In einem ausführlichen Interview mit dem Rolling Stone hat Detroit-Techno-Legende Juan Atkins über seine Jugend, seine Pionierarbeit und die Zukunft des Techno gesprochen. Im Gespräch, das er mit dem Vorstandsvorsitzenden des Axel-Springer-Verlags, Mathias Döpfner, führte, offenbart er die kriminelle Geschichte seines Vaters und gibt tiefe Einblicke in seine musikalische Laufbahn.
Auf die Frage nach seinen Eltern erklärt Atkins, dass sein Vater ein ehemaliger Drogenboss war und im Moment eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes verbüße. Bereits als Atkins noch im Kindesalter war, sei sein Vater erstmals wegen Totschlags verhaftet worden. „Meine Großmutter hat mehr oder weniger die Rolle meiner Mutter übernommen, weil meine Mutter wirklich zu jung war. Ich habe einen Bruder, der zehn Monate jünger ist als ich, also war es eine schwere Last für sie“, so der 61-Jährige, der seinen Senior regelmäßig im Gefängnis besuche.
Im Interview sprechen Döpfner und Atkins auch über die größten musikalische Einflüsse des Pioniers, die er mit „James Brown, P-Funk und bis zu einem gewissen Grad Motown“ angibt. Beeinflusst worden sei er aber nicht nur musikalisch, sondern auch technologisch, wie man später unschwer in seinen elektronischen Produktionen erkennen sollte. Dass Atkins seine Musik „Techno“ und sein Label „Metroplex“ getauft hat, sei seinem früheren High-School-Lehrer Mr. Fielder und dem „Future Shock“-Autoren Alvin Toffler zu verdanken. „Der Dozent hieß Mr. Fielder, glaube ich, und er war cool. Er war wie ein Hippie. In seinem Kurs lernte ich etwas über die Techno-Rebellen [eine Formulierung von Toffler]. Tofflers zweites Buch hieß „The Third Wave“, in dem ich etwas über den Metropolenkomplex lernte – den Metrokomplex, der sich später zu Metroplex entwickelte“, erklärt er.
Seine ersten ernsthaften Ambitionen, Musiker oder Produzent bzw. DJ zu werden, habe Atkins entwickelt, als seine Großmutter ihm einen Synthesizer kaufte. „Ich konnte sogar Schlagzeugsounds mit dem Synthesizer erzeugen. Mit ein bisschen weißem Rauschen und rosa Rauschen, und wenn man den Filter ein bisschen runterdrehte, hatte man eine Kick-Drum. So habe ich also angefangen, zu Hause meine eigenen Tracks zu machen“, erinnert er sich.
Es folgten Jahre der Soundexperimente, die Gründung des legendären Cybotron-Projekts mit Richard Davis und später auch die erste Begegnung mit Derrick May und Kevin Saunderson – zwei weiteren Pionieren des Detroit-Technos. Der Rest ist Geschichte.
Wie es mit Juan Atkins‘ Karriere weiterging, wie er Tresor-Gründer Dimitri Hegemann kennenlernte und was für ihn die Essenz des Technos bedeutet, lest ihr im kompletten Interview mit dem Rolling Stone.
Foto: Rene Passet via Flickr
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