Mark Freitag – wenn Passion zum Antreiber wird

Nicht selten liest man Namen wie Kraftwerk in heutigen Künstler-Biografien, wenn es um essenzielle Einflüsse zu Beginn der jeweiligen Karrieren ging. Dass jemand aber bereits mit fünf Jahren auf die wohl ikonischste Band der elektronischen Szene trifft, hat Seltenheitswert. Elf Jahre später, mit 16 Jahren, bespielte Mark Freitag in seiner Heimatregion Kaiserslautern Bars sowie kleinere Veranstaltungen, ehe er mit 20 dann selbst Musik produzierte. Dieser Leidenschaft rund ums Auflegen sowie zu Synthesizern geht Freitag heute professionell nach. Im Juli vergangenen Jahres erschien mit der EP „Exultation Anim“ auf Vorwärts Musik sein bisher erfolgreichstes Release. Mit „Body Touch“ und „Touch My Body“ steht nun weiteres Material bevor.

Mark, lass uns vorne beginnen. Was ist nach deiner Entdeckung von Ralf Hütter, Florian Schneider und Co. mit fünf Jahren passiert?

Ja, das war in der Tat eine Art musikalische Offenbarung für mich. Ich habe, zwischen all den Kassetten meiner Eltern, damals eine aus der Sammlung gegriffen. Es war Kraftwerk und das erste Mal, als ich sie gehört hatte. Ich war superbegeistert und kann mich noch gut daran erinnern, wie ich durch mein Zimmer getanzt bin. Damit war bei mir der Grundstein gelegt und die Leidenschaft zur elektronischen Tanzmusik entfacht. Über die Jahre ging es für mich mit Trance, Rave, Hard-Techno, Schranz und zum Schluss mit Techno, Melodic-Techno und Tech-House weiter. Der endgültige Wechsel zu Techno war mit 20 Jahren, als ich in einem kleineren Club in Kaiserslautern aufgelegt habe.

Wer bzw. was hat dich auf deinem Weg bislang inspiriert?

Auf meinem Weg war immer die elektronische Tanzmusik in all ihren Facetten meine Inspiration. Natürlich waren dabei auch einige Künstler*innen von Bedeutung. Wir kennen das alle – du hörst etwas und es begeistert dich. Dieses Gefühl möchte ich ebenso gerne weitergeben. Es hat dich besonders inspiriert, wenn du es spüren kannst. Es ist meine Passion, etwas von meiner Inspiration zurückzugeben und ich erfreue mich immer wieder daran, positives Feedback von meinen Fans zu bekommen. Auch sie inspirieren mich; es inspiriert mich, alle diese Menschen zu sehen, wie sie sich freuen, glücklich sind, einen Moment auf meine Musik abschalten zu können, einfach frei zu sein, zu tanzen und gute Laune zu haben. Das ist einfach ein unglaublich inspirierendes Gefühl, welches noch „on top“ mit dazu kommt.

Angefangen aufzulegen hast du bereits mit 20. Erzähle uns über diese Entwicklung und den Entschluss, das Ganze nun professionell zu verfolgen.

Mit 20 Jahren wollte ich es einfach wissen, wie man Techno richtig produziert von A bis Z. Jeder von uns kennt bestimmt diese eine Sache im Leben, für die man richtig brennt. Der Entschluss war damit quasi gefasst. Musik ist und wird immer meine größte Leidenschaft sein. Ich kann mich nicht erinnern, wann mich etwas in meinem Leben jemals so begeistert hat, wie die Liebe zur Musik. Daher setze ich nun alles auf eine Karte.

Wie, würdest du sagen, hat sich deine Heimatregion Kaiserslautern auf deine Karriere als Künstler ausgewirkt?

