MÖWE … fliegen hoch

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Sie gilt als vorlaut und temperamentvoll, er als charmant und smart. Melanie Ebietoma und Clemens Martinuzzi – beheimatet in Wien – mischen als MÖWE gerade das Pop- und melodieaffine Genre auf und gelten als vielversprechende Talente. Mit ihrem ersten Track „Blauer Tag“ wurden sie über Nacht bekannt. In der Beschreibung gaben sie an, MÖWE sei superhot und aus Berlin, um die Erfolgschancen zu erhöhen. Ob dies der ausschlaggebende Grund war, bleibt ungeklärt. Fakt ist, der Erfolg hat sich in großzügigem Maße eingestellt. Es folgten weitere Nummern, Remixe für Hudson Taylor und Moby sowie von Robin Schulz, Bootlegs von Technotronic oder Nina Simone. Schon mit 14 spielen beide unabhängig voneinander in einer Reihe von Indie-Bands, ehe sie sich durch Zufall kennenlernen und gemeinsame Sache machen. Nun entert das Duo erneut die Bühne. Mit ihrer Live-Konzert-Show, die vergangenen Dezember Premiere feierte, bringen sie Drummer, Saxophonisten und Gastsänger auf die Stage und bilden damit abermals eine Band. Damit schließt sich ein Kreis: Sie bringen all ihre musikalischen Ambitionen zwischen elektronischer und akustischer Musik, zwischen Songs und Instrumentals zusammen. Ihre neueste Single „Lovers Friends“ mit Daniel Nitt verzeichnet bereits weit mehr als eine Million Plays und wurde Ende Februar über BMG veröffentlicht. Bevor im Sommer ihr Debütalbum erscheint, widmen sich MÖWE für diese Ausgabe dem offiziellen FAZE-Download-Mix und unseren Fragen.

Wie habt ihr euch kennengelernt bzw. wie seid ihr zur Musik gekommen?

Mel: Wir haben uns vor vier Jahren bei einem Konzert von Clemens’ alter Band At Pavillon kennengelernt. Von unserem damaligen Bassisten mussten wir uns leider aus Zeitgründen trennen und als ich Clemens bei dem Konzert gesehen habe, dachte ich mir, den spreche ich einfach mal an. Er sagte zu und von da an war er Bassist in meiner Band Mary lost her Pathos. Das waren noch ganz andere Zeiten. Von regelmäßigen Auftritten und fairen Gagen konnten wir nur träumen und ständig gab es die verschiedensten Befindlichkeiten bei fünf Bandmitgliedern. Da möchte jeder etwas anderes und verfolgt seine eigenen Interessen. Teamwork war schon immer ganz wichtig für uns beide und das erlernst du einfach wirklich gut in einer Band.

Cle: Musik an sich haben wir beide relativ früh für uns entdeckt. Ich lernte ab meinem elften Lebensjahr Bass und hielt mein erstes Instrument im zarten Alter von vier oder fünf in der Hand, weil mein Vater auch sehr musikalisch ist. Bei Mel war es die Oma. Mit fünf Jahren hat sie ihr damals immer kleine Stücke auf dem Klavier gezeigt.

Mel: Ich habe sie auswendig gelernt und nachgespielt, weil ich keine Noten lesen konnte. Clemens hat dann mit 13/14 angefangen in diversen Bands zu spielen und ich habe meine erste Band The Falangees ebenfalls mit 14 gegründet. So kann man sagen, dass sich Musik schon immer durch unsere Leben gezogen hat.

Dennoch habt ihr damals durchweg Indie gespielt. Wie in eurer Biografie zu lesen ist, kam am 10. Januar 2013 der Wendepunkt, an dem ihr euren Stil radikal verändert habt.

Mel: Unsere Bands wurden über die Jahre, in denen wir gespielt haben, immer elektronischer, damals inspiriert von Bloc Party oder Radiohead, Naked and Famous, The XX. Weitere Künstler, die uns damals begeisterten, waren Jan Blomqvist und Oliver Koletzki. Demnach war das für uns ein natürlicher Schritt, den wir mitnichten bereuen.

An diesem Tag ist der Track „Blauer Tag“ entstanden, der anschließend zum riesigen Erfolg avancierte. Erinnert ihr euch noch an den Tag?

Cle: Ja, das war eigentlich ganz witzig. Ich kam mit einem halben Song bei Mel an und bat sie, sich ihn mal anzuhören. Sie fand ihn cool und wir haben ihn binnen weniger Stunden fertig gemacht. Danach ging es an die Namensfindung. ,Blauer Tag’ war ziemlich passend, da man an diesem kalten Wintertag an nichts anderes denken bzw. sich nichts anderes wünschen konnte.

