Mockmoon: Claus Pieper über den legendären Genlog-Klassiker

Mit ihrem legendären Hit „Mockmoon“ schufen Claus Pieper, Oliver Kuntzer und Ingo Kays alias Genlog 1992 einen Track für die Ewigkeit. 30 Jahre später erinnert sich Pieper an die Entstehungsgeschichte des Klassikers.

Im August 1992 veranstalte ich gemeinsam mit ein paar Freunden in der Emscher-Lippe-Halle in Gelsenkirchen unseren ersten großen Rave. Arbeitstitel der Party: „Mockmoon“.

Gebucht waren DJs und Live-Acts wie Sven Väth, Oliver Bondzio, Mate Galic, Tanith, Caba, Nuke, Evolution, Cosmic Baby und Genlog. Zu dieser Zeit haben Olli Kuntzer und ich eigentlich nur sporadisch als DJs aufgelegt, da wir beide noch bei der Bundeswehr waren. In der Planungs- und Organisationsphase zur Party kam mir die Idee, eine Hymne zu produzieren, die dem Rave zusätzliche PR einbringen könnte. Ich besaß damals neben meinen zwei Plattenspielern und einem DJ-Mixer noch eine Korg Wavestation, eine Roland TB-303 und eine TR-505 Drummachine. Mit diesen Instrumenten habe ich zu jener Zeit meine ersten zaghaften Versuche gestartet, selbst Techno zu produzieren. Ich nutzte also die TR-505 als Midi-Trigger und habe die Drum-Pattern als Sequenzer verwendet, um sie im Anschluss via MIDI in die Korg Wavestation zu senden. Ich war echt geflasht, denn plötzlich entstanden die verrücktesten Sounds. Also grub ich noch tiefer in den Windungen der Wavestation und erschuf so die legendäre böse Sägezahn-Sequenz für „Mockmoon“.

Phil Fuldner war damals öfter bei mir, um bei mir im Wohnzimmer aufzulegen. Ich habe ihm die Sequenz vorgespielt und er hat sich sofort an den Plattenspieler gestellt und eine Platte dazu laufen lassen. Der Drumloop von der Platte und die Sequenz harmonierten extrem. Das Resultat habe ich dann auf Tape aufgenommen und am nächsten Tag Olli vorgespielt. Auch er war sichtlich begeistert und meinte, dass die Nummer Potenzial hat. Wir mussten sie nur richtig ausproduzieren, was ohne eigenes Studio allerdings schwierig war. An dieser Stelle kam dann Ingo Kays ins Spiel …

Ingo kannte ich bereits seit langer Zeit. Wir haben beide gemeinsam Mitte der Achtziger semiprofessionell an Tracks à la Depeche Mode geschraubt. Ingos Musik-Equipment bestand damals lediglich aus einer 4-Spur-Bandmaschine, einem Yamaha DX7 und einem Mikro … Doch zurück zu „Mockmoon“. Ich wusste, dass Ingo sich in den Jahren studiotechnisch weiterentwickelt hatte und bereits eigene sowie die ersten DJ-Hooligan-Tracks produziert hatte. Also rief ich ihn an und spielte ihm das Tape am Telefon vor. Er fand die Idee cool und so haben wir drei uns dann in Ingos Studio getroffen und „Mockmoon“ produziert. Meine damalige Freundin, Alexandra, hat uns die Vocals eingesprochen: „Peace … Love … XTC …“ – der Genlog-Klassiker war geboren. Als die Nummer im Kasten war, haben wir sie mit der Post nach Belgien zu Music Man geschickt. Ein paar Tage später kam ein Fax mit der Bitte, dass wir so schnell wie möglich nach Gent kommen sollten, um einen Plattenvertrag zu unterschreiben. Ein paar Wochen später kam die 12-Inch auf den Markt und jeder DJ hatte sie in seiner Plattenkiste … Der Rest ist Geschichte.

 

Aus dem FAZEmag 130/12.2022