In der damaligen Zeit hat die Stadt mich zum Techno gebracht, da damals dort doch recht viel los war, was diese Musikszene betrifft. Wenn man weiß, für was man brennt, lernt man viele Menschen innerhalb dieses Weges kennen. Manche fühlen das gleiche „Brennen“, andere weniger. Aber die, mit denen du dich auf gleicher Wellenlänge befindest, mit denen gehst du deinen Weg einige Zeit und lernst immer mehr kennen; ob menschlich oder rein musikalisch. Irgendwann ergeben sich Chancen, und es ist einfach schön, wenn man diese bekommt. Ich erinnere mich noch gerne an diese Zeiten, in der überall kleinere Techno-Events in Kaiserslautern und der Umgebung stattfanden. Dann, 2005, begann alles für mich im kleinen Club Diamant, der sehr gut besucht war. So ging es weiter. Es kamen kleinere und etwas größere Events. Bei späteren Events und Veranstaltungen war ich dann zum Beispiel im Vorprogramm bei Sven Wittekind, Marusha, Felix Kröcher, DJ Dag, Westbam und DJ Rush. Es ist unglaublich, wenn ich daran denke, wie viel Spaß und Freude es mir bereitet hat und wie schön es auch war, mich mit diesen Künstler*innen auszutauschen.

Du warst einige Jahre in der Schweiz, bist aber nun wieder zurück.

Genau, ich war bis vor knapp drei Monaten sieben Jahre in der Schweiz. Jedoch habe ich in der Schweiz begonnen zu lernen, wie man Musik produziert. All dies habe ich mir, innerhalb dieser Jahre, selbst beigebracht. 2019 kam dann meine erste Single „Holophone“. Anfang Dezember letzten Jahres ging es für mich jedoch wieder zurück in die Heimat, da ich von hier aus besser mit meiner Managerin zusammenarbeiten kann.

Seit 2019 sind einige Sachen veröffentlicht, darunter der Track „Life – Line“. Wie entstand die Idee zum Track?

Ich habe am Anfang einfach auf dem MiniV3 eine Bassline gesucht, welche dann, im weiteren Verlauf, auch das Thema von „Life – Line“ wurde. Ab da war die Idee zu einer Hymne geboren, die mich an all die vielen vergangenen Festivals erinnert, die mich bis heute begeistern und die ich bis dato besucht habe. Diese unzählig schönen Momente und Erinnerungen. Das ist es, was ich in diesem Track unbedingt festhalten wollte und ich glaube, es ist mir auch gelungen.

Synthesizer sind eine deiner Leidenschaften. Erzähle uns mehr zu deinem Workflow im Studio sowie deinen favorisierten Tools in Sachen Soft- und Hardware.

Momentan arbeite ich mit Ableton und habe dazu einen Keystep. Meine Plug-ins sind Fab-Filter, MiniV3 und der Codex von Waves. Meist gehe ich ohne Idee ans Werk, weil ich einfach nur richtig Lust und Fun habe, Techno bzw. Melodic-Techno zu produzieren. Dabei kommt die Idee. Ich habe einfach eine unglaubliche Freude und Spaß dabei. Das Produzieren bedeutet für mich Freiheit, meine Kreativität, meine Gedanken und Gefühle auszudrücken. Andere gehen joggen oder machen Yoga, ich mache Musik, weil es mich glücklich macht und mein Ausgleich ist. Im Schnitt sitze ich zehn bis 25 Stunden an einem Track.

Für die nächsten Wochen ist bereits weiterer Output geplant. Kannst du uns schon mehr darüber verraten?

In der Tat. Wir haben sogar Vinyl geplant, leider muss dieses aufgrund der aktuellen Auslastung der Presswerke geschoben werden. Dafür kommt die EP „Body Touch“ im März dieses Jahres raus, auf der auch der Track „Berlin Techno“ zu finden ist, der ebenso auf das Vinyl kommt. Kurz darauf erscheint das Pendant „Touch My Body“, sowie zwei Remixes, die zum Sommer dieses Jahres veröffentlicht werden sollen. Ferner ist eine eigene Homepage angedacht und natürlich, sobald es wieder erlaubt ist, diverse Events und Veranstaltungen.

 

Aus dem FAZEmag 121/03.22
Text: Matt Eagle
Credit: Frank Schilling
www.soundcloud.com/markfreitag