Mel: Clemens hatte damals einen YouTube-Channel namens ,Konschtis Aural Pleasure’ gefunden. Besagter Channel hatte damals super viele Follower und wir haben den Track einfach dahin geschickt. Er wurde online gestellt und so kam der Stein ins Rollen.

Oliver Koletzki wurde recht schnell auf euch aufmerksam und signte euch für Stil vor Talent. Wie entstand die Zusammenarbeit?

Mel: Wir konnten es ehrlich gesagt kaum glauben, als wir davon erfahren haben. Es war zu gut, um wahr zu sein, weil es immer unser Traum war, bei SvT zu landen. Bei einem unserer ersten Gespräche mit unserem Manager teilten wir ihm diesen Wunsch mit. Er meinte: ,Wenn ihr euch anstrengt, bekommen wir das locker hin.’ Und so war es dann auch. Beim Produzieren war uns eigentlich sofort klar, dass die Tracks perfekt auf Olis Label passen. Es ist wie ein Ritterschlag, auf SvT zu sein.

Vom YouTube-Hit zum Manager und anschließend zum international gefragten Act. Wie rekapituliert ihr die Zeit, in der der MÖWE-Hype immer größer wurde? Andere Acts brauchen dafür Jahrzehnte – ihr habt das binnen weniger Wochen und Monate geschafft.

Cle: Unwirklich und gut (lacht). Das ist das, was wir immer wollten und worauf wir quasi unser Leben lang hingearbeitet haben. Plötzlich mit dem Flugzeug in ein fremdes Land geflogen zu werden, damit sich Leute an deiner Musik erfreuen können, ist eines der geilsten Gefühle, die wir bis jetzt erfahren durften. Mel und ich sagen uns oft, dass wir glücklicherweise zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren und so das Glück hatten, entdeckt zu werden. Wir sind einfach jeden Tag gespannt darauf, was das Leben noch so mit uns machen wird, und wir hoffen, in den nächsten Jahren noch viel mehr zu schaffen, das Leuten Freude bereitet. Bei uns ist alles ziemlich schnell gegangen. Ich glaube, die Entwicklung war vor einiger Zeit auch noch eine ganz andere und die gesamte Arbeitsweise viel langsamer, als sie das jetzt ist. Aber wir können unseren Kollegen, die sich das alles langsam erarbeitet haben, nur Respekt zollen und hoffen, dass wir in ein paar Jahrzehnten auch noch an vorderster Front sind.

In eurer Diskografie finden sich Labels wie Stil vor Talent, aber auch Armada. Wo seht ihr euch musikalisch – eher beim Indie- oder beim Majorlabel?

Mel: Wir sehen uns zurzeit musikalisch bei beiden Labels, um ehrlich zu sein. Es gibt Tracks, die poplastiger sind, aber dann auch wieder total verträumte Indie-Melodien. Genau das macht uns aus, denke ich – dass man uns nicht so einfach in eine Sparte stecken kann. Wir liegen da irgendwo zwischen Deep-House, Tropical-Pop und Techno mit viel Charme, Ehrlichkeit, Gefühl und Happiness. Zu langsam für EDM, aber zu fetzig für Deep-House, quasi DDM (Deep Dance Music). Das beanspruchen wir nun mal für uns.

Euer Track „Lovers Friends“ stieg kürzlich im Radio NL 538 als Dance Smash ein. Wir gratulieren! Wie entstand die Kooperation mit Daniel Nitt?

Mel: Danke! Unser Verlag und unser Management haben die Kooperation für den Track vorangetrieben. Wir fanden Daniels Stimme einfach mega und so haben wir kurzerhand begonnen, ein passendes Instrumental dazu zu schreiben. Daniel hat das Playback dann ziemlich gefeiert und voilà – ,Lovers Friends’ erblickte das Licht der Welt. Die Zusammenarbeit mit Daniel hat echt super geklappt. Mal sehen, vielleicht gibt es ja bald sogar noch mehr davon.“

Cle: „Wir sind da auf der höchsten Rotation und natürlich überglücklich, dass unser Track mit Daniel Nitt so eingeschlagen ist. Es ist ein fantastisches Gefühl, wenn die Feedbacks so toll sind. Als uns unser Management angerufen hat, waren wir gerade in England für unsere erste Show in der Brixton Hall mit Bakermat und Don Diablo. Wir haben gleich einmal lautstark ins Telefon gebrüllt und waren direkt noch aufgeregter. Natürlich haben wir sofort darauf angestoßen und ordentlich gefeiert.

