Mihai Popoviciu – keine Experimente

Mihai Popoviciu – keine Experimente

Während sich viele Künstlerinnen und Künstler heutzutage von der schnelllebigen Musikbranche unter Druck setzen lassen und neue Stilrichtungen einschlagen, bewahrt er einen kühlen Kopf und bleibt sich treu: Mihai Popoviciu. Der sympathische Rumäne ist seit vielen Jahren eine feste Größe in der Deep-House- und Minimal-Szene und liefert seither unbeirrt einen konstanten Output von deepen Grooves und treibenden, pulsierenden Beats.
Der geerdete Cyclic-Labelgründer wuchs in den 80er-Jahren im rumänischen Sibiu auf, wo er noch heute lebt und mit einer unnachahmlichen Ruhe und Präzision seiner Studioarbeit nachgeht – sofern er nicht gerade um die Welt reist und in Clubs rund um den Globus auflegt. Seine Liebe zur elektronischen Musik entdeckte der 43-Jährige Anfang der 90er-Jahre, auch dank deutscher TV-Shows. „Wir haben deutsche Musikshows auf Kassette aufgenommen und uns immer wieder aufs Neue angehört“, erinnert er sich. Das Feuer wurde entfacht, konnte sich in seiner rumänischen Heimat jedoch nicht ausbreiten. Es gab keine Clubs, keine Plattenläden und keine wirkliche Dance-Musikkultur. Folglich studierte er für einen kurzen Zeitraum Architektur und arbeitete auch für eine Weile in diesem Bereich, ehe er einen finalen Entschluss fasste: Er wollte keine Häuser, sondern House-Beats bauen. Mihai kaufte sich seine erste Producer-Software und begann zu produzieren – tagelang, monatelang. Der Beginn einer langen Reise, die nun mit „Puzzle Box“ – seinem zweiten Full-Length-Album – ihren bisherigen Höhepunkt erreicht. Für den Langspieler kehrt er, nach Ausflügen auf andere renommierte Labels wie 8Bit oder Berg Audio, zu seinen langjährigen Freunden von Bondage Music zurück und fesselt uns ein weiteres Mal mit seinem unverkennbaren Signature-Sound: deep, dubby, groovy und hypnotic. Let’s talk!

Mihai! Es ist immer eine Freude, dich an Bord zu haben. Wo bist du aktuell unterwegs?

Hallo, liebe Freunde! Es ist immer schön, mit euch zu plaudern. Ich bin gerade von einer zweiwöchigen Tour durch die USA und Kanada zurückgekehrt und bereite mich auf das ADE-Wochenende in Amsterdam vor. Bis zum Ende des Jahres könnt ihr mich auf Ibiza, in Uruguay, Australien, Norwegen, Saudi-Arabien, Rumänien und Bulgarien finden.

Der Winter steht vor der Tür. Wie verbringst du, abgesehen vom Musikmachen, deine Zeit in der „dunklen Jahreszeit“?

Für mich bedeutet die Winterzeit in erster Linie, Zeit mit Familie und Freunden verbringen zu können. Zu Beginn des neuen Jahres werde ich mir ein paar Wochen frei nehmen, um Kraft für die neue Tournee-Saison zu tanken.

Haben die vier Jahreszeiten unterschiedliche Einflüsse auf deine musikalische Arbeit? Bist du ein launischer Charakter?

Nicht wirklich. Ich muss sagen, dass ich im Sommer etwas weniger produktiv bin, wenn es darum geht, Musik zu machen. Aber wenn ich nachts produziere, bekommt meine Musik normalerweise eine tiefere und stimmungsvollere Atmosphäre.

Für deine neue LP bist du zu deinen guten alten Freunden von Bondage zurückgekehrt. Wie lange kennt ihr euch schon? Kannst du dich an eure erste Begegnung erinnern?

Soweit ich mich erinnere, begann meine Zusammenarbeit mit Bondage Music im Jahr 2011, als ich einen Remix für das Label gemacht habe. Seitdem habe ich mehrere EPs und Remixe auf Bondage veröffentlicht und 2016 ein Album in voller Länge.

Die Vinyls zum Album „Puzzle Box“ In The Making:

Minimalistische House-Grooves, hypnotische Rhythmen und viele Einflüsse aus dem Bereich des Dub. Klingt, als sei „Puzzle Box“ eine klassische Mihai-Masterclass. Hast du für das Album dennoch mit neuen Dingen experimentiert?

Ja, ich denke, man kann mit Fug und Recht behaupten, dass „Puzzle Box“ den klassischen Signature-Sound von Mihai Popoviciu nachzeichnet. In den letzten zehn Jahren hat sich in meinem Musikproduktionsprozess nicht viel verändert, und ich habe nicht wirklich Lust, mit neuen Sachen zu experimentieren. Ich sehe, dass einige Künstler versuchen, in verschiedene musikalische Richtungen auszuschweifen, wenn sie ein Album produzieren. Aber am Ende klingt das überhaupt nicht mehr nach ihrem Original-Sound. Ich glaube, dass eine LP ein klares Statement sein sollte, das sagt: „Das ist die Essenz dessen, was ich produziere und spiele“.  Außerdem scheinen die Leute die Tatsache zu schätzen, dass ich „meinen Sound“ beibehalten habe und dass es in meiner Musik Konsistenz und Qualität gibt.

Einer der Tracks heißt „Frankfurt“. Das bedarf einer Erklärung.

Die Hintergrundgeschichte ist eigentlich ziemlich unspektakulär. Ich war am Frankfurter Flughafen und wartete auf einen verspäteten Flug, als ich mit der Arbeit an diesem Stück begann. Sobald ich wieder zu Hause war, habe ich ihn fertiggestellt und bei Gigs getestet.

Hast du einen persönlichen Favoriten auf dem Album?

Ich denke, die Highlights auf dem Album werden „They All Say“, „Routine Check“ und „Puzzle Box“ sein.

Wie hat sich deine Studioarbeit im Laufe der Jahre verändert? Als wir uns 2017 unterhielten, konnte man in deinem Studio nur wenig analoges Equipment finden. Dein PC, deine Monitore und ein MIDI-Keyboard waren dein Core-Equipment. Ist das immer noch so?

An der analogen Ausrüstung hat sich nichts geändert. Ich produziere immer noch alles „in the box“ mit Ableton und verschiedenen Plug-ins.

Ein paar Worte zu deinen wichtigsten Einflüssen und Inspirationen im Moment? Welche Künstler*innen sollte man im Auge behalten?

In letzter Zeit mag ich insbesondere die Arbeiten von Per Hammar, Janeret oder Andrew Azara.

Ein kurzer Blick in die nahe Zukunft: Was steht als Nächstes an?

Meine Albumtournee im neuen Jahr mit Gigs in der ganzen Welt.

Hier könnt ihr das Album „Puzzle Box“ bereits streamen:

„Puzzle Box“ erscheint am 11. November via Bondage Music. Die digitale Fassung enthält den Bonus-Track „Body Count 2“, die Vinyl-Version enthält die zusätzlichen Tracks „Batiscaf“, „Storm Rider“, „Far Gone“ und „Where You Are“.

Aus dem FAZEmag 153/11.2024
Text: M.T.
Web: www.soundcloud.com/mihai-popoviciu-1