Nach Razzia: Kult-Technoclub bangt um seine Existenz

Knapp ein halbes Jahr ist es her, als der Nürnberger Kultclub Die Rakete Opfer einer beispiellosen Polizeirazzia wurde. Etwa 100 Polizeikräfte hatten sich am 14. Mai 2023 unangekündigt Zutritt zum Club verschafft, um die Innenräume nach Drogen zu durchsuchen. Betreiber und Besucher erhoben im Anschluss schwere Vorwürfe gegen die Polizei aufgrund der Brutalität des Einsatzes. Sechs Monate später ist nichts mehr, wie es einst war.

„Die wollen uns einfach kaputtmachen.”: die Worte des Rakete-Betreibers Tom Zitzmann klingen drastisch, aber sie entsprechen vermutlich der Wahrheit. Es war eine beispiellose Härte, mit der die Polizeibeamten gegen 5 Uhr morgens in der Rakete vorgegangen waren. Von „Polizisten im Rausch” war im Anschluss die Rede. Gäste und Mitarbeitende wurden wie Vieh zusammengetrieben, Türen wurden eingetreten, manche mussten sich gar nackt ausziehen. Rund 8000 Euro Schaden sei bei der Razzia laut Zitzmann entstanden – eine Summe, die er bis heute nicht erstattet bekommen habe.

Doch das ist gar nicht mal das größte Problem. Seit dem Vorfall habe die Rakete, die weit über die Grenzen Nürnbergs hinaus bekannt ist und immer wieder bekannte Namen an den Tellern präsentiert, mit enormen Umsatzeinbußen zu kämpfen. „In den Monaten Juni, Juli und August hatten wir im Vergleich zum Vorjahr bestimmt 50 Prozent Umsatzeinbußen”, so Zitzmann gegenüber der Presse. Zurückzuführen ist das wohl in erster Linie auf eine allgemeine Verunsicherung der Szene. Keiner will das Geschehene an Tag X ein zweites Mal erleben. Zudem fährt die Polizei seit der Razzia noch häufiger Streife in der Nähe des Clubs. Vorkehrungen des Clubs – wie stärkere Kontrollen und eine No-Re-Entry-Politik – dürften zusätzlich dafür sorgen, dass potenzielle Gäste dem Club fern bleiben. Man will ja schließlich ohne Einschränkungen feiern. Einschränkungen, die es im Nachtleben Bayerns schon immer in größerem Maße gab, als in den meisten anderen Bundesländern. Zitzmann berichtet, dass manche DJs aus Angst vor Repressionen keine Gigs in Bayern spielen würden.

Polizei und Stadt sehen das Nachtleben derweil nicht in Gefahr. Ein lebhaftes Nachtleben sei wichtig, ist man sich einig. Es rechtfertige jedoch keine Tolerierung von Straftaten, so das Ordnungsamt.

Für die Rakete heißt es nun: durchhalten. Aktuell tourt der Club durch ganz Deutschland und macht Halt in 20 Städten – etwa in Berlin, Hamburg und München. Viel Geld komme laut Zitzmann nicht dabei herum, es sei aber zumindest mal eine wertvolle Promotion. Wir drücken der Rakete die Daumen auf eine baldige Besserung der Umstände.

Hier geht es zum Instagram-Kanal des Clubs.

Quelle: Nürnberger Nachrichten


100 Polizisten im Einsatz: Schwere Vorwürfe nach Drogen-Razzia in der Nürnberger Rakete