Was geschah, als 1733 das der „Schnellschütze“, ein besonders ausgefeiltes Weberschiffchen, patentiert wurde? Die Handwerker lobten nicht, dass ihnen eine fürchterliche Arbeit erleichtert wurde. Sie beklagten den möglichen Verlust ihres Arbeitsplatzes. Schnelleres Weben führte zu vermehrtem Garnbedarf und der Erfindung der „Spinning Jenny“, mit der die Industrielle Revolution begann. Nun gelten Digitalisierung und Internetausbau als ebenso tiefgreifend wie der Bau von Fabriken, die Bildung einer Arbeiterschaft und die daraus resultierende Landflucht im 18. Jahrhundert. Nur machen Server weniger Dreck und Lärm, weshalb Mercedes Bunz hier eine „stille Revolution“ analysiert – die mit ähnlichen Beschwerden einhergeht. Ihr Buch fragt sehr lesbar nach der tatsächlichen Macht von Maschinen, der gesellschaftsverändernden Kraft der Digitalisierung und stellt fest, dass mit dem Internet erstmalig die Masse als positives Phänomen gesehen wird. Aus dem Pöbel wird ein „Smartmob“, der Wissen enthierarchisiert und zu einer neuen Gesellschaftsform führen könnte. Zum Weiterdenken.
FAZEmag 010/12.2012
Mercedes Bunz – Die stille Revolution
Suhrkamp, 202 Seiten, 14 EUR
www.mercedes-bunz.de
www.jandrees.de