Wie war es für dich, nach Kiew zurückzukehren? Das letzte Mal warst du dort, als noch kein Krieg herrschte.
Vor dem Krieg war Kiew eine lebendige und pulsierende Stadt, vielleicht etwas vergleichbar mit Berlin in den 90er-Jahren. Mein Aufenthalt war zu kurz, um ein umfassendes Bild zu bekommen, aber es war spürbar, dass die Menschen dort zurückhaltender und nachdenklicher geworden sind. Ihrer Wertschätzung und Freundlichkeit uns gegenüber tat dies allerdings keinen Abbruch und auch auf der Party haben wir die bedrückenden Vibes überhaupt nicht gespürt.
Wart ihr während der Reise nervös? Gab es einen Bombenalarm?
Ja, wir waren nervös, allerdings mehr vor als während der Reise. Das Angstniveau sank in dem Moment, als wir uns auf den Weg machten. Was Bomben- und Luftalarm betrifft, hatten wir großes Glück, denn sowohl vor als auch nach unserem Besuch hatte es Raketenangriffe auf Kiew gegeben. In unserem Hotel gab es einen provisorisch eingerichteten Schutzraum in der Tiefgarage (siehe Foto).
Bei der Anreise habt ihr euch für eine Bahnfahrt entschieden. Das war sicher ein einmaliges Erlebnis, oder?
Ja, die Fahrt war tatsächlich eine besondere Erfahrung, die uns mehr als 13 Stunden lang ermöglichte, zu entspannen und ein Gefühl der Entschleunigung zu erleben. Wir führten angeregte, freundschaftliche und mitunter auch philosophische Gespräche über Themen, die sonst selten zur Sprache kommen. Schnell wurde uns klar, wie glücklich wir uns schätzen können, in Ländern zu leben, in denen Frieden und Demokratie herrschen. Ein amüsantes Detail war, dass der Zug – kein Scherz – auf die Minute genau in Kiew und am nächsten Tag in Chelm in Polen ankam. Ein herzlicher Gruß geht daher an die Deutsche Bahn und auch an die belgische Bahn.
Könntest du uns deine Eindrücke von den Menschen und der Stadt noch etwas genauer beschreiben?
Was man am Fernseher vielleicht nicht vollständig erfassen kann, ist die Tatsache, dass die Menschen dort unter der ständigen Bedrohung eines Krieges leben und irgendwie damit zurechtkommen müssen, obwohl niemand weiß, wie die Zukunft aussehen wird. Gleichzeitig haben wir eine Menge positiver Energie und Zuversicht für eine bessere Zukunft gespürt, die uns zutiefst beeindruckt hat. Es ist erwähnenswert, dass wir im Februar dort waren und das Wetter wirklich kalt, dunkel und einfach ungemütlich war.
Abschließend ein paar Worte zur Kulinarik?
Selbstredend stand ein ukrainischer Borschtsch auf dem Speiseplan. Die Küche dort ist sehr vielseitig und lecker. In der Dokumentation könnt ihr mehr über diese Köstlichkeiten erfahren.
—
Hier die Doku für euch:
—