Maribou State: aus der Dunkelheit ins Licht

Maribou State: aus der Dunkelheit ins Licht. Credit: Rory Dewar

Nach fünf Jahren der Stille melden sich Maribou State, bestehend aus Chris Davids und Liam Ivory, mit ihrem bisher emotionalsten und persönlichsten Album zurück. „Hallucinating Love“, das am 31. Januar über Counter Records erschienen ist, markiert nicht nur ihre Rückkehr zur Musik, sondern auch ein eindrucksvolles Zeugnis ihres Durchhaltevermögens. Die erste Single, „Otherside“, die in Zusammenarbeit mit Holly Walker entstanden ist, bot bereits vorab einen Einblick in das, was Fans erwartet: eine einzigartige Mischung aus Melancholie, Euphorie und musikalischer Raffinesse.

Die Entstehungsgeschichte dieses Albums liest sich wie eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Ursprünglich hatten Davids und Ivory 2020 eine kreative Pause geplant, doch die Corona-Pandemie und persönliche Herausforderungen brachten ihre Pläne ins Wanken. „Unsere mentale Gesundheit hat stark gelitten“, erinnert sich Liam und Chr9is fügt hinzu: „Die Studioarbeit wurde für uns zu einer Art Therapie. Sie hat uns geholfen, uns trotz aller Widrigkeiten auf etwas Positives zu konzentrieren.“

Doch dann kam der nächste Rückschlag: 2021 wurde bei Chris eine seltene Hirnerkrankung diagnostiziert, die ihn nicht nur gesundheitlich, sondern auch kreativ forderte. „Manchmal musste ich die Arbeit unterbrechen, weil die Schmerzen zu stark wurden, aber ich wollte unbedingt weitermachen“, erzählt er. Die notwendige Operation im Jahr 2023 war riskant, doch Chris meisterte die Herausforderung. „Die Unterstützung unserer Fans in dieser Zeit war überwältigend“, sagt er. „Sie haben uns durch ihre Geduld und ihr Mitgefühl wirklich geholfen.“

Der Albumtitel „Hallucinating Love“ spiegelt diese Reise wider. Ursprünglich als Liedtext entstanden, wurde der Titel während eines Fluges nach New York zu einem Symbol für Hoffnung und Neuanfang. „Wir wollten eine Metapher schaffen, die zeigt, wie wichtig es ist, selbst in dunklen Momenten an eine bessere Realität zu glauben“, erklärt Liam. Dieses Gefühl zieht sich durch das gesamte Album – von den introspektiven Momenten bis zu den hymnischen Höhepunkten. Musikalisch bleiben Maribou State ihrer Mischung aus elektronischen und organischen Klängen treu, heben diese jedoch auf ein neues Level.

„Es geht uns immer darum, einen Balanceakt zu schaffen“, erklärt Chris. „Wir lieben es, Sounds zu erzeugen, die sich gleichzeitig menschlich und surreal anfühlen.“ Besonders eindrucksvoll zeigt sich das in „Blackoak“, bei dem ein Chor aus Freunden in einem alten Landhaus aufgenommen wurde. „Diese Gemeinschaft und Spontanität sind essenziell für unseren kreativen Prozess“, sagt Liam. „Das gibt den Songs eine einzigartige Wärme und Tiefe.“ Die Liste der Kollaborationen auf dem Album ist beeindruckend. Neben der langjährigen Weggefährtin Holly Walker sind Künstler*innen wie Andreya Triana und Gaidaa sowie die Band North Downs vertreten. „Wir wollten ein Gefühl von Gemeinschaft und Zusammenhalt schaffen, besonders in einer Zeit, die so isolierend war“, erzählt Chris. Die Kollaborationen brachten frische Einflüsse und neue Perspektiven in die Musik des Duos. „Es war eine Herausforderung, aber genau das hat uns als Produzenten wachsen lassen“, fasst Liam zusammen.

Die britische Clubkultur spielt eine weitere zentrale Rolle. „Wir wollten die reichen Traditionen der britischen elektronischen Musik feiern“, erklärt Liam. Elemente aus Jungle, UK-Garage und Trance fließen subtil in die Songs ein und verleihen ihnen eine zusätzliche Dimension. „Diese Einflüsse sind ein Teil von uns. Sie prägen, wie wir Musik wahrnehmen und erschaffen“, so Chris. Ein Beispiel dafür ist der Track „Ekos“, der mit einem Groove überrascht, der von einer alten Gitarre von Chris’ Vater inspiriert wurde. „Es war das erste Mal, dass ich auf einer unserer Veröffentlichungen gesungen habe“, verrät er.

Neben den musikalischen Innovationen zeigt das Album auch eine intime Seite. „Wir wollten das Gefühl von Nähe und Weite miteinander verbinden“, erklärt Liam. „Es gibt Momente, die fast roh und ungeschliffen wirken, und andere, die sich majestätisch und episch anfühlen.“
Diese Dualität zieht sich durch das gesamte Werk und spiegelt die innere Zerrissenheit wider, die während des Entstehungsprozesses eine Rolle spielte. Die Rückkehr zur Bühne war ein emotionaler Höhepunkt für das Duo. Nach einer langen Pause und der gesundheitlichen Krise von Chris war ihr ausverkauftes Konzert in der Londoner Islington Assembly Hall ein besonderes Erlebnis. „Es war surreal, wieder vor Publikum zu stehen“, erinnert sich Chris. „Es hat uns gezeigt, wie sehr wir uns weiterentwickelt haben – nicht nur als Musiker, sondern auch als Menschen.“
Das neue Werk ist mehr als nur ein Album für das Zweier-Gespann. Es ist ein Symbol für Hoffnung, Resilienz und die Kraft der Musik, Menschen zu verbinden. „Wir hoffen, dass die Menschen in unseren Songs Trost und Inspiration finden“, sagt Liam. „Es ist eine Erinnerung daran, dass es selbst in den schwierigsten Zeiten möglich ist, etwas Schönes zu erschaffen.“

Tracklist „Hallucinating Love“:
1. Blackoak 04:48
2. Otherside (feat. Holly Walker) 03:53
3. II Remember 04:05
4. All I Need (feat. Andreya Triana) 03:47
5. Dance on the World (feat. North Downs) 03:34
6. Bloom (feat. Gaidaa) 03:37
7. Peace Talk (feat. Holly Walker) 03:30
8. Passing Clouds 02:23
9. Eko’s 03:54
10. Rolling Stone 04:29
Das Artwork zu „Hallucinating Love“

Das Album „Hallucinating Love“ von Maribou State ist am 31. Januar 2025 via Counter Records erschienen.

Aus dem FAZEmag 156/02.2025
Text:Triple P
Credit: Rory Dewar
Web: www.instagram.com/mariboustate