Mollono.Bass – zwischen Tränen und Hoffnung

Mollono.Bass – zwischen Tränen und Hoffnung. Credit: Saskia Uppenkamp

Ronny Mollenhauer aka Mollono.Bass hat gerade sein neues Album „Tears & Hope“auf 3000Grad veröffentlicht. Für den mit emotionalen Themen geladenen Longplayer verfolgte der DJ, Live-Act und Produzent eine besondere Release-Strategie über die letzten Monate. Vorab des finalen Releases erschienen mehrere Teile des Werks gesplittet. Im Gespräch verriet uns der Musiker aus Mecklenburg-Vorpommern, was dahinter steckt. Außerdem haben wir mit ihm über seine Zukunft als Solo-Artist sowie seine Pläne für sein Label und Kollektiv 3000Grad gesprochen. Unter anderem steht ein eigenes Festival an …

Ich hatte die letzten Monate sehr viel zu tun, die Zeit vergeht wie im Flug. Zum einen stecke ich als Teil des 3000Grad Kollektivs mittlerweile bis zum Hals in den Vorbereitungen für unser 3000Grad Festival im August. Das ist manchmal stressig, aber natürlich auch wunderschön und ich habe immer wieder Glücksmomente. Zum anderen habe ich mein neues Album „Tears & Hope“ fertiggestellt und organisiere eine Release-Party und eine Tour. Ich habe auf dem Album ja diverse Tracks zusammen mit MAZ’N produziert. Mit ihm gibt es nun auch einen ganz besonderen Live-Act. Wir sind beide sehr in diesem Projekt aufgegangen. Im Februar hatten wir unser Live-Debüt, auf unserer 27 Jahre SOS Party in Lärz. Das war ganz klar ein persönlicher Glücksmoment dieses Jahr!

Wie lief es mit 3000Grad Records und wie mit dem Kollektiv? Im August steht das 3000Grad Festival an … 

3000Grad Records und der 3000Grad Musik & Kultur e. V. sind vom Ding her zwei verschiedene Projekte. Aber wir sitzen buchstäblich unter dem gleichen Dach, essen zusammen Mittag und erzählen uns dabei Witze – manchmal sogar richtig gute. Wir arbeiten also Hand in Hand, letztendlich sehen wir uns eben doch als ein großes Team. Bei unseren Labels 3000Grad Records, Acker Records und den diversen Sublabels stehen für die kommenden Monate spannende Releases an, von alten Hasen und jungen Talenten.

Was das 3000Grad Festival im August angeht, gibt es viele spannende Neuerungen! Auf der Schatzinsel übernimmt die Crew vom Meeresrausch das Ruder – eine wunderbare Truppe mit großartigen Ideen und dem Herz am rechten Fleck. Da ihr eigenes Festival dieses Jahr nicht stattfindet, bringen sie ihren einzigartigen Spirit zu uns.

Außerdem sind drei neue Floors geplant:

  • Lack Kuhle – Hier geht es mit harten, schnellen Beats ordentlich zur Sache! Das Barometer zeigt satte 140 BPM und Crews wie Sachsentrance, fhainest und weitere junge, äußerst talentierte Künstler:innen werden die Tanzfläche beben lassen.
  • The Oracle – Dieser Floor widmet sich der hypnotischen Zeitlupen-Ekstase von organischem Downtempo.
  • Lost Vegas – Mit diesem Floor öffnen wir unser Festival für ganz neue Genres.

Kurz gesagt: Es gibt viele spannende Entwicklungen und eine deutliche Erweiterung unseres musikalischen Horizonts!

Mollono.Bass spielte unter anderem auf vergangenen Ausgaben des 3000Grad Festivals:

Ich habe gehört, du denkst nicht in Genre-Konventionen, oft fällt im Zusammenhang mit deinem Namen aber der Begriff „Organic House“? Wie würdest du deine Musik selbst beschreiben? 