Wie produziert ihr im Studio? Welche Tools benutzt ihr?
Mel: Wir haben damals mit Logic begonnen, weil wir das Programm schon benutzt haben, als wir die Band aufgenommen haben. In späterer Folge wurde uns dann durch unser Live-Set Ableton näher gebracht, welches für eine Live-Performance unserer Meinung nach bessere Möglichkeiten bietet als MainStage von Logic. Clemens und ich haben die ersten zwei Jahre immer zusammen geschrieben, aber auch unsere Geschmäcker lassen sich unterschiedlich inspirieren. Und so produzieren wir zwar auch unabhängig voneinander vor, schließen aber sämtliche Songs gemeinsam ab, damit sie die Handschrift von uns beiden tragen.

Ihr arbeitet aktuell an eurem Debütalbum, welches später in diesem Jahr auf Armada kommen wird. Was können wir da erwarten?

Cle: Das Album wird Altes, Neues, Undergroundigeres und Kommerzielles vereinen. Es soll unsere ganze Bandbreite zeigen und abwechslungsreich sein. Der Hörer soll nicht die erste Nummer und damit das ganze Album gehört haben. Das ist unser Ziel.

Im Dezember feierte eure Live-Konzert-Show Premiere. Wie genau kann man sich die Show vorstellen bzw. wie unterscheidet sich diese von euren normalen Club-Shows?

Mel: Unsere Show beschreibe ich gerne als ein Feuerwerk der Gefühle, angetrieben von wummernden Bässen und schönen Vocals. Unsere Live-Show unterscheidet sich dahingehend von unserer Club-Show, dass Clemens und ich live Gitarre, Bass und Keys spielen und wir einen Drummer, einen Saxophonisten und zwei Gastsänger dabei haben. Abgerundet wird das Ganze dann noch von unserem Bühnenbild, das eigens für uns angefertigt wurde. Auf unserem YouTube-Channel MÖWE Official gibt es ein Video davon.

Welcher war der tollste, welcher der skurrilste Auftritt im letzten Jahr?

Cle: Also, zu unseren besten Auftritten letztes Jahr zählen sicherlich Singapur und Tahiti. Für uns war das eine komplett neue Kultur, die wir entdeckt haben, und dass uns die Leute so weit weg von unserer Heimat auch so feiern und sogar mitsingen können und einfach komplett abrocken, hätten wir uns nicht erträumt. Bei den tollsten, aber sicherlich auch skurrilsten Auftritten müssen wir auch noch unbedingt das Shambala in Kanada nennen. Dazu haben wir auch eine lustige Anekdote. Als wir am Flughafen standen, war der Flug komplett überbucht und trotz ewigem Betteln und Bitten wurden wir nicht auf den Flieger gelassen. Kurzerhand wurden wir auf die nächste Maschine am nächsten Morgen gebucht. Nach zig Stunden Flug kommen wir endlich an und müssen feststellen: Unser gesamtes Gepäck – natürlich auch unser Equipment – ist in Wien geblieben. Ein kurzer Moment der Verzweiflung, aber man muss ja auch improvisieren können. Zufällig haben wir unseren Kollegen und Freund Bakermat getroffen, er und sein Tourmanager haben uns sofort geholfen. Glücklicherweise konnten wir fast alles noch organisieren und eine mega Show spielen.

Mel: Das ist einfach ein irres Festival, man wird in eine komplette Fantasiewelt entführt und wir wurden für die Strapazen während der Reise echt mehr als entschädigt. Natürlich ist es auch immer wieder schön, auf unsere Kollegen wie Kygo und Co. zu treffen, die man ja leider viel zu selten sieht.

Was habt ihr außerdem für die nächsten Wochen und Monate geplant?

Mel: Die nächsten Wochen steht hauptsächlich Studio auf dem Plan. In den kalten Monaten produziert es sich irgendwie besonders gut und da träumen wir uns mit unserer Musik auch gerne mal woandershin. Unsere Songs versprühen meist einen Sommervibe!“

Cle: „Neben unserer fast täglichen Arbeit im Studio stehen natürlich auch viele, viele Shows an, auf die wir uns schon sehr freuen. Neben unserer ersten Südamerika-Tour spielen wir im Sommer einige ganz tolle Festivals wie z. B. Dockville, Frequency und mehr. Es ist immer schön, auf Tour zu sein, neue Eindrücke zu gewinnen, neue Länder kennenzulernen und natürlich auch neue Freunde zu gewinnen. Wir werden ein paar Tage in Berlin einlegen, um mit Daniel an etwas Neuem zu arbeiten. Wenn wir dazwischen mal frei haben, verbringen wir die Zeit mit Freunden und Familie. / Triple P

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