Marc Werner – Deep & groovig

Erstmals einen Club betreten hat der aus Leipzig stammende Marc Werner im Jahr 2003. Vier Jahre später startete er seine eigene Laufbahn als Künstler. Seitdem verzeichnet er nicht nur namhafte Labels wie Kittball, Audio Safari, Bunny Tiger oder Kontor Records in seiner Diskografie. Auch seine Agenda zeigte bereits famose Venues und Festivals an wie SonneMondSterne, Airbeat One, World Club Dome oder Sputnik Spring Break. Die deepen Terrains, die Werner musikalisch betritt und dabei mit groovendem Tech-House infiltriert, machen ihn dieser Tage zu einem Szene-Shootingstar seines Genres. Zuletzt erschien auf Kittball in Kollaboration mit Panic Pop die EP „UJI“ inklusive eines Moonbootica-Remix. In diesem Monat liefert Marc Werner den offiziellen FAZEmag Download-Mix. Ein Interview.

 

Marc, wie bist du 2007 zur Musik gekommen?

Seit meinem ersten Club-Besuch faszinierte mich die Kultur und zog mich in ihren Bann. Was macht so ein DJ denn überhaupt? Eine Platte von rechts, eine von links. Der Übergang geschmeidig und melodisch. Der Grundstein war gelegt und ich kaufte mir meine ersten Plattenspieler. Das Geld aus dem Sparschweinchen reichte allerdings nur für die ganz einfache Ausstattung und fortan investierte ich mein Azubi-Gehalt in meine immer größer werdende Plattensammlung. Die ersten Versuche mit Publikum fanden bei Geburtstagspartys im Freundeskreis statt. Ich erinnere mich gern an diese Zeit, weil sie maßgeblich dafür verantwortlich ist, wie sich das Leben für mich entwickelte. Nach vielen erfolgreichen Abenden und jeder Menge Zuspruch gründeten wir unsere eigene Crew und planten öffentliche Partys, auf denen ich meine neue Leidenschaft ausleben konnte. Diese waren zu Spitzenzeiten mit 1500 Besuchern sehr erfolgreich und sprachen sich in der Gegend herum. 2007 bekam ich die ersten Booking-Anfragen und seitdem kann ich sagen: Mein Hobby ist zu meinem Beruf geworden und ich bin stolz darauf, meinen Sound in Clubs zu präsentieren.

Wer bzw. was hat dich dabei am meisten beeinflusst?

Zu Beginn meiner musikalischen Reise hat mich Boys Noize sehr geprägt. Sein Sound hat nach wie vor das gewisse Etwas. Ein wenig House, gepaart mit sehr elektronischen Tönen. Ich bin im Süden von Leipzig aufgewachsen, da lag der Fokus zu der Zeit tatsächlich auf Funky Disco-House oder schnellem Techno. Zu meiner Anfangszeit bewegte ich mich irgendwo dazwischen. Ich probierte mich aus. Mal melodischer, mal elektronischer. Die Musik entwickelt sich, genau wie man selbst. Man reift, wie ein guter Wein, würde ich sagen.

Du hast eben schon euer Kollektiv angesprochen. Wie hat sich deine Heimat Leipzig auf dich als Künstler ausgewirkt?

Es hat sich hier einiges getan und die Clubs sind offen für Kultur und verschiedene Sounds. Der Tourismus ist in den letzten Jahren enorm gewachsen, und das ist auch super für alle aus der Szene hier vor Ort. In den letzten Jahren haben sich Open-Air-Events immer wieder durchgesetzt und Leipzigs Szene geprägt. Wir blicken auch mit Stolz auf Clubs, die sich mit den Jahren einen Namen gemacht haben. Ich würde mir wünschen, dass in der Clubkultur noch mehr zusammengearbeitet wird. Für ein buntes Leipzig, mit Facetten, von denen jeder profitiert. Und dann könnte Leipzig schnell zum neuen Berlin avancieren.

Du hattest bereits Releases auf Bunny Tiger, Kittball und anderen namhaften Labels. Erzähl uns mehr über deine Diskografie.

Ein sicherlich wichtiger Meilenstein auf meiner musikalischen Reise war die Veröffentlichung meiner ersten EP „Summer People“ auf Audio Safari mit einem Remix von Lars Moston. Gemeinsam mit meinem Kollegen Kevin aka Sofa Tunes, der mich dabei bis heute unterstützt, wagte ich den Schritt, unter die Produzenten zu gehen. Seitdem entwickle ich meinen eigenen Sound, in dem ich mich zu 100 Prozent wiederfinde. Nun kann ich auf einige Erfolge zurückblicken, die mich maßgeblich geprägt haben. 2016 erschien meine „Kitten Love“-EP auf Bunny Tiger, die auch direkt in die Beatport-Top-100 einstieg. 2017 kamen dann „This Time“ auf Kittball Records und „Care Enough“ auf Lausbuben Records. Ein Remix dazu kam von Dansir & Björn Störig. Im Jahr 2018 gab es ein Projekt mit Stereo Express. „Coming Down“ erschien auf seinem Label Love Matters. Eine wirklich tolle Zusammenarbeit hatte ich mit Music P, der für „Circle“ ein melodisches Vocal lieferte. Dieser Song kam gemeinsam mit „Blue Jeans“ auf einer EP bei Kittball heraus. Martin Wasleswski lieferte dazu einen grandiosen Remix. Einer meiner gefühlvollsten Tracks ist „Temporary“. Dieser erschien 2019 ebenfalls auf Kittball, begleitet von groovenden Tech-House-Varianten von Juliet Sikora & Sven Tasnadi.

