Mira Nait – Gegensätze

Mira Nait – Gegensätze / Foto: Marta Serhun

Seine Songs handeln vom Lieben und Geliebtwerden, von Selbstvertrauen und Selbstzweifeln. Sie handeln davon, dass man oft erst lernen muss, sich selbst zuzuhören, um von anderen gehört zu werden. Tatsache ist, dass Alex Schalm aka Mira Nait dieser Tage immer mehr Zuhörer*innen gewinnt. Gründe dafür sind zum einen sein einnehmender, atmosphärischer Clubsound zwischen Wave und Rave sowie seine emotionalen Vocals. Diese soundtechnische Mixtur präsentierte der Wahl-Bonner mit selektierten Veröffentlichungen über die letzten Monate hinweg. Mit „Neon“ steht ein weiteres Release bevor. Die EP erscheint am 1. Dezember auf Broque.

Seine Liebe zur Musik entdeckte Alex abei bereits in recht jungen Jahren am Klavier und beim Komponieren: „Dabei war ich nie ein Fan vom Notenlesen und habe mir mit meinem MP3-Player beigebracht, nach Gehör zu spielen. Als Kind war es mein Wunsch, irgendwann Filmmusik zu schreiben. Meine Songs sind dem immer noch nachempfunden und waren schon damals immer eher melancholisch angehaucht. Mein Studium habe ich dann als Barkeeper in einem ehemaligen Elektro-Club in Bonn finanziert. Daher die elektronischen Elemente meiner Songs.“ Auf Garage Band folgten dann erste Skizzen und Ideen-Umsetzungen: „Damals waren meine Tracks noch sehr alternativ und Indie. Ich habe zwar erst sehr spät den Mut gefasst, meine Songs zu veröffentlichen, im Grunde bin ich aber sehr happy, mir damit Zeit gelassen zu haben. So hatte mein persönlicher Stil etwas Zeit, sich zu formen. Die Ideen von damals habe ich nie ganz aufgegeben und greife immer wieder auf alte Projekte zurück.“ Heute handelt seine Musik von Gegensätzen und Kontrasten. Jene, die er selbst durchlebt, wie er erzählt: „Ich war schon immer ein introvertierter Mensch. Die Musik gibt mir die Möglichkeit, meine Gefühle mitzuteilen und auszudrücken. Ohne Musik tue ich mich da oft schwer. Musik schafft es, diese Distanz für mich zu überwinden.“

Ähnlichen Gegensätzen begegnet der Rheinländer auch im Studio: „Es gibt Tage, an denen ich alles um mich herum vergesse und verbissen an einer neuen Idee arbeite, bis ich etwas Greif- und Vorzeigbares geschaffen habe. An anderen Tagen ist man happy, wenn man zumindest ein paar Zeilen runterschreiben konnte. Ich genieße jedoch jede Minute, die ich in meine Musik stecken kann.“ Seine neue EP widmet er dabei dem Ort, an dem er vermehrt mit elektronischer Musik in Verbindung kam, dem Tante Rike in Bonn: „Der Song erzählt von einer Club-Begegnung und davon, wie lust- und gefühlvoll eine solche sein kann. Der Track hat, wie ich finde, eine unglaubliche Power. Ebenso die beiden Remixe von Jan Dalvik und Constructive Sine, die einen ganz eigenen Charme haben. Ich bin sehr stolz, den Songs mit Broque die Bühne geben zu können, die sie verdient haben.“ Sein erstes Release feierte Mira Nait im Juni 2020 mit „Idol“. Seitdem haben die elektronischen Elemente in seiner Musik einen größeren Platz eingenommen, und generell ist seine Musik tanzbarer geworden, stellt er fest: „Insgesamt bin ich meinem Stil aber treu geblieben. Experimentierfreudig war ich schon immer.“ Einige Shows hat Mira Nait bereits gespielt, weitere werden in den kommenden Wochen folgen. Dafür arbeitet er aktuell auch an weiteren Songs, die im Frühjahr veröffentlicht werden.

 

Aus dem FAZEmag 130/12.2022
Text: Triple P
Foto: Marta Serhun
www.instagram.com/miranait.official