Wie jeder Kreative habe ich im Laufe der Jahre natürlich eine gewisse Handschrift, einen Stil und damit einen gewissen Wiedererkennungswert entwickelt. Man hört irgendwie raus: Das ist ein Track von Mollono.Bass. Gleichzeitig denke ich, dass mein Sound sich gerade dadurch auszeichnet, dass er immer wieder in andere, neue Richtungen geht. Ich bin sehr glücklich darüber, dass meine Fans das feiern und lieben, und dass ich so meine Begeisterung für ganz verschiedene Genres ausleben darf! Ich habe den einen oder anderen Track veröffentlicht, der sich gut als Organic House beschreiben lässt. Das neue Album… ja, das ist schon organic, aber in meinen Ohren nicht wirklich House. Ich versuche Musik zu produzieren die sowohl zuhause als auch im Club funktioniert. Musik mit Tiefgang, mit einer Geschichte, aber eben auch mit jener ekstatischen Energie, die sich nur auf einer richtig schönen, großen und lauten Anlage entfaltet. Ich denke das neue Album wird diesem Anspruch sehr gut gerecht. Okay, aber wo sind die Genre-Namen? Hier sind drei, die mir spontan einfallen: Indie Dance, Melodic Techno und Deep Electronica. Indie Dance in der Rhythmik, den lang gezogenen Snares, dem feinen Hauch von 80er-Jahre, den ich modern interpretiere. Melodic Techno, weil die Melodien genauso wichtig sind und genau so ziehen sollen wie der Bass, die Beats und der Groove. Und Deep Electronica weil es ein wunderbar diffuser Begriff ist, der für mich stilistische Offenheit und Experimentierfreude bedeutet.

Für dein Album „Tears & Hope“ hast du eine ganz besondere Release-Strategie gewählt. Vorab zum vollständigen Longplayer erscheinen mehrere Parts daraus. Was steckt dahinter? Erläutere uns das bitte mal. 

In der Release-Strategie kommt genau wie im Albumtitel der aktuelle Zeitgeist zum Ausdruck, wenn auch auf einer ganz anderen Ebene: Der Zeitgeist der Hörgewohnheiten. Sehr viele Menschen, wahrscheinlich die meisten, werden mein neues Album auf Spotify hören. Das ist eine Realität, die jede Musikerin und jeder Produzent berücksichtigen muss, wenn ihr Sound bei den Fans ankommen soll. Bei Spotify ist es möglich jeweils einen Track pro Release zu featuren, also besonders zur Geltung zu bringen. Da ich nun aber denke, dass die zwölf Titel meines Albums alle eine besondere Geltung verdient haben, habe ich das Album in vier EPs aufgeteilt. Ein anderer wichtiger Aspekt bei dieser Release-Strategie ist, dass ich so besondere Mixe und Versionen veröffentlichen kann, die speziell sind. Die Radio Versionen sind ein gutes Beispiel dafür, sie sind eben für einen ganz bestimmten Kanal gedacht.

Einer der Parts der Release-Reihe zu „Tears & Hope“, hier in der Version für Streaming-Portale mit Radio Version:

Für das Album hast du kollaborativ mit MAZ’N und Andy’s Echo gearbeitet. Wie nahe stehst du beiden Künstler*innen und wie hat sich die Zusammenarbeit jeweils konkret gestaltet? 

Andy’s Echo war vor einigen Jahren auf unserem 3000Grad Festival gebucht. Ich kannte ihn vorher kaum, habe mir aber natürlich seine Tracks angehört. Der Auftritt hat mich dann richtig schwer begeistert. Und dann stellte sich heraus, dass er nicht nur talentiert, sondern auch menschlich äußerst sympathisch ist. Der Rest ist Geschichte: Andy’ Echo ist mittlerweile Teil unseres Künstlerkollektivs, hatte die eine oder andere Veröffentlichung bei uns und wir haben auf der Bühne und auf dem Dancefloor immer wieder eine gute Zeit. MAZ’N kam zuerst mit einer Remix-Anfrage auf mich zu. Remixen macht mir immer sehr viel Spaß, aber in diesem Fall war ich besonders angetan. Er hat eine eigene EP auf 3000Grad veröffentlicht, dann haben wir unsere erste gemeinsame EP nachgelegt. Wir haben in unserer Zusammenarbeit immer mehr Potenzial entdeckt. Bei der Arbeit am aktuellen Album kam dann auch ein besonderer neuer Live Act zustande: Ich bediene die Elektronik, MAZ’N spielt Keyboard und singt. Das geht wirklich ein bisschen in Richtung Konzert und ist ausgesprochen spannend!