Und im gleichen Jahr erschien mit Thomas Beyer „Streets“ auf Moonbootique, korrekt?

In der Tat. Das Video hierfür drehten wir während einer Thailandreise selbst. Ich verbinde mit jeder Veröffentlichung eine ganz eigene Geschichte und jede ist auf ihre Weise ganz besonders. Mein aktueller Titel „UJI“ mit Panik Pop ist nunmehr der fünfte Track auf Kittball Records. Dieser Afro-Tech-House-Song wird von Claptone und Tube & Berger sehr supportet – das macht mich dankbar und stolz zugleich. Moonbootica liefern dazu die absolute Festival-Hymne und ich hoffe sehr, dass wir sie dieses Jahr auf einem Open Air spielen können.

Apropos Shows: Du hast bereits beachtliche Venues und Festivals bespielt, darunter WCD und SMS. Erzähl uns von deinen persönlichen Highlights!

Jeder Gig ist ein Highlight, da ich alle Auftritte liebe und schätze. Egal ob Club, Open Air oder Festival. Ich versuche immer, die Energie im Publikum zu wecken, das macht alle glücklich. Und ist es nicht das, was wirklich zählt?

Neben der Musik hast du auch noch einen Fulltime-Job. Wie kombinierst du beides?

So weit liegen diese Jobs nicht auseinander – ich arbeite im Social-Media-Marketing für Clubs und Restaurants in Leipzig. Im Elsterartig bin ich auch Resident-DJ. Marketing ist in allen Bereichen sehr wichtig geworden, von daher beschäftigt mich die Themenwelt in beiden Jobs.

Du gehörst aktuell zu den aufstrebendsten Künstlern in deinem Metier, allerdings steckt die gesamte Szene gerade im Corona-Dilemma. Wie siehst du diese Thematik?

Das Thema trifft unsere Branche natürlich besonders hart. Nicht nur die Künstler und Veranstalter. Die Welt steht Kopf und ich hoffe, dass wir das alle gut überstehen. Ich bin ein sehr positiver und bodenständiger Mensch, von daher hoffe ich, dass diese „Pause“ der Szene auf irgendeine Art und Weise guttun wird. Mich persönlich hat die Zwangspause auch zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt getroffen. Ich war das erste Mal drei Monate im Voraus komplett ausgebucht. Gigs in Spanien, Österreich und in der Schweiz mussten abgesagt werden. Aber wir können hoffentlich daran anknüpfen, wenn die Welt wieder in geraden Bahnen verläuft.

Wie sieht dein Alltag gerade aus?

Es dreht sich fast alles um meine kleine Familie. Ich habe einen zweijährigen Sohn und eine tolle Freundin. Wir genießen die gemeinsame Zeit, die in unserem normalen Leben oftmals zu kurz kommt. Bei unserem Hausausbau entdecke ich gerade meine handwerkliche Seite, ich bin endlich mal wieder sportlich aktiv und verbringe viel Zeit in der Natur. Es wird also nicht langweilig.

Welche Pläne hast du für die nächsten Wochen und Monate?

Ich hoffe sehr, dass wir spätestens im Herbst wieder vor Publikum spielen können. Die Zeit bis dahin werde ich im Studio nutzen und mich von der ungewohnten Ruhe in meinem Leben inspirieren lassen. Auf Moonbootique und Kittball sind bereits die nächsten Releases geplant.

Kittball ist ein gutes Stichwort. Du bist mit dem Label sehr verbandelt. Erzähl uns mehr über eure Connection.

Kittball ist für mich erster Ansprechpartner, wenn es um meine Tracks geht. Sie haben mir 2015 die Chance gegeben, meine Musik auf ihrem Label zu präsentieren, wofür ich immer noch sehr dankbar bin. Das Label hat einen familiären Charakter, und das mag ich besonders. Es ist mir wichtig, nicht nur irgendeine Nummer zu sein, sondern auf einer persönlichen und ehrlichen Ebene zusammenzuarbeiten.

In diesem Monat lieferst du den offiziellen FAZEmag Download-Mix. Was können die Hörer erwarten?

Ja, darüber bin ich sehr happy. Ich werde erstmalig und ganz exklusiv einen Mix ausschließlich mit eigenen Tracks präsentieren. Jeder Song hat meine persönliche Note. Egal ob Remix oder Eigenproduktion. Ich freue mich auf das Feedback!

Aus dem FAZEmag 099/05.2020
Text: Triple P
www.facebook.com/marcwernerofficial