Moby – eine Reise durch den Underground

Credit: Mike Normanski

Wenn Moby im September dieses Jahres zum ersten Mal seit über einem Jahrzehnt wieder live auftreten und auf den großen Bühnen Europas performen wird, dann hat er nur ein Ziel vor Augen: den Tierschutz. Im Gespräch über sein neues Album erzählt der gebürtige New Yorker, dessen Arme unübersehbar die Wörter „Animal Rights“ zieren, dass sämtliche Einnahmen seiner Europa-Tour einer Vielzahl an Tierschutzorganisationen zugutekommen.
Am liebsten hätte der 58-Jährige wohl ausschließlich über gemeinnützige Projekte, Aktivismus und Veganismus gesprochen, doch wir dürfen nicht vergessen, dass dieser wunderbare Mann in Kürze sein 22. Studioalbum veröffentlicht, das auf den Namen „Always Centered At Night“ hört und selbst für Mobys Verhältnisse etwas Besonderes darstellt. Im Feature verrät er mehr.

13 Tracks, 13 Kollaborationen. Als Moby 2022 das Projekt ankündigte, sagte er, er wolle ein Album machen, das zu 100 Prozent von der Underground-Musik und den Labeln, die ihn in den 80er- und 90er-Jahren begleitet haben, inspiriert ist. „Wenn man Anfang der 80er-Jahre durch die Straßen New Yorks gegangen ist und dem Sound der Stadt gelauscht hat, wusste man, dass elektronische Tanzmusik keine wirkliche Definition durch Genres oder BPM hatte. Es wurde über ein Gefühl definiert und das möchte ich mit dieser Platte zum Ausdruck bringen.“
Zwei Jahre später wissen wir, dass Moby Wort gehalten hat. Mehr noch, denn er hat es geschafft, jedem Track auf „Always Centered At Night“ die passende Stimme zu geben, was nicht nur von einer ausgezeichneten Musik- und Menschenkenntnis zeugt, sondern auch ein wohliges Gefühl der Authentizität vermittelt. „Ich wollte Musik schreiben, die genügend Raum für Vokalist*innen lässt“, erklärt er. „Normalerweise liebe ich es, die Tracks mit möglichst vielen Elementen auszufüllen, aber diesmal habe ich die Nummern minimalistischer gestaltet. Ich wollte die Künstler*innen nicht mit einem Stück überfordern, das sich schon fertig anhört.“

Dass sich unter den Kollaborateur*innen keine Stars befinden, unterstreicht Mobys Intention, ein Album aus Underground-Einflüssen zu gestalten, zwar umso mehr, doch mit Artists wie serpentwithfeet („On Air“) und der Jazz- und Retro-Soul-Sängerin Lady Blackbird („Dark Days“) befinden sich durchaus auch bekanntere Namen an Bord der Platte. „Jemand hat mir einen Link zu ihrer Musik geschickt und ich habe mich sofort in ihre Stimme verliebt“, erzählt Moby, der während der anschließenden Kontaktaufnahme zu Lady Blackbird eine überraschende Entdeckung machte: „Manche der Sänger*innen auf dem Album wohnen wirklich ziemlich weit weg von mir an irgendwelchen obskuren Orten, was eine direkte Zusammenarbeit unmöglich machte. Irgendwie dachte ich das auch bei Lady Blackbird, allerdings stellte sich heraus, dass sie bei mir um die Ecke wohnt und im selben Laden einkaufen geht.“

Zu Lady Blackbird mag Moby die geringste räumliche Distanz gehabt haben, doch auf „Always Centered At Night“ gibt es wohl keinen Künstler, zu dem der US-Amerikaner eine derart emotionale Verbindung verspürte wie zu Benjamin Zephaniah. „Als veganer Aktivist und als weiser und mitfühlender Mensch hat Benjamin mich viele Jahre lang inspiriert. Ich hoffe, dass ‚Where Is Your Pride‘, sein Vermächtnis ehrt und die Menschen auf sein Leben, seine Arbeit und seine Prinzipien aufmerksam macht“, sagt Moby. Es war eine seiner letzten kraftvollen Botschaften, die Zephaniah auf dem treibenden Breakbeat-Track hinterließ. Der Rastafari, Dub-Poet und Schriftsteller verstarb Ende vergangenen Jahres nach einer schweren Krankheit. Einen besseren Ort als ein Moby-Album hätte er sich für seine Message wohl kaum vorstellen können.

Always Centered At Night“ erscheint am 14. Juni auf dem gleichnamigen Label in digitaler Form und auf Vinyl. Hier könnt ihr in das Album reinhören und dieses bestellen:

Moby Live 2024 – die Europa-Tour:

18. September: Manchester, England (02 Apollo)
19. September: London, England (The 02)
21. September: Antwerpen, Belgien (Sportpaleis)
22. September: Berlin, Deutschland (Velodrom)
23. September: Düsseldorf, Deutschland (Mitsubishi Electric Hall)

24. September: Paris, Frankreich (Le Zenith)
25. September: Lausanne, Schweiz (Vaudoise Arena)

Aus dem FAZEmag 148/06.2024
Text: M.T.
Foto: Mike Normanski
www.moby.com