Wie lief der Prozess zur Entstehung des Albums im Allgemeinen ab? 

Ich habe anderthalb Jahre an den Tracks gearbeitet. Teilweise waren es lange Studio-Sessions an langen Winterabenden, teilweise eine halbe Stunde zwischen dem ersten Kaffee und dem ersten Meeting im Büro von 3000Grad. Am lebhaftesten und schönsten sind mir die Momente in Erinnerung, in denen ich auf meinem kleinen Floß produziert habe. Direkt am Wasser zu sitzen und dort die Skizzen für die Tracks zu basteln, das ist einfach das Beste. Die Titel „Thunder Crane“ und „Orange Sky“ sind deutlich von diesen Momenten in der Natur geprägt… Ich würde gerne noch viel öfter so arbeiten – wenn ich denn nur mehr Zeit dafür hätte!

Was bedeutet „Tears & Hope“ für dich? 

Der Albumtitel bringt für mich den aktuellen Zeitgeist auf den Punkt. Wenn ich mich in der Welt so umschaue, dann sehe ich auf ganz vielen Ebenen Entwicklungen, bei denen mir die Tränen kommen. Politik, Umwelt… es läuft so viel schief! Aber dann ist da auch eine Seite in mir, die laut und deutlich sagt: Deshalb nur zu weinen bringt uns nicht weiter! Wir müssen nach vorne schauen, Hoffnung haben und mit unseren Visionen einer besseren Welt andere Menschen begeistern – nur so kann es eine Entwicklung hin zum Guten geben.

Welchen Sound können wir auf dem Album erwarten? 

Ein Sound, der viele verschiedene Atmosphären und Stilrichtungen aufmacht. Ein Sound, in dem sich die Ungewissheit und Zuversicht, die Melancholie und Euphorie unserer Zeit spiegeln. Ein Sound, der sowohl zuhause als auch im Club und auf einem Festival funktioniert.

Welcher Track bedeutet dir auf dem Werk am meisten? Welcher Track sticht besonders heraus? 

Die Frage nach dem Besten ist ja immer besonders kniffelig. Die offensichtliche, ehrliche, aber irgendwie auch langweilige Antwort ist: Jeder Track ist für mich speziell, jeder bedeutet mir gleich viel. Aber um zwei Beispiele herauszupicken: „Rise & Fall“, einer der Tracks, die ich zusammen mit MAZ’N produziert habe, empfinde ich als ganz besonders gelungen und bewegend. „Orange Sky“ geht in eine andere Richtung, hat ebenfalls sehr, sehr viel Gefühl – es war ein regelrechter Rausch, diesen Titel zu produzieren.

„Rise & Fall“, einer der Tracks des Albums von Mollono.Bass gemeinsam mit Studio-Partner MAZ’N, hier mit Musikvideo:

 

Nach der Release-Party, die am 26.4. stattfand, steht auch eine ganze Tour an. Wo geht es hin und gleichen die Auftritte der Release-Party? 

In der Tat, es wird eine Tour geben und ich freue mich soweit auf diverse Auftritte in Deutschland, Dänemark, Norwegen, Österreich und England. Es werden kleine, eher intime Clubs dabei sein, aber auch große Festivals. Hin und wieder werde ich die Sets alleine spielen, aber ich freue mich natürlich ganz besonders auf die zahlreichen Auftritte zusammen mit MAZ’N.

Was hast du sonst noch so für dieses Jahr für Mollono.Bass und 3000Grad geplant? 

Was Mollono.Bass angeht, hat mir die Arbeit mit MAZ’N so viel Spaß gemacht, dass wir nun ein gemeinsames Album produzieren. Bei 3000Grad dreht sich natürlich alles um das 15-jährige Jubiläum unseres Festivals im August, um unser Sonnendeck auf dem Fusion Festival und um viele andere, kleine und große Tanzvergnügungen.


Aus dem FAZEmag 158/04.2025
Text: David Fuchs
Credit: Saskia Uppenkamp
www.instagram.com/mollono.bass