Seit sechs Jahren prägt Mélopée die französische Elektronikszene mit einem unverkennbaren Ansatz: der Verbindung von Vergangenheit und Zukunft. Das Label hat sich einen Namen gemacht, indem es Stile wie Italo-Disco, EBM und Dark Disco neu interpretiert und zu etwas Eigenem formt. „Mit der Zeit wurde klar, dass sich elektronische Musik in 20-Jahres-Zyklen entwickelt, wobei jede Generation sie neu erfindet“, erklärt das Team von Mélopée. „Die 1980er brachten Italo-Disco und EBM hervor. Zwei Jahrzehnte später, in den 2000ern, wurde der Italo-Spirit in einer cluborientierten Form wiederbelebt, während Electro-Clash stolz das Erbe dieser ersten Welle trug. Die 2020er – als Mélopée Records geboren wurde – brachten eine weitere Wiederbelebung, diesmal mit frischen Mutationen wie Italo-Body-Music und Dark Disco.“
Für Mélopée war es von Beginn an entscheidend, diese Energie einzufangen und weiterzutragen. „Seit sechs Jahren haben wir und unsere Artists diese sich ständig entwickelnde Energie aufgegriffen und einen Sound geprägt, den wir als retrofuturistisch beschreiben.“ Dabei gehe es nicht nur um die Rückschau, sondern auch um den Anspruch, musikalische Welten zu verbinden. Viele Releases des Labels wirken fast filmisch, ohne die Tanzfläche aus den Augen zu verlieren. „Um unterschiedliche Sensibilitäten zu erreichen, ist es wichtig, dass sich das Publikum entweder an einer cluborientierten Energie oder an einer eindringlichen Melodie festhalten kann – ob freudig oder melancholisch“, heißt es vom Label. „Wenn diese beiden Dimensionen in einem Track nahtlos zusammenkommen, ist der Zuhörer gefesselt, egal, in welcher Stimmung er ist.“
Mit der neuen Compilation „Retrofutur 3“ setzt Mélopée diese Linie fort, jedoch mit einer klareren Ausrichtung. „Die ersten beiden Retrofutur-Compilations waren als möglichst breite Darstellung unserer musikalischen Vision gedacht. Mit über 20 Tracks von 20 verschiedenen Künstler*innen wollten wir das Spektrum von Indie-Dance präsentieren, immer mit unserer retrofuturistischen Identität im Zentrum“, erklären sie. „Beim dritten Teil bleibt der Anspruch derselbe, aber der Fokus verschiebt sich stärker auf cluborientierte Sounds – getragen von unseren treuesten Künstlern wie Endrik Schroeder, Brandski, Panthera, My Secret Playground und Club Mayz. Als besonderer Gast ist John Lord Fonda dabei, ein Artist, den wir zutiefst bewundern und der die Ehrenrolle in dieser Compilation einnimmt.“ Die Zusammenstellung liest sich wie ein Statement: „Endrik Schroeder setzt den Ton mit einem Track, der in Techno wurzelt und gleichzeitig den hypnotischen Geist der britischen 90er-Warehouse-Szene einfängt. Brandski liefert fein gearbeiteten Italo-Disco, geschärft für den Club. Panthera bringt mit seinen 80s-inspirierten Pads und Leads eine entschieden rave-orientierte Dimension ein. My Secret Playground taucht in die dunklere Seite von Disco ein, während Club Mayz eine hybride Mischung aus der Tiefe des Detroit-Techno und der Intensität von EBM präsentiert. Und John Lord Fonda hat freie Hand bekommen – sein Beitrag ist ein hochspannender Techno-Track, dicht, mental und voller Energie.“
Doch was eint diese Vielfalt? „Unser Label versteht sich in erster Linie als Treffpunkt für komplementäre musikalische Welten“, so das Statement von Mélopée. „Von der rohen Energie des Rave bis zur Eleganz von Nu-Disco verfolgen wir einen offenen Ansatz, bei dem sich Genres nicht widersprechen, sondern miteinander in den Dialog treten.“ Auf die Frage, welcher Track den „retrofuturistischen“ Geist am besten einfängt, gibt es eine klare Antwort vom Team: „Mit Ausnahme des Beitrags unseres Gasts John Lord Fonda trägt jeder Track auf dieser Compilation vollständig diesen retrofuturistischen Spirit. Ohne diese Resonanz hätten sie hier keinen Platz gefunden.“
Und wie geht es weiter? In einer Szene, die sich rasant verändert, ist man bei Mélopée vorsichtig, wagt aber dennoch einen Ausblick: „Mit den schnellen Transformationen, die die zeitgenössische Musik prägen, ist es fast unmöglich, mehrere Jahre vorauszuplanen. Trends ändern sich blitzschnell, Genres verschmelzen, KI formt die Industrie neu, und allzu oft scheint die Zahl der Follower mehr zu zählen als die Kreativität. Mitten in diesem Chaos entscheiden wir uns, mit unseren Artists weiterzugehen – getrieben von Überzeugung und Authentizität.“ Ein festes Vorhaben gibt es aber: „2026 wird das Label eine doppelte musikalische Identität annehmen. Der ‚LIGHT‘-Pfad ist festlichen und uplifting Indie-Sounds gewidmet, der ‚DARK‘-Pfad konzentriert sich auf tiefere, intensivere und mentalere Produktionen. Eine brandneue visuelle Identität wird diese Dualität hervorheben und unsere künftigen Releases sofort erkennbar machen. To be continued…“
Aus dem FAZEmag 164/10.2025
Text: Triple P
www.instagram.com/melopeerecords